Megapixelmarketing und Kameragerüchte – die Fotonews der Woche 5/2023

200 Megapixel im Smartphone, 24 Blendenstufen bei einem anderen Sensor und vielleicht eine neue Alpha. Da muss einiges sortiert werden.​

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Für Sony Alpha 7c steht 2023 ein Nachfolger an.

(Bild: Sony)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Kurz nach Jahresbeginn stellt Samsung traditionell seine neue S-Klasse der Flaggschiff-Smartphones vor, diesmal drei Modelle der Serie S23. Im teuersten Modell, dem S23 Ultra, gibt es ab 1.400 Euro eine auch von deutschen Nachrichtensendern so bezeichnete "200-Megapixel-Kamera". Nun ist immer schon fraglich, ob die winzigen Objektive von Smartphones überhaupt so viel optische Auflösung durchlassen, aber das Megapixelmarketing funktioniert eben immer noch. Und fröhlich wird da gespottet, dass das iPhone 14 pro "nur" 48 Megapixel bietet.

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Dabei ist auch beim Apple-Handy, und erst recht beim Samsung, der Sensor vor allem für das Zusammenfassen von benachbarten Bildpunkten gedacht, dem Pixel Binning. Es geht also nicht um immer größere Fotos, sondern mehr Bildqualität in puncto Dynamikumfang und Kontrast. Und dass das S23 Ultra mit dem HP2-Sensor von Samsung selbst erscheinen wird, konnten Leser unseres Foto-Newstickers schon länger wissen. Samsung selbst hat ihn vor dem S23 angekündigt und auch auf andere technische Schmankerl hingewiesen – aber die lassen sich eben nicht so einfach in eine große Zahl packen.

Während dieses Missverständnis von Auflösung marketingtechnisch erwünscht ist, wird Canon sich vermutlich noch wundern, wenn mehr Medien den CMOS-Sensor mit einem Dynamikumfang von 148 dB entdecken. Und nur diese Angabe steckt auch in der Mitteilung des Unternehmens – daraus werden dann auf manchen Technikseiten 24 Blendenstufen, mehr als jeder Mensch oder gar ein Monitor überhaupt sehen oder darstellen kann.

Bei den 148 dB handelt es sich um eine rein technische Angabe, die sich auch aus den Berechnungen des Sensors durch seine integrierte Bildverarbeitung ergibt, denn das noch namenlose Bauteil ist auf einen einzigen Einsatzzweck optimiert: Überwachungskameras. Und bei denen gibt es das typische Problem, dass unter anderem das Nummernschild eines Autos oft über- und der Fahrer unterbelichtet ist – natürlich auch hier nur um technischen Sinne gemeint. Also sind schöne Bilder nicht gefragt, die Farben müssen auch nicht stimmen, Hauptsache, helle und dunkle Bereiche sind erkennbar. Und da liegt dann auch der Trick des Sensors: Er kann in einem Bild 736 Bereiche in der Dynamik unterschiedlich behandeln.

Dazu kommen noch Bewegungserkennung über mehrere Bilder hinweg, ähnlich wie bei HDR, aber eben nicht zum Zusammensetzen der Rohdaten, sondern nur für die Optimierung der Dynamik. Das würde sich vielleicht auch mancher Smartphonehersteller wünschen, allein: Der 1-Zoll-Sensor ist zumindest nach Canons bisher vorgelegten Beispielbildern eben nicht für schöne Fotos ausgelegt.

Laut Sonyalpharumours soll die Sony Alpha A9 III nun wirklich bald kommen, sie war auch für die Olympischen Spiele 2022 schon erwartet worden, wurde dann aber dort doch nicht öffentlich getestet. Ältere Angaben gingen von weiterhin 24 Megapixeln im Vollformat aus, aber selbst in der Profiliga scheint fraglich, ob sich Sony dem Megapixelmarketing ganz entziehen kann. Mit über drei Jahren Marktpräsenz für den Vorgänger A9 II ist hier dringend ein größeres Update nötig.

Und nur ein Jahr jünger ist die Alpha A7c, die als besonders kompakte Vollformatkamera 2020 für Furore sorgte. Hier soll es ebenfalls bald die A7cII geben, die wie schon beim Vorgänger auf dem größeren Modell der Serie A7 basieren soll. Somit wäre dann der 33-Megapixel-Sensor der A7 IV samt Stabilisierung zu erwarten. Preisangaben zu den Alphas gibt es noch nicht, denn das ist bei Sony derzeit schwierig zu beurteilen. Wie in dieser Kolumne in der vorigen Woche berichtet, hat das Unternehmen in Japan bereits die Preise erhöht, um der Inflation zu trotzen. Dass man bei guten Produkten und einem Umbau des Angebots durchaus so verfahren kann, hat in dieser Woche auch Petapixel an einem Beispiel berichtet, denn "Nikon macht alles richtig" lautet die Überschrift des lesenswerten Stücks.

Und sehenswert, auch aus technischer Sicht, ist eines der immer beliebter werdenden "One-Shot-Videos" aus eine FPV-Drohne. Diese Geräte werden als First-Person-View über ein Headset im Flug beobachtet, woraus sich eine stark konkurrierende Szene entwickelt hat. Waren in den vergangenen Jahren noch alle Tricks, Schnitte und Bearbeitungen populär, so geht es nun zunehmend darum, einen spektakulären Flug in einem Take durchzuführen. Professionelle Drohnenfilmer, wie hier Emil Khaziev, lassen sich dabei nur selten genau in die Karten schauen.

Diesmal aber schon, denn zu seinem jüngsten Video gibt es auch Behind-the-Scenes-Aufnahmen, die einiges verraten: Unter anderem wird hier mal eben eine umgebaute Drohne bei stillstehenden Motoren aus dem Fenster eines Hochhauses geworfen, aus einem fahrenden Auto heraus aus der Luft gegriffen und so fort. Mehr zum Inhalt sei hier nicht gespoilert, nur soviel noch: Der Pilot musste seiner Drohne kräftig hinterherrennen, um den Kontakt zum FPV-Sender nicht zu verlieren. Und natürlich wurden sichtbares Gerät und Helfer rausretuschiert, die Leistung besteht vor allem im genau geplanten durchgehenden Flug ohne Schnitte. Bisher sind die Clips nur bei Instagram veröffentlicht worden, Petapixel hat beide inklusive weiteren Erklärungen klickbar verlinkt.

(keh)