Klimawandel lässt unersetzliche Meteoriten in der Antarktis verschwinden

In der Antarktis werden die meisten Meteoriten gefunden, aber wohl nicht mehr lange: Wegen des Klimawandels verschwinden immer mehr außerirdische Fragmente.

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Schwarzer Steinbrocken auf ewigem Eis

Ein Meteorit in der Antarktis

(Bild: The University of manchester)

Lesezeit: 2 Min.

Die globale Klimaerwärmung sorgt auch dafür, dass immer mehr Meteoriten in der Antarktis von der Oberfläche des ewigen Eises verschwinden und damit für die Wissenschaft nicht mehr zugänglich sind. Das hat eine Forschungsgruppe ermittelt und die Zahl der jedes Jahr im Eis verschwindenden außerirdischen Brocken dank KI-Technik, Erdbeobachtungsdaten und Klimamodellen sogar quantifiziert. Pro Zehntelgrad, das die Atmosphäre wärmer wird, verschwinden demnach etwa 9000 Meteoriten von der Eisoberfläche in der Antarktis. Aktuell gingen so schon etwa 5000 Meteoriten pro Jahr verloren, während jährlich nur etwa 1000 sichergestellt werden. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte gar ein Großteil der Meteoriten im mit Abstand wichtigsten Fundgebiet verloren sein, bis 2050 schon rund 24 Prozent.

Wie das Forschungsteam um Veronica Tollenaar von der Freien Universität Brüssel erklärt, stammen mehr als 60 Prozent der Meteoriten, die auf der Erde gefunden werden, aus der Antarktis. Das liegt nicht daran, dass sie dort häufiger einschlagen. Im ewigen Eis sind sie nicht nur viel leichter zu finden, von dem langsam fließenden Eis werden sie außerdem langsam an bestimmten Stellen deponiert und regelrecht gesammelt. Dort können die dunklen Brocken auf dem hellen Eis leicht ausgemacht und in großer Zahl eingesammelt werden. Gleichzeitig werden sie durch ihre Färbung aber auch stärker durch die Sonne erhitzt. Wenn die Brocken auf diesem Weg zu warm werden, schmelzen sie ihre direkte Umgebung auf und sinken ein. Sobald sie zu tief liegen, sind sie für die Wissenschaft verloren, weil nicht mehr auffindbar.

Um die Fragmente vor diesem Schicksal zu bewahren und die Informationen, die sie über das Sonnensystem enthalten, für die Forschung zu sichern, müsste der Ausstoß von Treibhausgasen rasch verringert werden, schreibt das Team. Nur so könnte sich die Erderwärmung verringern und der Verlust der Mehrzahl der schätzungsweise 300.000 bis 800.000 Meteoriten in der Antarktis noch verhindert werden. Auch weil es danach aber derzeit nicht aussieht, plädieren sie auch dafür, Bemühungen zur Sicherstellung von Meteoriten aus der Eiswüste intensivieren. Dazu könnte auch intensiver nach Gebieten gesucht werden, in denen sich die Objekte sammeln. Nur so könnte verhindert werden, dass einige Geheimnisse des Universums im Eis versinken. Ihre Arbeit stellt die Gruppe im Forschungsmagazin Nature Climate Change vor.

(mho)