Unity gibt nach: Diese Kompromisse geht der Engine-Entwickler ein

Unity gibt seine umstrittene Runtime Fee nicht komplett auf. Das neue Bezahlmodell kommt Entwicklern aber stark entgegen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 119 Kommentare lesen

(Bild: Unity)

Lesezeit: 3 Min.

Es ist ein Kompromissvorschlag und eine Bitte um Entschuldigung: Unity hat eine neue Version seiner geplanten Runtime Fee vorgestellt, die viele der Kritikpunkte der ersten Fassung ausräumen soll. Wichtig vor allem: Bereits veröffentlichte Spiele und Titel, die sich aktuell in Entwicklung befinden, sollen von der stritten Installationsgebühr befreit werden.

Unity hatte Mitte September seine neue sogenannte "Runtime Fee" vorgestellt. Sie sah vor, dass alle Entwickler in der Unity-Engine ab einem bestimmten Erfolgsmeilenstein 20 Cent pro Installation ihres Spiels zahlen sollten. Entwicklerstudios liefen gegen dieses geplante Bezahlmodell Sturm. Sie wiesen etwa darauf hin, dass die Gebühr negative Auswirkungen auf Abo-Titel und die langfristige Erhaltung von Videospielen haben könnte. Auch gezielte Troll-Installationen und Tracking von Spielern wurden befürchtet.

"Ich möchte so beginnen: Es tut mir leid", schreibt Unity-Manager Marc Whitten in einem offenen Brief. "Wir hätten mit mehr von euch sprechen und mehr von eurem Feedback berücksichtigen sollen." Die neue Version der Runtime Fee, die Marc Whitten nun in seinem offenen Brief beschreibt, ist in vielen Punkten entschärft. Zuerst sollen Spiele, die mit Unitys Gratis-Stufe Unity Personal entwickelt wurden, von der Runtime Fee ausgenommen werden. Unity Personal kann man für Spiele verwenden, die innerhalb von 12 Monaten bis zu 100.000 US-Dollar Umsatz machen. Diese Grenze hebt Unity im Rahmen des neuen Modells auf 200.000 US-Dollar an.

Doch auch vielen Studios in anderen Unity-Abos soll die Gebühr erspart werden: Erst ab einem Jahresumsatz von einer Million US-Dollar wird die neue Runtime Fee fällig, schreibt Whitten. Damit bestätigt Unity, dass kleinere Studios von den Gebühren praktisch ausgenommen sein werden.

Die Bezahlgebühr wird außerdem nur bei Spielen erhoben, die in der neuen LTS-Version von Unity entwickelt werden, die 2024 erscheint. Heißt konkret: Alle bisher veröffentlichten Unity-Spiele sind befreit. Damit hebelt Unity einen der wichtigsten Kritikpunkte am vorherigen Modell aus. Auch Titel, die sich aktuell in Entwicklung befinden, müssen keine Runtime-Gebühr pro Installation zahlen – es sei denn, sie entscheiden sich 2024 zum Umstieg auf die neue LTS-Version.

Für Studios, die die Runtime-Gebühr tatsächlich irgendwann zahlen müssen, gibt es ebenfalls Änderungen. Die festgeschriebene Gebühr von 20 Cent weicht einem flexiblen Modell. Entwicklerstudios zahlen entweder 2,5 Prozent ihres Umsatzes oder einen "berechneten Betrag auf der Grundlage der Anzahl der neuen Spieler", schreibt Whitten – damit dürfte der bisherige Betrag von 20 Cent pro Installation gemeint sein. Beide Zahlen sollen die Entwicklerstudios selbst berichten. Sie bezahlen dann die Variante, die für sie günstiger ist.

Nach massiver Kritik von zahlreichen Entwicklerstudios hatte Unity schon vor mehreren Tagen signalisiert, Änderungen an seinem Bezahlmodell vornehmen zu wollen. "Wir entschuldigen uns für die Verwirrung und die Verärgerung, die die am Dienstag angekündigte Runtime-Richtlinie verursacht hat", schrieb Unity in einem Post auf X. "Wir hören zu, sprechen mit unseren Teammitgliedern, unserer Community, unseren Kunden und Partnern."

(dahe)