Kuhfrei, aber bald nicht mehr schön: Apple-Lederersatz "FineWoven" in der Kritik

Apples "Feingewebe" soll nachhaltig und klimaneutral sein. Doch an die Haltbarkeit von Leder kommt der Stoff für Hüllen und Armbänder wohl nicht heran.

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Verkratzte "FineWoven"-Hüllen in einem Apple-Laden

Verkratzte "FineWoven"-Hüllen in einem Apple-Laden.

(Bild: Parker Ortolani / Threads)

Lesezeit: 3 Min.

Seit Apple angekündigt hat, keine Lederhüllen mehr für iPhones und Apple Watches anzubieten, zeigt sich Unmut bei den Kunden – und zwar von mehreren Seiten. Die einen finden, dass Apple die qualitativ hochwertigen und beliebten Zubehörprodukte "aus Kuh" nicht vom Markt hätte nehmen sollen. Sie sehen im "FineWoven"-Feingewebe aus Kunststofffasern keine Alternative – obwohl es klimaneutral und nachhaltig sein soll. Die zweite Kundengruppe hat nichts gegen "FineWoven"-Produkte, sieht aber ein anderes Problem: Sie haben Produkte damit gekauft, finden sie qualitativ aber nicht gut genug – gerade bei den von Apple aufgerufenen Preisen.

Tatsächlich scheint das Feingewebe nicht so haltbar zu sein, wie Apple dies verspricht. So entstehen erstaunlich schnell Abdrücke und sogar Kratzer in dem Material, die man auch nicht mehr herausbekommt. Apple selbst sah sich inzwischen genötigt, ein Memo an die Besatzung seiner Ladengeschäfte zu versenden, in dem es heißt, sie sollten "FineWoven" als ein Produkt anpreisen, das aus einem "luxuriösen Microtwill" bestehe.

Es könne passieren, dass Interessenten Fragen zum Erscheinen des Materials haben, wie es sich mit der Zeit abnutzt und wie man es pflegt. Die Kundenbetreuer sollen dann sagen, es handele sich um eine "weiche, aber doch haltbare Textur", die "wie Wildleder" sei. Das Problem: Das Material kann sich verformen. "Es kann anders aussehen und sich mit der Zeit abnutzen, da die Fasern bei normalem Gebrauch zusammengedrückt werden."

Apple-Mitarbeiter dürfen weiterhin einräumen, dass die Verwendung von MagSafe-Zubehör "leichte Abdrücke" hinterlässt. Das sei aber "so ähnlich wie bei Leder und anderen Stoffen". Immerhin gibt es Hoffnung: "Einige" der Kratzer sollen sich aus "FineWoven" herauspolieren mit der Zeit. Die Reinigungsanleitung ist denkbar simpel: Man soll ein fusselfreies Tuch in Wasser eintauchen und es dann auswringen, bis es nur noch leicht feucht ist. Dann darf man es eine Minute lang "sanft" über die "FineWoven"-Oberfläche ziehen. Ob der Trick wirklich hilft, ist nicht überliefert.

Apple verwendet "FineWoven" auch für mehrere Apple-Watch-Armbänder, hat außerdem seinen Luxus-Partner Hermès dazu gebracht, dem Leder abzuschwören. Das gilt allerdings erstaunlicherweise nur für Produkte, die Apple selbst verkauft. Begibt man sich auf die offizielle Website des Pariser Labels, findet man noch zahlreiche Lederarmbänder sowie selbst Apple-Watch-Series-9-Modelle direkt mit einem solchen (samt Hermès-Logo).

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(bsc)