Kia zeigt drei neue Elektroautos: Die nahende Zukunft

Der Kia EV Day mit dem Ausblick auf EV5, EV4 und EV3 zeigt den Konflikt der Konzerne: Um Kunden zu gewinnen, muss die Auswahl steigen. Und die Preise sinken.

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Kia EV5

(Bild: Kia)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Kia hat in Seoul drei neue Elektroautos vorgestellt: das Serienmodell des SUVs EV5 sowie die Studien der Limousine EV4 und des kompakten SUVs EV3. Die Marke der Hyundai Motor Company ergänzt so das Portfolio, das derzeit aus dem EV6, dem frisch präsentierten Luxus-SUV EV9, dem Niro EV und dem e-Soul besteht. Kia setzt konsequent aufs Elektroauto und will 2026 eine Million pro Jahr bauen. Die beeindruckende Plattform e-GMP aus dem Konzern weckt hohe Erwartungen, die zumindest teilweise enttäuscht werden.

Das chronologisch nächste Elektroauto ist der EV5. Er ist mit 4,62 m Länge, einer Breite von 1,88 m und einer Höhe von 1,71 m ein typisches Welt-SUV. Das Design ist seit einigen Wochen öffentlich; neu sind die technischen Daten. Für den koreanischen Markt – und vermutlich auch für den deutschen – wird es eine Version mit Frontantrieb geben und das mit zwei Batterie-Varianten. In der Basisvariante sind es 58 kWh, die teurere Version bietet 81 kWh. Die Motorleistung beträgt 160  kW. Zusätzlich wird die 81-kWh-Batterie in Kombination mit Allradantrieb, einem zusätzlichen Heckmotor und 225 kW Systemleistung angeboten.

Keinen Jubel gibt es für die Ladezeit, die Kia mit 27 Minuten für den Hub von 30 auf 80 Prozent angibt. Für den üblichen Vergleich von 10 auf 80 Prozent sind es also rechnerisch 38 Minuten. Das ist ein Hinweis darauf, dass die e-GMP hier nicht mit 800, sondern mit 400 Volt Spannungsebene arbeitet. Der EV5 wird also unterm EV6 positioniert, der für den Standardhub lediglich 18 Minuten braucht. Die Frage für die Kunden ist, ob sie für den Abstrich auch erheblich weniger Geld zahlen müssen. Hierzu gibt es noch keine Auskunft.

Kia EV5 (5 Bilder)

Der Kia EV5 kommt 2024 nach Europa. Er ist 4,62 m lang, 1,88 m breit und 1,71 m hoch. (Bild: Kia)

Der EV5 wird die Features haben, die Kia fast überall anbietet, die aber nicht selbstverständlich sind. So wird er V2L-fähig sein, also externe elektrische Geräte mit Strom versorgen können. Auch fürs bidirektionale Laden (V2G) ist der EV5 vorbereitet. Bis 2025 wird sich die Zahl der Elektroautos, die das können, erheblich vergrößern.

Die Pressekonferenz in Südkorea hat sich an heimische Käufer, an die in China und die in den USA gerichtet. Alle technischen Angaben und Preise beziehen sich auf diese Märkte. So wird für EV5, EV4 und EV3 eine Spanne von 35.000 bis 50.000 US-Dollar angegeben. Umgerechnet wären das knapp 33.000 bis 47.000 Euro. Listenpreise werden aber immer für die jeweiligen Zielmärkte zugeschnitten. Diese Werte sind also bestenfalls eine grobe Tendenz, mehr nicht.

Bei der Konzeptstudie EV4 ist offen, ob sich die Limousine als Pendant des Hyundai Ioniq 6 erweist und mit der 800-Volt-Auslegung der e-GMP kommt oder ob der EV4 gleichfalls zugunsten eines niedrigeren Endpreises auf 400 Volt begrenzt bleibt. Das Design des EV4 hat sich weit von der Tigernasen-Ära bei Peter Schreyer entfernt. Gewöhnungsbedürftig ist das voluminöse Heck. Kia spricht von einem Viertürer, und auch auf den Fotos ist keine Heckklappe erkennbar: Wie beim Hyundai Ioniq[ ]6 oder dem wichtigsten Konkurrenten Tesla Model 3 wird es für den Kofferraum nur einen Stummeldeckel geben.

Kia EV4 (4 Bilder)

Für die Limousine EV4 gibt es wie beim EV3 noch kein Startdatum. Entscheidend wird die Frage, ob er ein Pendant zum Hyundai Ioniq 6 sein wird und dessen 800-Volt-Plattform bekommen wird oder nicht.
(Bild: Kia)

Bei sehr vielen Interessenten verhindern die hohen Preise noch den Kauf eines Elektroautos. Für sie wird der EV3 besonders wichtig: Er wird wahrscheinlich den Kia e-Soul (Praxistest) ersetzen. Die SUV-artige Optik ist und bleibt ein weltweites Erfolgsrezept. Elektroautos wie der Volvo[ ]EX30 oder der Jeep Avenger zeigen, wie man Fahrzeuge baut, die nur so tun, als wären sie geländetauglich. Faktisch sind sie bei den Außenmaßen dicht am VW ID.3 (Test), dessen Van-Design nicht überall gut ankommt. Während die äußere Form von EV4 und EV3 bereits nah an den Serienautos liegt, ist das bei den Innenräumen nicht der Fall. Hier gibt es zum Beispiel Lenkräder zu sehen, die nicht rund sind, sondern oben und unten stark abgeflacht.

Kia EV3 (5 Bilder)

Kia hat auf dem EV Day drei Elektroautos vorgestellt: Die Serienversion des EV5 sowie die Konzeptstudien für die Limousine EV4 und den EV3 (Bild). (Bild: Kia)

Der Kia EV Day zeigt, in welchem Konflikt die internationale Autoindustrie ist. Um größere Kundenkreise zu gewinnen, muss es mehr Auswahl und vor allem niedrigere Preise geben. Die lassen sich zumindest mittelfristig nur über ein deutliches Minus bei Energiegehalt oder Ladeleistung darstellen. Wenn der Preis stimmt und die Leistungsdaten fürs eigene Nutzerprofil ausreichen, könnten Käufer darüber hinwegsehen. Das Experiment, wie weit man als Autohersteller in dieser Hinsicht gehen kann, läuft bereits.

(mfz)