Live-Nacktbilder mit KI-Kamera - Kunstprojekt soll Diskussionen anregen

In Sekundenschnelle erstellt die Kamera "Nuca" eine Nackbild-Version anhand des Menschen, der vor der Linse steht. Ein Kunstprojekt, das provozieren will.

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Ein Bild zweier Männer: links der Oberkörper des bekleideten Fotomodels, das in die Kamera lächelt, rechts das generierte Nacktbild der KI-Kamera

Auf Basis der analysierten Merkmale erstellt die KI-Kamera Nuca ein künstlich generiertes Aktbild.

(Bild: Nuca)

Lesezeit: 4 Min.

Eine Kamera, die dank Künstlicher Intelligenz innerhalb von Sekunden ein Nacktbild jeder fotografierten Person erstellt – das soll "Nuca" können. Kein Produkt für den Massenmarkt, betonen die Erfinder Mathias Vef und Benedikt Groß, sondern vielmehr ein in die Tat um gesetztes Gedankenspiel. Das Ziel: provozieren. Und eine Diskussion über den Senkrechtstart der Möglichkeiten mit Künstlicher Intelligenz anzustoßen.

"Haben Sie sich jemals vorgestellt, Supermans Röntgenblick zu haben", heißt es in der Mitteilung auf der Nuca-Internetseite. "Nuca erweckt den Kindheitstraum (vieler Jungs) zum Leben und fordert unsere Wahrnehmung von Privatsphäre und Gefahren heraus." Das Projekt wollte gemeinsam mit seinen Fans herausfinden, was die Erfüllung dieses Traums bedeuten würde. Der Unterschied zu klassischen Deepfakes: Mit der Nuca muss die Person, die das Deepfake erstellt – also das Foto macht – mit ihrem Fotoobjekt in einem Raum sein. Nuca zeigt das Ergebnis dann sofort an. "Nuca nimmt dem Ganzen so die Anonymität, die Deepfakes gewöhnlich mit sich bringen", schreiben die Künstler weiter. Denn das Errechnen von Nacktbildern anhand von Fotos ist grundsätzlich nichts Neues, sind doch längst Smartphone-Apps dazu in der Lage. Nuca erstelle allerdings ein neues Bild auf der Grundlage eines Vorbilds. Das Gesicht werde also analysiert und einbezogen, aber nicht hineingeschnitten.

In einem Korpus aus dem 3D-Drucker analysiert die generativen KI in der Nuca die Eigenschaften der fotografierten Person und berechnet so ein künstlich erzeugtes Nacktbild. Der Prototyp habe ein 37 mm Weitwinkelobjektiv. Den Sucher kann die Person mit der Kamera individuell einstellen, sodass Nuca beispielsweise die Posenerkennung in Echtzeit anzeigt. "Durch Drücken des Auslösers erstellt die Kamera eine geschätzte natürliche Aktdarstellung der fotografierten Person", heißt es in der Beschreibung.

Die KI-Kamera Nuca soll durch ihr Können vor allem Diskussionen über Konsens und Privatsphäre anregen.

(Bild: Nuca)

Als Informationen fließen das Foto, die Pose der Person und Orientierungspunkte des Gesichts in die KI ein. Nuca analysiert 45 Merkmale wie Geschlecht, Alter, ethnische Zugehörigkeit, Gesichtsausdruck, Haare, Brille und Körperform. Daraus entsteht durch eine Aufforderung an eine Text-Bild-KI ein Basisfoto: eine Berechnung, wie eine nackte Person aussehen könnte, die die eingegebenen Kriterien erfüllt. "Im letzten Schritt wird das Bild individualisiert, indem das Gesicht und die Pose beim finalen Erstellen des Nacktporträts einbezogen werden", beschreiben Vef und Groß den technischen Hintergrund weiter.

Die Künstler nutzen dabei die Aufregung um das Thema Deepfakes, um auf die Probleme in der schnellen Entwicklung Künstlicher Intelligenz aufmerksam zu machen. Die Kamera sei ein Kunstprojekt, das satirisch eine Diskussion anstoßen wolle: über die rasante Entwicklung generativer künstlicher Intelligenz. "Nuca ist eine KI-gesteuerte Kamera, die die Bilderstellung neu definiert", heißt es auf der Webseite, auf der die Macher in buntem Stil einer Lifestyle-Produktkampagne ihr Projekt vorstellen. Vor allem das Thema Konsens beschäftigte Vef und Groß bei der Entwicklung. Dadurch, dass Creator und Objekt in einem Raum seien, kontrastiere die Spielerei den Albtraum-Trend fremd erstellter Deepfakes, wie viele Prominente, aber auch Privatpersonen ihn ertragen müssen.

Dass ihr Projekt nicht weit von der Realität entfernt ist, ist den Künstlern klar, bezeichnen sie ihr Produkt doch als "spekulatives (wenn auch sehr plausibles) Szenario". Möglicherweise befeuert genau das die Reaktionen, die Groß und Vef entgegenschlagen. Von "Befürchtungen über die Voreingenommenheit der KI gegenüber Körperkult und Schönheitswahn bis hin zur Begeisterung über das Feiern natürlicher menschlicher Schönheit und Form" sei bisher alles dabei gewesen.

In ihrem Einordnungsvideo, das die Designer jüngst als Reaktion auf die bisherige Resonanz veröffentlicht haben, wie Groß bei Linkedin schreibt, zeigt die KI auch unterschiedliche Körperformen mit demselben Gesicht. Eine Markteinführung soll es nicht geben, sind sich die Macher sicher. "Nuca ist nicht dafür vorgesehen, unkontrolliert 'in der Wildnis' genutzt zu werden", heben die Erfinder hervor. "Die erstellten Bilder werden für nichts verwendet, außer mit einem expliziten Einverständnis."

(are)