Mobilcom-Gründer Schmid lobt den Vorstand

Aktionäre hatten auf der mobilcom-Hauptversammlung nicht nur sachliche Kritik am umstrittenenen Gebahren des impulsiven Selfmade-Mannes Gerhard Schmid.

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Von
  • Torge Löding

"Ich hätte mir gewünscht, dass mancher Aktionär, der hier heute Redebeiträge gemacht hat, sich weniger mit meiner Person und mehr mit dem Unternehmen beschäftigt hätte", polterte der mobilcom-Gründer und geschasste Vorstandsvorsitzende Gerhard Schmid auf der ordentlichen Hauptversammlung des Telecom-Unternehmens aus dem Publikum, bei dem er sich als Aktionärsvertreter empfahl. Zuvor hatten Aktionäre nicht nur sachliche Kritik am umstrittenenen Gebahren des impulsiven Selfmade-Mannes, sondern ihm auch einen ganzen Kübel wüster Beschimpfungen über das Haupt gegossen. Ein Redner verglich Schmid sogar mit einem sizilianischen Mafioso. "Zu den 0,1 Millionen EBIT-Gewinn gratuliere ich Ihnen", schloss sich der ehemalige CEO zur Überraschung vieler dem Vorstandslob einiger Aktionärsschützer an.

Nach dieser Vorlage gelang es Schmid, die Stimmung bei vielen Kleinaktionären im Saal zu drehen und erntete zeitweise stürmischen Beifall, nachdem im bisherigen Sitzungsverlauf nur Lob für Aufsichtsrat Dieter Vogel und Vorstandschef Thorsten Grenz -- der zu Zeiten Schmids als Finanzvorstand in dem Gremium gesessen hatte -- laut geworden war. Schmid sehe sich nicht als Störer. Seine Beiträge hätten stets dazu beigetragen, "Blödsinn zu verhindern". So wolle er weitermachen und Einfluss nehmen, damit er als Großaktionär Geld an mobilcom verdienen könne. "Es ist ein Fehler, das Geschäft als Mobilfunk-Servicebetreiber mit einem Mal zum Kerngeschäft mobilcoms zu erklären", eröffnete Schmid sodann seine Attacke auf seinen Nachfolger auf dem Chefsessel. Die Krise bei anderen Telecom-Resellern wie debitel, Hutchison und Talkline sei sichtbar. "Die Netzbetreiber werden niemals zulassen, dass Reseller perspektivisch große Gewinne erzielen", kritisierte er und forderte alternative Geschäftsmodelle.

Alternativen Einnahmequellen gegenüber hatte sich CEO Grenz zuvor aber auch gar nicht abgeneigt gezeigt. "Wir erwarten für das laufende Jahr, nach dem Erreichen eines positiven Ergebnisses im Konzern, auch ein Erreichen der Break-Even-Schwelle im Kerngeschäft als Mobilfunk-Service-Betreiber. Wir sind überzeugt, dass mit diesem Geschäftsmodell langfristig solide Erträge zu erwirtschaften sind. Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg als Service-Betreiber ist aus Sicht des mobilcom-Vorstandes, den Kunden über die Funktion als Reseller hinaus einen Mehrwert anzubieten", hatte Grenz in der ihm eigenen etwas hölzernen Rhetorik bereits am Vormittag erklärt.

Keine Verschwörung Schmids steckt übrigens hinter der von argwöhnischen Aktionären gewähnten Beteiligung der Mobilcom-Tochter Freenet an den Firmen Fundorado und Audiofon. In Wahrheit gibt Freenet da dem Erotikversand Orion und dem umstrittenen Mehrwertdiensteanbieter für 0190-Nummern die Hand. "Sex sells" erklärte Grenz zur Begründung für die Geschäftsverbindung. (tol/c't) / (anw)