Lego-Kamera und furchtbar kurze Blitze – die Fotonews der Woche 49/2023

Ein nettes Weihnachtsgeschenk kommt zu spät, eine neue Lumix ist gar nicht neu, Nikon bastelt an Firmware, und rund um Sonys A9 III häufen sich Fragen.

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Leider nur ein Modell: Das Set "Retro Camera" von Lego.

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Das Titelbild dieser Kolumne weckt vermutlich bei vielen Fans analoger Fotografie den Will-Haben-Reflex. Eine funktionierende Kamera aus Lego, an der man basteln kann? Genial! Dazu zwei schlechte, und eine gute Nachricht: Zum einen ist das nur ein Modell, keine echte Kamera für Analogfilm. Was dabei wie ein Film aussieht, ist auch nur ein besonderer Klemmbaustein. Und quasi auch schon belichtet.

Weiterhin kann die Lego-Kamera erst ab dem 1. Januar 2024 bestellt werden, sie kommt also als Weihnachtsgeschenk für das noch ein bisschen laufende Jahr zu spät. Und nun endlich die gute Nachricht: Sie kostet nur rund 20 US-Dollar, ist für Lego-Verhältnisse also geradezu günstig. Zudem kann das Set neben dem Design einer analogen Spiegelreflex auch zu einem klassischen Camcorder mit Klappdisplay und einem Röhrenfernseher umgebaut werden. Kindern kann man so die Funktionsweise von inzwischen überholter Technik tatsächlich etwas nahebringen, das ist viel mehr, als viele andere Klemmbausteinsets heute bieten.

Weniger als erwartet ist dagegen, was Panasonic in Japan als G100D vorgestellt hat. Es handelt sich nur um eine ganz leicht modernisierte G100. Diese wurde 2020 vorgestellt, und hier als G110 verkauft. Laut ersten Listungen heißt die G100D nun auch in Deutschland so wie im internationalen Markt und kostet im Kit mit 12-23-mm-Objektiv rund 700 Euro. Dafür gibt es weiterhin eine Micro-Four-Thirds-Kamera mit 20 Megapixel-Sensor. Neu sind nur ein USB-C-Anschluss und ein Sucher mit OLED-Technik statt bisher LCD. Die Auflösung dieses Displays sinkt dagegen, und zwar von 3,7 auf 2,4 Megapixel. Um im Bild der Lego-Kamera zu bleiben: Das kann man sich schenken.

Wer wirklich noch ein Geschenk sucht, das ein bisschen teurer werden darf, wird vielleicht bei den Foto-Produkten des Jahres fündig, die jetzt traditionell DPReview gekürt hat. Wer nicht gespoilert werden will, sollte den Rest dieses Absatzes überspringen. Gesamtsieger und Sieger in der Kategorie der High-End-Kameras ist wenig überraschend Nikons Z 8. Die Sony Alpha 9 III hat es wohl deswegen nicht geschafft, weil sie erst 2024 auf den Markt kommt. Aber beim Objektiv des Jahres kann Sony mit seinem 20-70mm-Zoom f/4.0 gewinnen, weil es starkes Weitwinkel im kompakten Format zusammen mit guten Filmeigenschaften kombiniert.

Um das 120-fps-Monster von Sony kommen wir auch in dieser Woche nicht herum, denn am Horizont zeichnet sich eine mögliche Reaktion der Konkurrenz ab. Zumindest dann, wenn man den Gerüchten von Nikonrumours glauben will. Denn sie tragen das Gerücht schon im Namen der Webseite. So ist diesen angeblich eine Liste mit Funktionen zugegangen, die Nikon bei Z 8 und Z 9 per Firmwareupdate nachreichen will. Dabei geht es vor allem um Geschwindigkeit. Statt 20 Bildern pro Sekunde sollen 30 Bilder im Raw-Format möglich sein, bei JPEGs in voller Auflösung sogar 60 mit AF-C, jedoch mit einem Kniff: Das erste Bild hat 45 Megapixel, darauf folgen zwei mit 11 Megapixeln, dann wieder eines mit 45 und so fort.

Bei 120 fps, welche die Sony in Raw mit 24 Megapixeln beherrscht, bliebe Nikons Flaggschiff dann allerdings auf 11 Megapixel als JPEG beschränkt. Ähnlich wie bei der A9 III soll sich aber die Geschwindigkeit bei der Aufnahme von 30 auf 120 Bilder pro Sekunde umschalten lassen. Und zu guter Letzt will Nikon angeblich einen Pre-Capture-Modus einbauen, der schon bei halb gedrücktem Auslöser Bilder in den Puffer schreibt und erst beim Durchdrücken des Knopfes dauerhaft speichert. All das ist bei Sport- und Actionfotografie nützlich, um den einen "Magic Moment" nicht zu verpassen. Ob das alles kommt und wann, ist jedoch unklar, denn von Nikons Seite wurde derzeit nichts in diese Richtung angedeutet oder bestätigt. Ebenso wenig ist bisher bekannt, ob solch große Updates bei Nikons Topmodellen wie bisher kostenlos bleiben.

Wie sehr die Alpha 9 III die Fotobranche aufmischt, zeigt auch unser Tipp für einen Long Watch zum Wochenende. Der Fotograf und Fotolehrer Matt Granger hat nämlich auf YouTube leicht verständlich erklärt, was man zum Blitzen bei Verschlusszeiten von 1/80.000 Sekunde, wie es die A9 III ermöglicht, noch so alles braucht. In seinem Video sagt er auch klipp und klar, dass es derzeit auch in der Profiliga für rund 20.000 US-Dollar kein System gibt, das volle Lichtstärke in dieser kurzen Zeit bereitstellt. Es gilt also wie bisher bei Blitzfotografie, zwischen Verschlusszeit, Blitzstärke, ISO, Synchronisierungszeit und so weiter abzuwägen. Granger hat das, weil es noch keine fertigen A9 III gibt, mit einer Hasselblad X2D 100C und einem Model in der Praxis ausprobiert, und zwar mit gleich acht großen Blitzsystemen.

(cbr)