Musks Neuralink sucht erste Probanden für Hirn-Computer-Schnittstelle

Das Neurotechnologieunternehmen von Elon Musk, Neuralink, ist bereit für Versuche am Menschen. Für eine Studie werden passende Probanden gesucht.

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(Bild: Skorzewiak/Shutterstock.com)

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Elon Musks Neurotechnologie-Unternehmen Neuralink sucht erste Probanden mit Lähmungen, die sich ein Hirnimplantat einsetzen lassen, um darüber Geräte steuern zu können. Das geht aus einer von Neuralink verteilten Broschüre hervor. Die FDA-Zulassung für Versuche am Menschen hatte die US-Medizinaufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA), die für die Genehmigung solcher Versuche zuständig ist, bereits im Mai genehmigt, nachdem sie sie 2022 zunächst abgelehnt hatte.

Gesucht werden Menschen für eine auf sechs Jahre angelegte Prime-Studie (Prime: Precise Robotically Implanted Brain-Computer). Sie müssen an Tetraplegie aufgrund einer Rückenmarksverletzung oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), einer unheilbaren Form der Muskellähmung, leiden. Zudem müssen sie über 22 Jahre alt sein und eine dauerhafte Betreuungsperson nachweisen.

Getestet werden sollen an ihnen das von Neuralink entwickelte Implantat sowie die Implantatstechnik. Das sind das N1-Implantat sowie eine Gehirn-Computer-Schnittstelle, die zur Steuerung externer Geräte über Gehirnsignale dient. Darüber hinaus soll der R1-Roboter erprobt werden, mit dem der chirurgische Implantierungsvorgang durchgeführt wird. Drittes Testgebiet ist die N1 Benutzer-App. Sie ermöglicht das Auslösen von Computeraktionen über die vom Hirn gesendeten Signale. Mit der Studie will Neuralink die Wirksamkeit seiner Geräte nachweisen und damit zugleich die Sicherheit der Systeme überprüfen.

Die ersten 18 Monaten der Prime-Studie umfassen neun Sitzungen bei den Wissenschaftlern. Im Anschluss sind mindestens zwei Stunden pro Woche für Versuche mit dem Hirn-Computer-Interface geplant. Hinzu kommen 20 weitere, nicht näher spezifizierte Besuchstermine innerhalb von fünf Jahren.

Dazu, wie viele Probanden Neuralink für seine Tests sucht, macht das Unternehmen keine Angaben. Auch sind der Studienort sowie der Zeitpunkt des Studienbeginns unklar. Vermutlich erfolgt er, sobald genügend Probanden gefunden worden sind, die den Voraussetzungen entsprechen. Eine Vergütung, wie sie bei medizinischen Probanden durchaus möglich sein kann, gibt es nicht. Neuralink erstattet lediglich studienbezogene Kosten, wie etwa für An- und Abfahrt zu den Terminen.

Neuralink ist nicht das einzige Unternehmen, das Gehirnimplantate am Menschen, die durch Lähmungen beeinträchtigt sind, testet. Bisher konnte bereits die Wirksamkeit solcher Gehirn-Maschine-Schnittstellen anhand von ALS-Patienten nachgewiesen werden. Sie konnten mit den Implantaten auf einem Computer Textnachrichten schreiben und so kommunizieren.

Ekon Musks Neuralink ist in den vergangenen Jahren durch Verfehlungen bei den Experimenten, insbesondere der Nutzung von Affen als Versuchstiere, in den Fokus der Aufsichtsbehörden geraten. So wurde etwa die Behandlung der Tiere sowie der Transport mit Krankheitserregern belasteter Implantate, die den Affen wieder entnommen wurden, bemängelt. Musk dementierte jedoch, dass Affen aufgrund des Implantats gestorben seien. Es würden lediglich Affen für die Experimente genutzt, die sich im Endstadium ihres Lebens befunden hätten.

Die langfristigen Ziele von Musk mit dem Implantat sind jedoch andere. Er plant eine Hirn-Computer-Schnittstelle, die es den Menschen ermöglichen soll, ihre kognitiven Fähigkeiten zu erweitern, um mit Künstlicher Intelligenz (KI) Schritt halten zu können. Dieses vollmundige Versprechen löst das N1-Implantat nicht ein. Möglicherweise ist es aber ein erster Schritt auf dem Weg zu weiteren Hirn-Computer-Schnittstellen mit erweiterten Funktionen.

(olb)