ASML schießt gegen rechte Migrationspolitik

Die ASML-Führung schießt gegen rechte Politik. Der Weltmarktführer könnte daher erstmals außerhalb der Niederlande Fabriken aufbauen.

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Ingenieure an einem EUV-Belichter

(Bild: ASML)

Lesezeit: 3 Min.

ASML erwägt offenbar, seine ersten Produktionsstätten für Lithografie-Systeme außerhalb der Niederlande zu bauen. Die Führung ist Medienberichten zufolge offen für eine Expansion etwa nach Frankreich – je nach politischer Entwicklung wäre sogar eine Verlagerung bestehender Produktionskapazität denkbar.

Grund ist laut De Telegraaf primär rechte Politik, die sich gegen Migranten richtet. Die Zeitung soll mehrere firmennahe Quellen haben. In den vergangenen Jahren wurden bereits Steuervorteile verringert, die Leute aus dem Ausland anlocken sollten: Seit 2018 gelten sie nur noch für fünf statt acht Jahre nach der Einwanderung. Dabei müssen 30 Prozent des Einkommens nicht versteuert werden. Zum Jahreswechsel 2024 führten die Niederlande für die Regelung eine Gehaltsobergrenze von 233.000 Euro pro Jahr ein, darüber gilt sie nicht mehr. Da ASML auch nach hoch qualifizierten Ingenieuren sucht, ist die Grenze bei dem Hersteller relevant.

Der rechtspopulistische Politiker Pieter Omtzigt hat in der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments bereits weitere Senkungen der Freibeträge vorgeschlagen. Generell herrscht zurzeit Unsicherheit, weil kein neues regierungsfähiges Kabinett zustande kommt. ASML befürchtet laut De Telegraaf, dass die Einflüsse rechter Politik im nächsten Kabinett wachsen könnten.

Auch andere Themen sind hierzulande bekannt, darunter ein knapper Wohnungsmarkt.

Im Januar hat ASML-Chef Peter Wennink bereits öffentlich gegen rechte Politik geschossen: "Die Folgen einer Begrenzung der Arbeitsmigration sind enorm. Wir brauchen diese Menschen, um weiter innovativ zu sein. Wenn wir diese Leute hier nicht bekommen können, werden wir an einen Ort ziehen, an dem wir wachsen können. Seien Sie auf der Hut, denn bald werden Sie genau das bekommen, wonach Sie fragen".

ASML beschäftigt weltweit mehr als 42.400 Menschen. Davon sollen etwa 23.000 in den Niederlanden arbeiten. Rund 40 Prozent der 23.000 Beschäftigten sind aus dem Ausland zugezogen. Bisher baut ASML all seine Lithografie-Systeme in den Niederlanden. In den ausländischen Niederlassungen betreibt der Hersteller Forschung, pflegt Beziehungen zu den Zulieferern und kümmert sich um die Vor-Ort-Wartung bei Kunden.

ASML braucht neue Leute, weil die Firma ihre Produktion in den nächsten Jahren massiv ausbauen will. Ab 2025 möchte sie pro Jahr 600 Belichter für gröbere tief-ultraviolette (DUV-)Lithografie und 90 EUV-Systeme herstellen. Ab 2028 sollen jährlich 20 EUV-Systeme mit komplexerer numerischer Apertur (High-NA EUV) hinzukommen.

Zum Vergleich: 2023 hat ASML insgesamt 421 neue und 28 aufbereitete Lithografie-Systeme verkauft, darunter 53 EUV-Belichter. Aktuell hat die Firma einen Produktionsrückstand im Wert von 39 Milliarden Euro.

ASML gilt als ein niederländisches und europäisches Kronjuwel, weil die Firma als weltweit einzige Maschinen mit extrem-ultravioletter (EUV-)Belichtungstechnik herstellt. Die ganze Welt ist auf ASMLs Lithografie-Systeme angewiesen, darunter die Chipfertiger TSMC, Samsung und Intel.

Aktuell soll das scheidende Kabinett an Plänen arbeiten, um ASMLs Produktion in den Niederlanden zu behalten. Der Premierminister Mark Rutte soll das Unterfangen als "Operation Beethoven" zur Chefsache gemacht haben, berichtet De Telegraaf.

(mma)