Kazaa überholt Morpheus

Im April 2002 tummelten sich im Gnutella-Netzwerk durchschnittlich 280.000 Nutzer, bei Kazaa 1,4 Millionen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 99 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Das Tauschnetzwerk Kazaa konnte in den vergangenen zwei Monaten offensichtlich von den Komplikationen bei Morpheus profitieren. Während sich im gesamten Gnutella-Netzwerk, dem Morpheus angehört, zu zufällig ausgewählten, beliebigen Momenten im April 2002 im Durchschnitt 280.000 Nutzer tummelten, waren es bei Kazaa 1,4 Millionen. Im Februar hatte Kazaa noch 830.000 Nutzer, Morpheus 1,08 Millionen.

Die Marktforscher von Redshift Research führen die Entwicklung unter anderem auf den Systemwechsel bei Morpheus zurück. Die Tauschbörse war Ende Februar vom Netz gegangen und hatte seinen Filesharing-Dienst innerhalb weniger Tage von FastTrack- auf Gnutella-Technologie umgestellt. Für die Nutzung war eine neue Software notwendig. Die Redshift-Forscher vermuten, dass die ursprünglichen Morpheus-Nutzer zwar auch die neue Software ausprobierten, mit ihrer Leistungsfähigkeit aber nicht zufrieden waren. Zudem produziere die neue Morpheus-Software viel Datenverkehr. So beanspruche es 40 kBit Bandweite allein schon beim Start, ohne dass ein Download durchgeführt werde.

Aber auch an Kazaa hat Redshift-Präsident Matt Bailey einiges auszusetzen. So sei die Software im Januar zusammen mit LimeWire, BearShare und Grokster in Verdacht geraten, einen Trojaner zu transportieren, der Aktivitäten der Nutzer an eine Adresse in Las Vegas gemeldet habe. Bailey meint, irgendwann werden die Nutzer auch von Kazaa die Nase voll haben. Momentan jedoch sei die Verlockung kostenloser Musik- und anderer Dateien zu groß, als dass sie wegen Pop-ups, versteckter Programme und anderer störender Eigenschaften die Segel strichen. Ende Mai wird Kazaa 250 Millionen Dateien in seinem Pool haben, schätzt Bailey.

Morpheus wechselte zur Gnutella-Technik, nachdem die Betreiber aus dem FastTrack-Netzwerk ausgesperrt worden waren. StreamCast Networks, die Betreiber von Morpheus, wollen ihren Filesharing-Dienst künftig mit einem System zur digitalen Rechteverwaltung ausstatten. Damit soll der P2P-Börse anscheinend ein legaler Anstrich gegeben werden. Wegen Urheberrechtsverletzungen müssen sich zurzeit KaZaA, StreamCast und Grokster vor einem US-Gericht verantworten. (anw)