Manufaktur-Boom in Vietnam: Amazon, Netflix und SpaceX auf Geschäftsmission

In Vietnam boomt die Produktion. Interesse zeigen 50 amerikanische Unternehmen: Pharma, Waffenhersteller und Big Tech. Eine Geschäftsmission ist auf dem Weg.

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(Bild: Pongthorn S/Shutterstock.com)

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Das US-ASEAN Business Council organisiert eine Geschäftsmission nach Vietnam: 50 amerikanische Unternehmen sollen teilnehmen. Das sagte ein Sprecher des US-ASEAN Business Council gegenüber Reuters. Die Organisation vertritt die Interessen von amerikanischen Unternehmen, beispielsweise finden sich im Vorstand Repräsentanten von Meta, Amazon und Netflix. Ziel der Organisation ist es, Geschäftsbeziehungen mit ASEAN, der Vereinigung südostasiatischer Länder, aufzubauen. Das geschieht etwa durch Geschäftsmissionen: Die Repräsentanten der amerikanischen Unternehmen treffen Staatsoberhäupter und private Firmen in Vietnam, um neue Investitionen oder Verkäufe zu vereinbaren.

Die Geschäftsmission soll diese Woche in Hanoi eintreffen. Laut Reuters befinden sich auf der Teilnehmerliste unter anderem Amazon, Boeing, Meta, Netflix und SpaceX. Vu Tu Thanh, der Sprecher von Vietnam im USEA-ASEAN Business Council, sagt: "Das ist die bisher größte Mission in Vietnam". Auch amerikanische Waffenhersteller sollen teilnehmen. Diese hatten sich viele Jahre enthalten, was daran liegen könnte, dass laut Analysten einem Waffenverkauf mit Vietnam viele Hürden im Weg stehen, etwa mögliche staatliche Embargos aufgrund von Menschenrechtsverletzungen.

Laut dem USEA-ASEAN Business Council möchten die Unternehmen den Premierminister von Vietnam Pham Minh Chinh und andere Oberhäupter der Kommunistischen Partei Vietnams treffen. Die Sitzungen sollen neue Möglichkeiten zur Investition und zum Verkauf von Produkten sowie Dienstleistungen eröffnen. SpaceX plane, Satelliten-Internet-Dienste zu verkaufen, während Netflix mehrere Büros in Vietnam bauen wolle. Die Waffenhersteller Boeing, Lockheed Martin und Bell dagegen suchen laut Thanh Gespräche mit staatlich kontrollierten Unternehmen für die Rüstungsbeschaffung, etwa um Helikopter zu verkaufen.

Beziehungen zu Vietnam sind für viele Unternehmen nicht neu: Ende letzten Jahres kaufte Foxconn eine 300 Millionen US-Dollar teure Fabrik, um zukünftig MacBooks in Vietnam herzustellen – und China aus dem Weg zu gehen. Denn der Handelskrieg zwischen den USA und China und sein Chip-Embargo macht die Suche nach einer Alternative unausweichlich – und Fabriken im an China angrenzenden tief nördlichen Teil von Vietnam unübersehbar.

Apple-Geräte, Samsung-Smartphones, Elektronikplatinen, Spielekonsolen, Virtual-Reality-Headsets: Die Industrieproduktion in Vietnam boomt. Vergangenes Jahr erlebte Vietnam ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 8,02 Prozent – und die Mittelklasse wächst mit. Der Geschäftsführer von Deep C, Betreiber eines Industriegebiets in Haiphong, erzählte dem Tech-Magazin Rest of World: "In den letzten fünf Jahren allein haben wir mehr als 50 Prozent von dem verkauft, was wir in den vorherigen zwanzig Jahren verkauft hatten".

Der Einparteienstaat fördert den Manufaktur-Boom. Vietnam nimmt an zahlreichen Freihandelsabkommen teil, verfolgt einen Plan, der bis 2025 neues Kapital in die digitale Infrastruktur des Landes stecken soll, und bietet ausländischen Firmen Steuererleichterungen an. In Zukunft könnten immer mehr Elektrogeräte die Gravur "Made in Vietnam" tragen.

(szo)