Manipulation der Mitarbeiter: Amazon geht gegen Gewerkschafter vor

Amazon ergreift arbeitsrechtliche Schritte nach Abstimmung zur Gewerkschaftsgründung. In New York sprach sich eine Mehrheit der Mitarbeiter dafür aus.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 336 Kommentare lesen

(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Inhaltsverzeichnis

Amazon hinterfragt die Abstimmung zur Gründung einer Gewerkschaft in Staten Island, New York. Der Versandhändler bat bei der US-Arbeitsschutzbehörde NLRB (National Labor Relations Board) in den USA um mehr Zeit, um begründete Einwände gegen die Abstimmung vorzubringen. Die Gewerkschafter hätten die Mitarbeiter von Amazon bedroht und mit Marihuana bestochen, so die Begründung.

In einer zweiten Abstimmung haben die Mitarbeiter eines Amazon-Lagers in Staten Island im Bundesstaat New York mit einer Mehrheit für die Gründung einer Gewerkschaft gestimmt. Gegen die Amazon Labor Union (ALU) und der ersten Gründung einer Arbeitnehmervertretung innerhalb des Onlineriesen geht das Unternehmen nun vor, berichtet Forbes.

Demnach hätten für über 8.000 potenzielle Wähler lediglich drei Wahlkabinen zur Verfügung gestanden, um die Abstimmung erheblich in die Länge zu ziehen und Mitarbeiter, die möglicherweise gegen die Gründung einer Gewerkschaft gestimmt hätten, vom Wählen abzuhalten. Weiter sollen Organisatoren der ALU Mitarbeiter bedroht und mit Marihuana bestochen haben, damit sie für die Gewerkschaft stimmen. Einwanderern soll der Verlust ihrer Sozialleistungen angedroht worden sein, stimmten sie nicht für die Gewerkschaft.

Die Gewerkschaft wies die Anschuldigungen, laut Medienberichten als absurd zurück und warf Amazon vor, das Unvermeidliche lediglich zu verzögern. Amazon selbst habe Beschäftigte bedroht, illegal entlassen und Millionen ausgegeben für Einschüchterungskampagnen gegen den Versuch der Mitarbeiter, sich gewerkschaftlich zu organisieren.

Den Berichten zufolge hat Amazon nun bis um 22. April Zeit, seine Einwände vorzubringen und entsprechende Beweise vorzulegen.

Kürzlich wurde auch bekannt, dass Amazon an einem internen Messenger für sein Unternehmen arbeitet, der etwa die englischen Begriffe für "Gewerkschaft", "Lohnerhöhung" oder "Toilette" blockiert. Diese und weitere Begriffe sollen in einer möglichen finalen Version einer Unternehmenssprecherin zufolge aber nicht auf die Liste blockierter Inhalte gesetzt werden.

In Bessemer im US-Bundesstaat Alabama stimmten die Mitarbeiter im April vergangenen Jahres gegen eine Gewerkschaft, im November entschied die NLRB dann, dass eine zweite Abstimmung stattfindet. Amazon soll die Abstimmung damals "gekidnappt" haben. In der vergangenen Woche seien mehr als 400 Stimmzettel angefochten worden – über die Zulassung der Stimmzettel in Bessemer soll eine behördliche Anhörung in der kommenden Woche entscheiden.

(bme)