Kryptogeld: Börse für Opfer gescheiterter Börsen scheitert

Manch Kryptozocker ist zwar sein Geld los, hat aber Ansprüche gegen Pleitefirmen. Damit sollte bei der als OPNX wiederauferstandenen Coinflex gehandelt werden.​

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Brennende Geldscheine

(Bild: photoschmidt/Shutterstock.com)

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Die Kryptobörse OPNX (ehemals Coinflex) sperrt zu. Dabei ist sie erst im April aus einem Sanierungsverfahren auferstanden. Damals wurde Coinflex in OPNX umbenannt und erhielt ein neues Geschäftsmodell: Kunden bankrott gegangener Kryptofirmen sollten mit ihren Ansprüchen gegen die Pleitiers handeln. Auch Optionen auf solche Anspruche waren im Angebot. Geld haben die Betroffenen vielleicht kaum noch, aber mit ihren Forderungen können sie noch zocken und dafür Gebühren zahlen, so die Idee.

Alameda Research, Blockfi, CelsiusNetwork, FTX, Mt. Gox, Three Arrows Capital oder Voyager Digital hießen einige der damals schon abgestürzten Kryptobuden. Die Zielgruppe der geschröpften Kunden war also beachtlich. Rentiert hat sich die Idee mit dem Handel insolventer Forderungen offenbar dennoch nicht. Dabei standen hinter der Neuaufstellung als Pleitiers erfahrene Kryptounternehmer.

Sie heißen Kyle Davies und Su Zhu sowie Sudhu Arumugam und Mark Lamb. Davies und Zhu sind als Gründer des Kryptowährungs-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) bekannt, Arumugam und Lamb für die Kryptobörse Coinflex. Sowohl 3AC als auch Coinflex wurden im Juni 2022 zahlungsunfähig. Coinflex schaffte ein Sanierungsverfahren, 3AC wurde mit Milliardenverlusten liquidiert.

Das focht die vier Herren nicht an. Anfang 2023 gingen sie mit ihrem Plan für eine neue Kryptobörse auf die Suche nach 25 Millionen Dollar Wagniskapital. Arbeitstitel der Kryptopleitenbörse war GTX, weil G im Alphabet auf F wie FTX folgt, und FTX ja die bislang bekannteste Pleite einer Kryptobörse war. Auf GTX sollten FTX-Kunden ihre Ansprüche gegen FTX an Dritte verkaufen können, die auf eine höhere Auszahlung wetteten, "so investors liberate their trapped debt capital" (damit Investoren ihr gefangenes Schuldenkapital befreien).

Doch dann gelang Coinflex der Ausgleich, womit die vom neuerlichen Gründungsdrange Befallenen sich dieses Vehikels bedienen konnten. Der Name GTX war dann vielleicht doch kein gutes Omen, und der Name Coinflex war verbrannt, also wurde Coinflex in OPNX umbenannt. So wurde das zumindest medial verkauft; Coinflex-Gläubiger bezeichnen den Schritt als rechtswidrig und haben Lamb in Hongkong verklagt. Tatsächlich wurden Coinflex-Kundenkonten und -Positionen nicht bei OPNX weitergeführt, sondern geschlossen.

"We do not forget the lessons of the past", versprach OPNX, zu Deutsch: "Wir vergessen die Lehren der Vergangenheit nicht." Das mediale Echo in der Kryptobubble auf OPNX war erheblich, der Zulauf zahlender Kundschaft nicht. Am ersten Handelstag im April 2023 wurden auf OPNX Krypto-Trades im Gesamtwert von weniger als zwanzig US-Dollar abgewickelt.

Die Kryptobörse legte auch zwei neue, hauseigene Kryptowährungen auf (OX und oUSD). Ab Juli konnte mit Forderungen gegen die Pleitebörsen FTX und Celsius spekuliert werden. Wer beispielweise Ansprüche gegen FTX hatte, konnte sie auf OPNX damals mit 70 Prozent Abschlag weiterreichen – heute macht der Insolvenzverwalter FTX’ den Kunden Hoffnung auf volle Entschädigung. Später sollte OPNX "eine Reihe innovativer Produkte" nachlegen.

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Der wirtschaftliche Erfolg ist bei OPNX offenbar ausgeblieben. Vielleicht hat es wenig Vertrauen geschürt, dass Davies und Zhu die Untersuchung der 3AC-Pleite nicht unterstützt haben. Dafür wurden sie in Singapur zu je vier Monaten Haft verurteilt. Davies ist unbekannten Aufenthaltsortes. Zhu wurde im September beim Versuch, Singapur zu verlassen, verhaftet und eingebuchtet. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß und

Mitteilung über die Schließung OPNX'

(Bild: OPNX)

Am 1. Februar ereilte OPNX-Kunden eine kurze Nachricht: Die Kryptobörse schließt. Kunden sollten alle Positionen tunlichst vor 7. Februar, 8 Uhr UTC, ausgleichen, sonst erfolge das automatisch. Guthaben können nur bis zum Valentinstag abgezogen werden, danach sind sie weg. Zhu begründet diesen Schritt mit den guten Nachrichten bei FTX, womit sich der Handel mit Forderungen gegen bankrotte Kryptofirmen erledigt habe. Von den "weiteren innovativen Produkten" ist bei OPNX keine Rede mehr.

Davies und Zhu sind aber nicht entmutigt und bewerben bereits ihr nächstes Kryptoventure. Diesmal winken für riskante Kryptowetten Belohnungen in Form der kaum werthaltigen OPNX-Kryptowährung OX. Spaß soll das machen.

(ds)