LibreOffice 7.6: Freie Office-Suite ein letztes Mal mit altem Versionsschema

Während das freie Büropaket zum Sprung auf ein neues Versionsschema ansetzt, liefert LibreOffice 7.6 Community etliche Ergänzungen für die 7er-Versionsserie.​

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(Bild: Screenshot / heise.de)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • David Wolski

Die Document Foundation bleibt dem eingespielten sechsmonatigen Turnus treu: Mit LibreOffice 7.6 Community hat die gemeinnützige Stiftung hinter der freien Office-Suite eine weitere Zwischenversion ihres freien Büropakets für Windows, macOS und in Linux-Paketformaten vorgelegt. Die bemerkenswerten Änderungen umfassen in der Textverarbeitung Writer unter anderem ein neues Menü für Seitenzahlen, die Erkennung von Digital Object Identifier (DOI) bei Quellenangaben und mehrseitige Tabellen. Die Tabellenkalkulation Calc hat eine klarere Auszeichnung von Hyperlinks im Stil des Writer bekommen, einklappende, kompakte Pivot-Tabellen sowie eine Sortierfunktion nach Farben.

Bei LibreOffice 7.6 Community handelt es sich um den Abschluss dieser Versionsserie. Die enthaltenen Verbesserungen betreffen das Verhalten von Menüelementen und liefern willkommene Ergänzungen, rechtfertigten aber laut Mike Saunders von der Document Foundation noch nicht den Sprung auf eine neue Hauptversion. Dieser soll zur kommenden LibreOffice-Ausgabe passieren und einem neuen Versionierungsschema folgen: Das Office-Paket wird in der Community-Ausgabe dann einer Nummerierung mit Jahreszahl plus Monat folgen, im Stil Ubuntus und vieler Programme aus dem KDE-Umfeld. LibreOffice Community 24.2 soll also die Bezeichnung der kommenden Version sein.

Der Bruch mit der bisherigen Versionierung soll laut The Document Foundation auch den Anwenderkreis und Maintainer dazu motivieren, ältere Ausgaben des Büropakets auf den aktuellen Stand zu bringen. Mit dem Namenszusatz "Community" erarbeitete die Stiftung zuletzt eine neue Namensgebung, die Partnern ein Packaging mit kommerziellem Support im Marketing leichter machten sollte. Die neuen Versionsnummern werden aber auch ein deutliches Unterscheidungsmerkmal gegenüber Apache OpenOffice sein, das auf einer älteren Code-Basis des Büropakets aufbaut. The Document Foundation sucht schon einige Jahre nach einer sichtbaren Distanz zum nur noch sporadisch weiterentwickelten OpenOffice.

Insgesamt kann sich die Document Foundation über eine zunehmende Entwickler-Aktivität freuen, was auch an wieder häufigeren Präsenzveranstaltungen liegt. 148 Entwickler haben sich an der neuen Version beteiligt, wo bei der Großteil von über 60 Prozent aller Commits auf Collabora, Allotropia und Red Hat entfallen. Diese drei Firmen sitzen auch im Beirat der Document Foundation, wobei Red Hat schon ankündigt hat, in Zukunft die Beteiligung an LibreOffice und dessen Packaging zurückzufahren.

Alle Programme des Büropakets haben in der Liste der zuletzt geöffneten Dateien eine Filterfunktion erhalten, welche die ersten fünf Plätze für Dokumente der gerade geöffneten LibreOffice-Anwendungen reserviert. In Calc, Writer und Impress tauchen dort oben die ersten fünf Dateitypen zum jeweiligen Programm auf und die anderen LibreOffice-Dokumente darunter.

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In der Textverarbeitung Writer präsentiert das Auswahlfeld für Absatzvorlagen ab jetzt die tatsächlich verwendeten Vorlagen im aktuell geöffneten Dokument zuerst, anstatt die gesamte Liste anzuzeigen. Die Textdokumente unterstützen nun mehrseitige Tabellen mit Textumlauf, die sich auch nach DOCX exportieren lassen. Eine willkommene Vereinfachung bei bibliografischen Angaben ist ein neuer Bearbeitungsdialog, den direkt das Kontextmenü eines Eintrags in der Bibliografietabelle aufruft. Auch die Arbeit mit Referenzen sowie Zitaten ist einfacher: LibreOffice 7.6 erkennt Digital Object Identifier (DOI), welche Dokumente im Web eindeutig durch den Publisher identifizieren. Erneut unkomplizierter ist die Ergänzung von Seitenzahlen in Kopf- oder Fußzeilen geworden, für die es jetzt unter EinfügenSeitennummer einen Assistenten mit den wichtigsten Optionen gibt.

In der Tabellenkalkulation Calc sind die bemerkenswerten Verbesserungen eine deutlichere Hervorhebung von automatisch erkannten Hyperlinks, welche dem Stil des Writers entspricht. Es gibt zudem einklappbare Pivot-Tabellen und die Möglichkeit, Zellen oder deren Inhalte nach deren Farben zu sortieren, welche schon vor sieben Jahren erstmals auf der Wunschliste neuer Funktionen auftauchte.

Alle Änderungen und Neuerungen listen wie immer die Release Notes sehr ausführlich auf, mit Links zu den ursprünglichen Diskussionen im Bugtracker. LibreOffice 7.6 steht für Windows, Mac OS X und Linux zum Download bereit. Für Linux liegt die Software nicht nur in den Paketformaten DEB und RPM vor, sondern auch als universelleres Flatpak und in Ubuntu als auch als Snap. In den Release Notes weisen die Entwickler darauf hin, dass die aktuelle Version auf Apple-Rechnern wegen Abhängigkeiten zu C++-Bibliotheken mindestens nach macOS 10.15 verlangt.

Update

Entgegen der ursprünglichen Ankündigung wird das nächste LibreOffice nicht 2024.2 heißen. Nach internen Diskussionen einigten sich Entwickler und Marketing auf die Versionsnummer 24.2 als nächste LibreOffice-Ausgabe im Februar 2024, gefolgt von der Ausgabe 24.8 im August nächsten Jahres. Wir haben die entsprechende Stelle im Text korrigiert.

(jvo)