Kleines, quadratisches und ein Festival - die Fotonews der Woche 35/2023

Noch vor der Photopia werden neue Kameras angekündigt, mit Micro-Four-Thirds oder Sofortbild. Und Adobe stellt bald eine eine praktische Funktion ab.

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Die schon 2018 vorgestellte Lumix G9 bekommt vielleicht bald einen Nachfolger

(Bild: c't digitale fotografie)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Nico Ernst
  • Christine Bruns
Inhaltsverzeichnis

Alles kommt wieder. Gerade in der Fotobranche kann man sich darauf verlassen, dass, was manche als überholt betrachten, immer noch Liebhaber findet. Sogar der Zeitpunkt ist dabei relativ berechenbar. Zum Beispiel jetzt: Der Herbst beginnt bald, die Sommerurlaube sind vorbei, und vor diesen haben die Großen der Branche ihre neue Gerätschaft vorgestellt.

c't Fotografie 3/24

Folglich ist jetzt die Zeit für die Nischenprodukte, die für oft viel Geld alte Technik noch nutzbar machen. Die Rede ist natürlich von der ersten großen Polaroid-Kamera seit Jahren, der I-2. Sofortbildfotografie war nie so richtig weg, und erfreut sich durch die günstigen Instax-Systeme auch bei jungen Menschen seit Jahren großer Beliebtheit. Die I-2 ist aber in Preis und Anspruch eine sehr erwachsene Kamera.

Das beginnt mit dem 3-Linsen-Objektiv, dem trotz Lidar-Autofokus der manuelle Fokus fehlt. Dafür kann man nun Zeit und Blende einstellen, mit mindestens 1/250 Sekunde sind die Verschlusszeiten aber immer noch recht lang. Retro und Moderne vereint die Polaroid sonst so, wie man sich das wünscht: Es passen alle gebräuchlichen Filmkassetten der Sorten 600, SX-70 und i-Type, es gibt eine App zur Steuerung per Bluetooth, und der Akku der Kamera wird per USB-C aufgeladen.

Richtig gelesen, es gibt einen Akku in der Kamera – die in die Filmpacks integrierten Batterien, auch vor Jahrzehnten schon ökologischer Wahnsinn, sind nicht mehr nötig. Tiefe Taschen braucht es aber immer noch, denn die Kamera ist mit rund 700 Euro ebenso wenig günstig wie das einzelne quadratische Sofortbild, für das je nach Größe der Kassette um die 1,80 Euro zu bezahlen sind.

Das frühere professionelle Einsatzgebiet einer Polaroid, die Kontrolle von Bildaufbau und Belichtung im Studio, dürfte auch mit der I-2 wohl kaum wiederbelebt werden. Dafür kann man heute mit der großen Kamera ein Bild drahtlos auf das farbstarkes Display eines Tablets oder PC funken, das geht sogar noch schneller und zeigt das tatsächliche Endergebnis. Denn der Farbkontrast und die Schärfe von Polaroids sind trotz all des Reizes dieses speziellen Looks eben immer noch miserabel.

Ganz und gar nicht schlecht sieht es für kompakte Systemkameras aus, die Vorstellung von neuen APS-C-Kameras unter anderem von Canon und Sony in den letzten Monaten unterstreicht das. Kein Wunder also, dass auch Panasonic mit seiner Marke Lumix da mitspielen will. Und zwar, das geht aus einer Ankündigung des Unternehmens klar hervor, mit einer neuen Micro-Four-Thirds-Kamera. Natürlich gibt es dafür im Vorfeld den üblichen Social-Media-Hype.

In einem 15 Sekunden kurzen Video im Dienst X, früher Twitter genannt, zeigt Panasonic eine schematische Zeichnung des MFT-Bajonetts und erwähnt im Video wie dem Text des Postings eine "New Phase". Das darf man getrost als Hinweis auf den heute üblichen Phasenwechsel-Autofokus moderner Kameras werten. Auch der Buchstabe "G" befindet sich prominent im Video, es dürfte sich also um ein neues Modell der G-Serie handeln. Ungewiss ist nur noch, ob die schon in den Gerüchteküchen sichtbare G9 Mark II oder eine ganz neue Kamera gemeint ist. Sicher sein kann man am 12. September 2023 ab 10 Uhr vormittags deutscher Zeit, da beginnt ein schon angelegter Livestream auf YouTube.

Das ergibt alles ziemlich viel Sinn, was sich von Adobes letzter funktionaler Änderung an seiner Creative Cloud kaum behaupten lässt. Denn das Synchronisieren von Dateien über mehrere Geräte hinweg wird am 1. Februar 2024 für das Standard-Abo abgeschaltet, für die professionellen Abos am 1. Oktober 2024. Eine Erklärung gibt es nicht, es liegt jedoch nahe, dass die Funktion so selten genutzt wurde, dass Adobe sie in seiner Vielzahl verschiedener Programme nicht mehr unterstützen will.

Dabei ist die Idee dahinter völlig naheliegend und praktisch: Auf jedem Gerät einen Ordner namens "Creative Cloud Files" anlegen, Fotos und anderes darin speichern, voilà: Auf allen Geräten, die man benutzt, sind all diese Dateien immer auch lokal verfügbar, wenn die Geräte denn zumindest gelegentlich online sind.

Natürlich gibt es solche Sync-Funktion auch mit anderen Diensten wie Dropbox oder Microsofts OneDrive, nur: Man bezahlt mit einem Adobe-Abo ohnehin schon für eine Cloud, warum sie nicht auch für das Synchronisieren nutzen? Sinn ergibt immerhin die Entscheidung, die Synchronisierung von Photoshop-Einstellungen per Cloud zu entfernen. Wie Docma beschreibt, war sie stets unzuverlässig. Nicht von den Änderungen betroffen sind Lightroom-Inhalte, die direkt aus der Anwendung in die Cloud befördert werden, es geht nur um Dateien aus dem lokalen Ordner "Creative Cloud Files".

Die Produktpolitik des Marktführers für digitale Bildverarbeitung, Adobe, dürfte auch auf der am 21. September 2023 beginnenden Photopia in Hamburg Anlass für Gespräche sein. Wie bereits berichtet, versteht sich die Veranstaltung nicht nur als Messe, sondern als Festival. Dem für jedes Business-Event mit ein bisschen Spaßfaktor arg strapazierten Bericht dürfte die Photopia aber wohl gerecht werden. Hinweise darauf geben nun die Bühnenprogramme, beispielsweise von Canon und von Nikon.

Da wird zwar auch viel Produktwerbung betrieben, aber den größten Raum nimmt die Vorstellung der Arbeit von Fotografen ein. Und zwar aus Bereichen, in die man sonst nicht so ohne Weiteres Einblick bekommt, etwa der Fotografie von Modeveranstaltungen oder Cosplay. Bei beiden Herstellern gibt es dabei immer auch Live-Vorführungen, andere Unternehmen organisieren gleich ganze Fototouren durch die Hansestadt, auch auf dem Wasser. Vielleicht kein Long Read, eher ein Long Search: Das Workshop-Programm der Photopia ist unsere Empfehlung zum Wochenende.

(nie)