Microsoft kritisiert Apples "außerordentliche Gatekeeper-Macht"

Apple nutze die Kontrolle über iOS, um eigene Dienste zu bevorteilen und Dritte auszusperren, moniert Microsoft. Das Urteil im Fall Epic müsse gekippt werden.

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(Bild: TATSIANAMA/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Im Kartellstreit zwischen Epic Games und Apple hat sich Microsoft erneut klar hinter den Fortnite-Macher gestellt. Neben mehr als 30 US-Bundesstaaten fordert auch der Software-Konzern, dass ein US-Berufungsgericht das Urteil der ersten Instanz kippt, laut dem Apple kein gegen Kartellrecht verstoßender Monopolist ist.

Apple besitze mit seiner Kontrolle über iOS und iPhone eine "außerordentliche Gatekeeper-Macht", schreibt Microsoft in einer Eingabe. Dies erlaube es dem Hersteller, seine eigenen Produkte und Dienste zu bevorzugen und den Wettbewerb in beliebigen Märkten zu behindern.

Die wettbewerbsrechtlichen Probleme dieser Vormachtstellung gehen laut Microsoft weit über den Spielemarkt hinaus: Online-Handel und persönliche Verbindungen würden in "signifikantem und teils überwiegendem Maße über iOS-Geräte" abgewickelt, erläutert Microsoft in dem Amicus-Curiae-Filing beim US Court of Appeals for the Ninth Circuit (Aktenzeichen 21-16506).

Wohl kein Konzern "außer dem US-Netzbetreiber AT&T am Höhepunkt seines Telefon-Monopols" habe so viel Kontrolle über eine "Leitung gehabt, durch die eine enorme Bandbreite an wirtschaftlicher Aktivität läuft" – und Apple sei in deutlich mehr Märkten mit eigenen Diensten aktiv, darunter Streaming, Mobile Payment, Werbung und Spiele.

Apple nutze die Kontrolle, um etwa Cloud-Gaming zu blockieren, schreibt Microsoft. Xbox Cloud Gaming konnte letztlich nur als Web-App für iPhones umgesetzt werden, in den App Store durfte der Dienst bis heute nicht. Cloud-Gaming bedrohe nämlich Apples Vormachtstellung, weil es plattformübergreifend funktioniert und einen leichten Wechsel zwischen Plattformen ermöglicht sowie den Kauf von High-End-Hardware erübrigt, zitiert Microsoft aus einer Marktstudie der britischen Wettbewerbsbehörde.

Wenn es Apple erlaubt bleibe, zwischen iPhone-Nutzer und jeden Online-Dienst zu treten, dann sei im mobilen E-Commerce kaum mehr jemand sicher "vor Apples Einmischung und letztendlicher Dominanz."

Seit knapp zwei Jahren scheinen Microsoft und Apple in manchen Bereichen wieder auf Kollisionskurs: Microsoft habe genug Erfahrungen mit Kartelluntersuchungen und dabei viel gelernt, erläuterte Microsofts Chefjustiziar schon 2020. "Manche App Stores" würden aber viel höhere Barrieren errichten als es Microsoft je gemacht habe. In den Rechtsstreit zwischen Epic und Apple waren auch Microsoft-Manager von Beginn an prominent involviert.

(lbe)