Mangel an Spenderblut: Wie KI-Methoden entgegenwirken können​

Aufgrund der sinkenden Menge an Spenderblut arbeiten Experten vom Institut für Transfusionsmedizin Essen an KI-Modellen, um den Bedarf an Spenden vorherzusagen.

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Person spendet Blut.

(Bild: iPreech Studio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Da die Zahl der Blutspender in Deutschland zurückgeht und auch aufgrund des demografischen Wandels mit einem zunehmenden Mangel an Spenderblut zu rechnen ist, versuchen Experten vom Institut für Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Essen dem entgegenzuwirken. Sie haben mithilfe von Methoden wie Deep Learning Vorhersagemodelle für die Verwaltung von Blutbeständen entwickelt.

Die Zahl der Blutspenden geht zurück.

(Bild: Paul-Ehrlich-Institut)

Patienten benötigen aus unterschiedlichen Gründen Blut: Der überwiegende Anteil der Blutspenden ist für Patienten mit Blut- oder Krebserkrankungen, darüber hinaus wird Blut in der Chirurgie benötigt. "Die große Mehrheit der Thrombozytenkonzentrate werden an Patienten aus der Hämatoonkologie und Thoraxchirurgie ausgegeben", erklärt Dr. Cynthia Schmidt vom Institut für Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Essen gegenüber heise online.

In den KI-Modellen werden verschiedene Faktoren unterschiedlich gewichtet, etwa Grunderkrankungen oder das Alter der Patienten. Ein weiterer Faktor für die Vorhersage des Bedarfs an Thrombozytenkonzentraten ist laut Schmidt aber auch, ob der Patient medikamentös behandelt wird. Häufig bestehe zudem ein Bedarf an bestimmten Wochentagen.

Krankenhäuser sind immer besser vernetzt und teilen verschiedene Daten, wie den Bedarf an Blutprodukten. In Echtzeit könne so "unmittelbar auf akute Änderungen des Bestands oder Bedarfs reagiert werden", sagte Schmidt. Auch hofft sie auf Erkenntnisse aus dem transfusionsmedizinischen Verbundprojekt "Register für medizinische Daten und Antigeneigenschaften von Blutprodukten" (ReMDi:Blut), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

Dabei handelt es sich um ein zentrales Register, bei dem Daten zu Charakteristiken der Patienten mit den speziellen Eigenschaften der Blutprodukte und weiteren Informationen zusammengeführt werden. Aufgebaut wird das Projekt vom Essener Institut für Transfusionsmedizin, der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Fachhochschule Dortmund. Damit sollen Informationen zu etwaigen Unverträglichkeiten – etwa in Zusammenhang mit Medikamenten – dokumentiert und eingesehen werden können, um Nebenwirkungen zu verringern.

"In Anbetracht der sinkenden Blutspendezahlen nimmt ein verantwortungsbewusster und zielgerichteter Einsatz von Blutprodukten einen hohen Stellenwert ein. Sowohl aufseiten des Blutbank-Managements – wie am Beispiel des AutoPiLoT-Monitors ersichtlich – als auch in der Anwendung von Blutprodukten", erklärte Schmidt.

Der AutoPilot-Monitor 2.0 – Automatisierte leitlinienkonforme Patientenindividuelle Blutproduktezuordnung und smartes Logistikmanagement in der Transfusionsmedizin – ist ebenfalls ein am Institut für Transfusionsmedizin entwickeltes webbasiertes Programm, mit dem sich Blutbestände verwalten lassen. Das Verbundprojekt, an dem unter anderem auch die Fachhochschule Dortmund arbeitet, wird vom Bundesgesundheitsministerium gefördert.

Auf einem Bildschirm in der Ausgabestelle für Blutprodukte lassen sich Informationen über verfügbare Bestände an Erythrozyten, Thrombozyten und Blutplasma einsehen, eine "Verbrauchsprognose per selbstlernendem System" für die kommenden Tage sei ebenfalls möglich, wie aus einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) hervorgeht. So informiert das System auch, wenn Blutkonserven bald ablaufen und zeitig aufgebraucht werden sollten.

Dazu ist der AutoPiLoT in das Krankenhausinformationssystem integriert und kann zudem auf relevante Daten aus der Krankengeschichte der sich in Behandlung findenden Patienten zurückgreifen. Laut dem Institutsdirektor Professor Dr. med. Peter Horn entlaste der AutoPiLoT die Mitarbeiter schon heute sehr.

(mack)