Lytro gibt Endkundengeschäft für Lichtfeldkameras auf

2012 war Lytro angetreten, die Fotografie mit Lichtfeldkameras zu revolutionieren. Doch der Plan ist gescheitert: Jetzt hat der Firmenchef bekanntgegeben, dass sich Lytro aus dem Consumer-Markt zurückziehen wird.

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Lytro gibt Endkundengeschäft für Lichtfeldkameras auf
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Christoph Jehle

Der Lichtfeldkamera-Hersteller Lytro ändert seine Firmenstrategie und gibt das Geschäft mit Lichtfeldkameras für Endverbraucher auf. Künftig wolle man sich auf professionelle Kameras für Virtual Reality konzentrieren, schreibt Jason Rosenthal, der CEO von Lytro, in einem längeren Blogbeitrag bei Backchannel. Dort begründet er auch, warum man den Consumer-Bereich aufgegeben hat und sich auf das Geschäft mit dem im vergangenen Jahr vorgestellten Kamerasystem mit der 360°-Lichtfeldkamera Immerge konzentriert.

Demnach seien ihm bereits vor etwas über einem Jahr – man war bereits mit der Entwicklung der dritten und vierten Generation der Lytro-Kameras beschäftigt – Zweifel gekommen, ob das Endkundengeschäft überhaupt noch erfolgversprechend ist. Sei er bislang davon ausgegangen, dass die Lichtfeldtechnik die Fotografie ebenso verändern würde, wie der Übergang von der analogen zur digitalen Aufnahmetechnik, habe er nun bessere Möglichkeiten in der Erstellung von 3D-Modellen gesehen, schreibt er bei Backchannel.

Ein Grund seien Nachfragen gewesen, die es offenbar aus der Welt der Produzenten von Virtual Reality-Content und Hollywood-Studios gegeben habe. Thema sei ein Produktionssystem auf der Basis der Lichtfeldtechnik gewesen. Außerdem habe man das Endkundengeschäft aufgegeben, weil man im Bereich der Fototechnik im immer stärkeren Wettbewerb mit etablierten Anbietern gestanden habe und feststellen musste, dass der Kameramarkt dramatisch einbrach und der erwartete Markterfolg ausblieb. So wurden die ersten Lytro-Kameras in Deutschland beispielsweise exklusiv über die Ringfoto-Händler angeboten. Der Absatz blieb jedoch offensichtlich überschaubar, sodass man beim im April 2014 vorgestellten Modell Illum den Kollegen von Europafoto den Vortritt ließ.

Praxisbilder Lytro Illum (8 Bilder)

Die LFR-Files, die mit der Lytro aufgenommen werden, lädt man zur Nachbearbeitung in die Software Lytro Desktop.
(Bild: Sebastian Arackal)

Bereits Im Januar 2015 sei die Entscheidung gefallen, die Zahl der Mitarbeiter deutlich zu reduzieren und das Consumer-Geschäft aufzugeben. In den folgenden Monaten habe man daraufhin die Fertigung in Asien zurückgefahren und die Lagerbestände abgebaut. Gleichzeitig begann die Arbeit an der Kamera für das VR-Segment. Das Ergebnis war die im November vorgestellte Immerge. Bei dieser Kamera scheint die Nachfrage höher zu sein, als man bei Lytro erwartet hatte.

Beim in München ansässigen deutschen Lytro-Importeur Consutecc hat man den Vertrieb der Lytro-Kameras bereits beendet, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Dass inzwischen auch ein etablierter Kamerahersteller wie Panasonic ein Post-Fokus-Feature per kostenlosem Firmware-Update anbietet, hat den Kaliforniern das Leben sicher nicht erleichtert. Auch war partielle Schärfe für die Mehrheit der Nutzer offensichtlich kein bevorzugtes Gestaltungsmerkmal. Und die nachträgliche Bildbearbeitung am heimischen Rechner faszinierte auch nicht so viele Nutzer. Dass die Auflösung von knapp 1,2 Megapixeln, die das fertige Bild erreichte, bei der Lytro-Markteinführung schon von vielen Smartphones übertroffen wurde, war neben der ungewöhnlichen Bauform ein weiteres Handycap. Lytro war von Anfang an ein weitgehend proprietäres System, bei dem der Kunde nicht auf vorhandenen Technik aufbauen konnte, sondern ganz neu einsteigen musste. (keh)