Loewe meldet vorläufige Insolvenz an

Loewe steckt in Schwierigkeiten: Die TV-Preise sind im Keller, der Gewinn blieb aus. Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung soll retten, was zu retten ist.

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Loewe meldet vorläufige Insolvenz an
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Insolvenz in Eigenverwaltung – das ist das Resultat des mies laufenden Geschäftsjahrs der deutschen Nobelmarke Loewe. Der Kronacher Hersteller hofft, innerhalb der nächsten drei Monate einen Neustart hinzukriegen. Man strebe in enger Abstimmung mit den Gläubigern eine Sanierung an, die Löhne und Gehälter der gut 500 MitarbeiterInnen seien währenddessen gesichert, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Der Geschäftsbetrieb läuft ohne Einschränkung weiter, man könne alle Kundenaufträge planmäßig erfüllen.

Bei dem nun eingereichten vorläufigen Insolvenzverfahren bleibt das bisherige Management in der Geschäftsführung und begleitet den Sanierungsprozess; statt eines Insolvenzverwalters wird nur ein Sachverwalter bestellt. Im aktuellen Fall ist dies Rechtsanwalt Rüdiger Weiß von der auf Unternehmenssanierung spezialisierten Kanzlei Wallner Weiß, der den Prozess im Sinne der Gläubiger überwacht.

Erst Anfang des Jahres war das neue Loewe Management um Ralf Vogt angetreten, den Kronacher Traditionshersteller ins ruhige Fahrwasser zurückzubringen. Zwar konnte das Unternehmen seinen Umsatz in den letzten Jahren steigern, der Gewinn blieb aber aus. So erwirtschaftete Loewe 2017 einen Verlust von 4,5 Millionen Euro.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Ralf Vogt, hofft das Ruder bei Loewe noch einmal rumreißen zu können.

"Unser relevantes Marktsegment in der gehobenen Preisklasse ist im laufenden Quartal um 20 Prozent rückläufig“, erklärte Vogt. Die anhaltende Marktschwäche der gesamten TV-Branche belaste das Geschäft schwer. Da die Preise für Flachbildfernseher in den vergangenen Jahren trotz besserer Ausstattung deutlich gefallen sind, wurde es für Loewe immer schwieriger, teure Premium-Geräte an die Kunden zu bringen.

Der Traditionshersteller verkauft vornehmlich in Deutschland, die vor einiger Zeit angepeilten Märkte in China, USA und Russland konnte Loewe offenbar nicht erschließen. Zahlen für diesen Bereich hat das Unternehmen bislang nicht veröffentlicht.

Loewe kooperiert seit geraumer Zeit mit großen Displayherstellern, darunter mit dem chinesische TV-Spezialist Hisense und dem Panelhersteller LG Displays. Im vergangenen Jahr gab es bei Loewe Kurzarbeit, die Firma brauchte dringend frisches Kapital. Vor kurzem kam deshalb als finanzstarker Partner das japanische Handelsunternehmen Toyoichi Tsusho hinzu.

Toyoichi soll im wesentlichen Elektronik-Komponenten liefern und über ein eigenes Lager den Teile-Zufluss für den relativ kleinen Abnehmer Loewe sichern. In einem nächsten Schritt sollten in Kronach nicht nur Loewe-TVs gefertigt werden, sondern auch andere Marken der asiatischen Partner, hieß es im Februar in einer Pressemitteilung.

2013 musste der oberfränkische TV-Hersteller schon einmal Insolvenz anmelden, seinerzeit ebenfalls in Eigenverwaltung, nachdem er zunächst Gläubigerschutz beantragt hatte. Damals übernahm ihn die Münchener Investorengruppe Stargate Capital. Am Ende des folgenden Sanierungsprozesses gab es seinerzeit etliche Entlassungen; da wird man wohl auch dieses Mal kaum herumkommen. (uk)