CES

MeganeX: VR-Headset mit OLED-Microdisplays wiegt nur 250 Gramm

Das auf der CES 2022 vorgestellte SteamVR-Headset MeganeX erreicht mit OLED-Microdisplays und Pancake-Linsen einen äußerst schlanken Formfaktor.

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(Bild: Shiftall)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Bereits in den vergangenen zwei Jahren sorgten Panasonics VR-Prototypen auf der CES für Aufsehen. Dank der Kombination neuartiger OLED-Microdisplays und mehrschichtiger Pancake-Linsen erreichte der japanische Hersteller Headsets im Formfaktor einer Schweißerbrille – allerdings noch ohne Sensoren, einem Chip-System oder dergleichen. Auf der diesjährigen Ausgabe der Elektronikmesse stellte Panasonics Tochterfirma ein offenbar vollwertiges Modell für Endkunden vor. Die MeganeX soll noch im Frühjahr erscheinen, zu einem Preis unter 900 US-Dollar. Das Gewicht beträgt lediglich 250 Gramm, also weniger als die Hälfte der Meta Quest 2 (516 Gramm).

Bildschirme und Pancake-Linsen kommen aus dem Hause Kopin: Die Displays mit dem Namen „Lightning“ sind 1,3 Zoll klein und lösen pro Auge mit üppigen 2560 x 2560 Bildpunkten auf. Shiftall spricht dabei von "5,2K"-Auflösung. Damit wäre man gar nicht so weit von den sehr scharfen PC-Headsets Varjo Aero (2880 x 2720 Pixel pro Auge) bzw. HP Reverb G2 (2160 × 2160 Pixel pro Auge) entfernt. Die Ergebnisse sind aber nur bedingt vergleichbar. Bei der sehr kleinen Display- und Linsentechnik der neuen Brille ist schließlich deutlich mehr Helligkeit nötig, damit diese die Augen erreicht.

Die Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz sollte im Idealfall für eine flüssiges, natürliches Erlebnis bei schnellen Kopfbewegungen sorgen – Nutzer der Valve Index kennen den Effekt. Darüber hinaus wird eine HDR-Darstellung mit 10 Bit Farbtiefe angepriesen. Wie beim Prototypen des vergangenen Jahres ist auch im neuen Consumer-Modell 6DoF-Kopftracking mit an Bord: Kameras in den seitlichen Stäben erfassen per Inside-out-Tracking die Umgebung, und zwar mit sechs Freiheitsgraden (Kopfdrehung und -neigung sowie Bewegung im Raum). Informationen zu einem geplanten Controller sollen noch vor Release folgen.

Obwohl Qualcomms Chip-System Snapdragon XR1 verbaut ist, wird kein eigenständiger Betrieb erwähnt. Stattdessen nimmt das Headset mit einem Kabel Kontakt zum PC auf. Per USB-C-Verbindung kommt dabei der "Display Port Alternate Mode" zum Einsatz. Alternativ lässt sich eine Kombination aus Display-Port, USB 2.0 und der beiliegenden Adapter-Box nutzen. Interessierte sollten also ein wenig Zusatzgewicht für das verbundene Kabel einkalkulieren.

Im Gegensatz zu gängigen VR-Headsets lässt sich das schlanke Gerät einfach wie eine herkömmliche Brille auf den Kopf setzen, ganz ohne klobige Kopfbänder oder Stellschrauben. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Minimalismus nicht den Sitz beeinträchtigt, gerade bei schnellen Kopfdrehungen. Für immerhin etwas mehr Sicherheit umfassen die leicht gebogenen Bügel aber trotzdem ein wenig den Hinterkopf. In diesen einklappbaren Bügeln stecken auch die integrierten Lautsprecher.

Das Tochterunternehmen dient dem japanischen Panasonic-Konzern offenbar als Experimentierküche. Bereits 2020 beschrieb Shiftalls CEO Takuma Iwasa, dass sich die Firma auf ein "Trial & Error"-System mit schnellen Entwicklungszyklen und kleinen Produktionsmengen konzentrieren wolle. Das VR-Magazin Uploadvr.com vermutet daher, dass zunächst eine kleine Stückzahl des Headsets geplant sein dürfte. In Zukunft könnte vielleicht auch eine Stand-alone-Unterstützung in Arbeit sein, schätzt UploadVR. In diesem Fall ließe sich das Gerät vielleicht später ohne externen Zuspieler betreiben, also ähnlich wie bei Metas autarkem VR-System Quest 2.

Passend dazu findet sich auf dem offiziellen Datenblatt der MeganeX die Passage "SteamVR und mehr (zukünftiges Update)". Vorerst geht das Dokument aber noch nicht darauf ein, mit welchen "Host Devices" das Gerät später noch verbunden werden könnte.

Bei der MeganeX handelt sich übrigens nicht um die erste VR-Brille in diesem Formfaktor. Im November 2021 veröffentlichte etwa HTC seine kompakte Vive Flow, in der aber noch klassische LCD-Displays verbaut sind. Auch in diesem Gerät steckt Qualcomms mittlerweile in die Jahre gekommener XR1-Chip aus dem Jahr 2018. HTCs flache VR-Brille wiegt sogar nur 189 Gramm, muss aber für die Stromversorgung mit einem Smartphone verbunden werden. Mit der Vive Flow konzentriert sich HTC auf das in China beliebte Einsatzgebiet als Videobrille. Im Westen hingegen wurde sie als "Wellness-Brille" für Meditations-Apps vermarktet. OLED-Microdisplays und Pancake-Linsen kommen zudem im eher exotischen Kickstarter-Projekt Arpara 5K zum Einsatz. Das Headset bringt in der verkabelten Variante nur rund 200 Gramm auf die Waage, in der autarken Version sind es 380 Gramm. Die Kampagne erreichte bereits 38 Tage vor ihrem Ende weit mehr als die Mindestsumme von 44.290 Euro. Am 5. Januar stand der Zähler bei 686.100 Euro.

Nebenbei kündigte Shiftall noch weitere VR-Produkte für den internationalen Markt an. Das Kästchen mit dem Namen "Pebble Feel" wird per Gurt auf den Körper geschnallt, um Kälte- und Hitzeempfinden zu simulieren. Ebenfalls vorgestellt wurden das Bluetooth-Mikrofon "Mutalk" mit Geräuschunterdrückung sowie das bislang nur in Japan erhältliche Körpertracking-Set "HoritoraX". Letzteres lässt sich bereits in den USA vorbestellen. Wie die exakten Release-Pläne zum kompakten VR-Headset MeganeX aussehen, ist hingegen noch unklar. Bislang wird lediglich das Frühjahr 2022 als Zeitfenster genannt.

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