Medienmogul Murdoch übersteht Aktionärsrevolte

Im Abhörskandal bei der britischen Zeitung "News of the World" klammert sich der Chef des Mutterkonzerns News Corp., Rupert Murdoch, an seinen Posten. Aktionäre schäumen vor Wut. Letztlich sind sie aber machtlos gegen den Patriarchen.

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Von
  • dpa

Medienzar Rupert Murdoch behält die volle Kontrolle über sein Reich: Der Chef der News Corp. schlug auf einer stürmisch verlaufenen Hauptversammlung am gestrigen Freitag, dem 21. Oktober, die Revolte einiger Aktionäre nieder, die ihm wegen des Abhörskandals bei der inzwischen eingestellten britischen Zeitung News of the World ans Leder wollten.

"Wir gestehen unsere Fehler ein und müssen uns ihnen stellen", sagte Murdoch vor den Aktionären, die sich auf den Weg in die Hallen des konzerneigenen Fox-Filmstudios nach Los Angeles gemacht hatten. Er versicherte, dass alles getan werde, um "die Dinge geradezurücken". Von persönlichen Konsequenzen wollte er aber nichts wissen.

Aktionäre hatten Veränderungen im Verwaltungsrat gefordert, dem wichtigsten Konzerngremium. Sie bemängelten in einer hitzigen Debatte vor allem die Machtfülle von Rupert Murdoch, der nicht nur Firmenchef ist, sondern gleichzeitig auch der Vorsitzende des Verwaltungsrats und damit sein eigener Kontrolleur.

Am Abend stand jedoch fest, dass Murdoch und die anderen Mitglieder des Verwaltungsrats auf ihren Posten bleiben. Auch Murdochs Söhne James und Lachlan gehören weiter der Konzernspitze an.

Der australische Aktionärsschützer Stephen Mayne warf Murdoch vor, die News Corp. wie ein Familienunternehmen zu führen, obwohl der Großteil der Anteile in fremden Händen liege. "Sie haben uns lange genug für dumm verkauft." Julie Tanner von der katholischen Investmentfirma Christian Brothers Investment Services forderte, dass die Rollen von Firmenlenker und Chefkontrolleur getrennt werden müssten. Auch dieses Ansinnen wurde abgeschmettert.

Eine echte Überraschung ist es jedoch nicht, dass Murdoch sich letztlich durchsetzen konnte: Der Firmengründer kontrolliert bis heute rund 40 Prozent der Stimmrechte und darf überdies auf die Unterstützung des saudischen Prinzen Al-Walid bin Talal zählen, der weitere 7 Prozent in die Waagschale wirft.

Die Hauptversammlung könnte jedoch ein Nachspiel haben: Der britische Parlamentarier Tom Watson, der als Aktionärsvertreter an der Veranstaltung teilnahm, konfrontierte Murdoch mit dem Vorwurf, dass die Redaktion der News of the World nicht nur Telefone abgehört, sondern auch Computer gehackt habe. "Davon weiß ich nichts", sagte Murdoch, ergänzte aber, solchen "Gerüchten" werde nachgegangen.

Mitarbeitern des Blatts wird vorgeworfen, sie hätten unter anderem das Handy des entführten und später ermordet aufgefundenen Mädchens Milly Dowler angezapft. Dabei sollen sie auch heimlich Nachrichten in der Mailbox der 13-Jährigen gelöscht haben, um Platz für neue zu schaffen. Das hatte bei den Eltern die Hoffnung geweckt, ihre Tochter lebe noch.

Nur Stunden vor Beginn der Hauptversammlung erklärte News International, die Europatochter der News Corp., dass der Familie von Milly Dowler 2 Millionen Pfund (2,3 Mio Euro) an Wiedergutmachung zuflössen. Zudem würde eine weitere Million Pfund an wohltätige Organisationen gespendet. ()