Krach in der Philips-Halbleitersparte

Die deutsche Tochter des holländischen Konzerns Philips will die Mitarbeiter der Halbleiter-Sparte nach einem neuen Tarifvertrag beschäftigen.

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Von
  • Eckart Gienke
  • dpa

Die deutsche Tochter des holländischen Konzerns Philips will ihre Halbleiter-Fertigung in Deutschland neu ordnen und gleichzeitig die Branche wechseln. Rund 3000 Beschäftigte in Hamburg und Böblingen sollen nicht länger nach dem Metalltarif, sondern nach dem Chemietarif bezahlt werden, der unter anderem längere Arbeitszeiten vorsieht. Jetzt ist ein handfester Krach ausgebrochen. Gewerkschafter drohen bereits mit Streik.

"Wir müssen in der Philips-Welt konkurrenzfähig sein, wenn es um die Investitionen des Konzerns geht", sagt Peter Draheim, der Chef der Philips-Halbleiterfertigung in Deutschland. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe Philips eine Milliarde Mark in die Fertigung von Halbleitern investiert und in den nächsten fünf Jahren soll es ähnlich viel werden. Trotz der aktuellen Rezession in der Branche, die traditionell von starken Schwankungen geprägt ist, setze Philips auf Wachstum. Der deutsche Standort konkurriere konzernintern nicht nur mit der fast doppel so großen Philips-Halbleiterfertigung im holländischen Nijmwegen um die Investitionsmittel, sondern ebenso mit Fabriken in den USA und Fernost. Und dort arbeiten die Beschäftigten länger als bei der deutschen Philips.

Konsequenz der Philips-Manager: Die neue Philips Semiconductors GmbH, die sowohl die 2300 Mitarbeiter am traditionsreichen Hamburger Standort wie auch die 750 neuen Philips-Beschäftigten in Böblingen umfasst, wird in den Arbeitgeberverband Chemie eintreten. "Die Produktion von Halbleitern ist ein komplexes chemisches Verfahren", sagt Draheim. "Metallverarbeitung findet da nicht mehr statt." Vorteil für die Firma: Die reguläre Wochenarbeitszeit steigt von 35 auf 37,5 Stunden. Vorteil für die Beschäftigen: Sie verdienen rund sieben Prozent mehr. Für Neueinsteiger sieht die Bilanz allerdings etwas schlechter aus.

Doch die Arbeitnehmer spielen nicht mit. "Die Belegschaft will die bewährten Tarifverträge der IG Metall behalten", sagt Betriebsrat Werner Bradinal. Er wirft dem Philips-Konzern "Tarifflucht" vor und hat seit der Bekanntgabe der Pläne rund 400 neue Mitglieder registriert. Die Philips-Manager lässt das kalt. "Wir fragen nicht danach, ob jemand in einer Gewerkschaft ist", sagt Personalchef Wigand Ridder. "Wir verpflichten uns in den Arbeitsverträgen, den Chemievertrag einzuhalten." Zudem werde niemand gezwungen, den Tarifvertrag zu wechseln. Nur neu eingestellte Arbeitnehmer müssen die Chemie-Bedingungen akzeptieren.

Die Gewerkschaften untereinander suchen derweil den Schulterschluss. "Wir haben natürlich gute Tarifverträge", sagt der zuständige IG-Chemie-Vorstand Werner Bischoff. Es gebe auch durchaus Halbleiter-Hersteller, bei denen die IG Chemie die Hausgewerkschaft sei; die Zuständigkeiten überschneiden sich teilweise. "Aber wir haben erklärt, dass die IG Metall mit ihrer langjährigen Erfahrung für die Philips-Betriebe zuständig bleiben soll", sagt Bischoff. "Wir wollen keinen Konflikt und keine Mitglieder abwerben." Für Arbeitnehmer, die in die IG Chemie wechseln wollen, bleiben die Türen geschlossen.

Eine Lösung des Konflikts ist nicht absehbar. "Wenn die Philips-Geschäftsführung nicht verhandeln will, werden wir nach dem 1. Juli zu Kampfmaßnahmen greifen", sagt der zuständige IG-Metall-Betreuer Gunter Barnbeck. (Eckart Gienke/dpa) / (em)