Mexiko: Privater WLAN-Hotspot mit Blockchain soll Einnahmen bescheren

Wieder einmal sollen private Hotspots für ihre Eigentümer Profit abwerfen. Diesmal mit einer Blockchain und Hilfe der Telefónica.​

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Hotspot über den Dächern Oaxacas​

Hotspot über den Dächern Oaxacas

(Bild: Telefónica)

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Privat installierte WLAN-Hotspots sollen Lücken im Mobilfunknetz der Telefónica in Mexiko schließen, Datenverkehr günstiger abführen und das Mobilfunknetz entlasten. Dafür zahlt der Telecom-Konzern rund einen halben US-Dollar pro Gigabyte. Nicht direkt an die Hotspot-Betreiber sondern an seine Tochterfirma Helium Mobile. Die privaten Hotspot-Betreiber erhalten Einheiten der hauseigenen Kryptowährung MOBILE.

Das hat Telefónica bekanntgegeben. Los geht es mit einer nicht spezifizierten Zahl an Outdoor-Hotspots in Mexico City sowie Oaxaca. Bestimmte mexikanische Telefónica-Kunden sollen alsbald automatisch und ohne manuelles Zutun über diese WLANs online gehen. Das Login erfolgt automatisch über die Mobilfunk-SIM-Karte; der Datenverkehr wird nicht lokal ins Internet gespeist, sondern über das Kernnetz des Mobilfunkers geroutet, was auch die Abrechnung laut Tarif sicherstellt. Die dafür notwendige Software basiert auf dem Standard OpenWifi und dem Protokoll Passpoint 2.0.

Helium Mobile sucht weitere Teilnehmer, vorerst nur in Mexiko. Sie können aber keine beliebigen WLAN-Hardware verwenden, sondern müssen einen für den Einsatz unter freiem Himmel konzipierten Helium-Mobile-Router kaufen und auch dort installieren. Das Gerät kostet in den USA 500 US-Dollar netto. Außerdem muss der jeweilige Betreiber eine Genehmigung der mexikanischen Regulierungsbehörde einholen.

Die Teilnahme mit WLAN in Gebäuden ist derzeit nicht vorgesehen. Bewährt sich das Konzept, möchte Telefónica das System auf weitere Gebiete in Lateinamerika ausdehnen. Unabhängig davon koordiniert Helium Mobile bereits jetzt private WLAN-Hotspots (auch in Innenräumen) in zahlreichen Ländern und übernimmt die Abrechnung. Die Helium-Blockchain speichert, wer wie lange seinen Hotspot zur Verfügung stellt und wie viel Datenverkehr er dabei übernimmt; aus diesen Faktoren wird dann eine Zuteilung der Kryptomünzen berechnet. Dieses Verfahren gelangt auch bei den Outdoor-Hotspots für Telefónica in Lateinamerika zum Einsatz.

Ganz neu ist die Idee der automatischen Entlastung und Ergänzung von Mobilfunknetzen durch WLAN nicht. Allerdings wird dafür in der Regel WLAN-Infrastruktur einzelner Unternehmen genutzt, beispielsweise von Flughäfen und Hotelketten. Bekanntes Beispiel ist Boingo, das so ein System für den US-Mobilfunker AT&T an bestimmten Standorten umsetzt.

Alt, aber nicht bewährt, ist die Idee, dass Privatpersonen mit ihren WLANs nebenbei Geld verdienen. Vor zirka 20 Jahren machten Projekte wie Fon, Hotsplots, Airnyx, Mitsurfzentrale oder Sofanet ähnliche Hoffnung. Der unternehmerische Erfolg war bescheiden. Aber im Unterschied zu Helium Mobile heute hatten die damals weder Blockchain noch Kryptowährung.

(ds)