Monopol-Kritik an Microsofts .Net-Initiative

Der Interessenverband Procomp hat ein umfangreiches White Paper mit neuen Monopolanschuldigungen gegen Microsoft vorgelegt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 270 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sven Hansen

Der Interessenverband Procomp, dem Firmen wie Netscape, Sun, Corel und Oracle angehören, erhebt neue Kartellvorwürfe gegen Microsoft. In einem gestern veröffentlichten White Paper heißt es, Microsoft verfolge zurzeit mit .Net das Ziel, seine Monopolposition weiter zu festigen und auszuweiten. Bereits im letzten Monat hatte die Procomp ähnliche Vorwürfe im Zusammenhang mit der Bündelung von Windows XP und dem Media Player 8.0 erhoben.

Laut Procomp versucht Microsoft über eine Verschränkung von .NET und XP Konkurrenten weiter an den Rand zu drängen. Im neuen XP-Betriebssystem seien die Anwendungen verbunden, "wie ein achtköpfiger siamesischer Zwilling", so Procomp-Chef Mike Pettit. "Damit ist es für Mitbewerber sehr schwer, in einem einzelnen Softwarebereich eine konkurrenzfähige Alternative anzubieten." Darüber hinaus versuche Microsoft mit .NET und XP in weitere Bereiche des Internet vorzudringen. Microsoft-Sprecher Jim Cullinan wies die jüngsten Anschuldigungen vehement zurück: "Hier werden doch nur längst bekannte Argumente aufgekocht." Anstatt sich zu beschweren, sollten die Konkurrenten lieber mit neuen Produkten und Diensten aufwarten. "Stattdessen versucht man Microsoft durch rechtliche Regulierungen auszubremsen."

Dies sieht man bei Procomp anders. Momentan habe Microsoft schon in vielen Bereichen eine Quasi-Monopolstellung erlangt: Marktanteile bei PC-Betriebssystemen von 93 Prozent, bei Standard-Anwendungssoftware von 96 Prozent und bei Webbrowsern von 88 Prozent sprächen für sich. Damit habe Microsoft seine Marktposition gegenüber dem Zustand zu Beginn des Kartellprozesses noch ausgeweitet – auch die Strategie der Netscape-Verdrängung sei aufgegegangen.

Mit den jüngsten Anschuldigungen versucht Procomp, Einfluss auf den immer noch ausstehenden Entscheid des U.S. Court of Appeals zu nehmen. Doch Analysten in Washington rechnen eher damit, dass der Appeals Court einen Großteil der Auflagen niederer Instanzen – darunter auch die der Aufsplittung des Softwaregiganten – aussetzten wird. Denn während die Clinton-Regierung mit Microsoft eher auf Konfrontationskurs ging, scheint die Bush-Administration den Softwareriesen eher in einem Stück sehen zu wollen. (sha)