NFT vom Mutant Ape Planet: Franzose in New York verhaftet

Mit web3-Bingo soll Aurelien M. wertlose Bildchen verhökert haben. Die leeren Versprechen brachten ihm laut Anklage mehrere Millionen Dollar.

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Sechs gezeichnete Porträts von "Affen" in diversen Kostümen

Sechs von 9.999 Einwohnern des Planeten der Mutanten-Affen

(Bild: "James"/Gerichtsakte/Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.
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Mutant Ape Planet NFTs (Non-Fungible Tokens) soll Aurelien M. online verkauft und dabei umfangreiche Versprechen gemacht haben. Anstatt diese Versprechen einzuhalten, leitete er laut Anklage einen Teil der Beute zu sich selbst um. In der Nacht auf Donnerstag wurde der Franzose auf einem Flughafen in New York City verhaftet. Opfer sollen sich bei einer US-Behörde melden.

Nun hat die Bundesstaatsanwalt für das östliche New York die zuvor geheim gehaltene Anklageschrift veröffentlicht. Demnach hat der in Dubai wohnhafte M. im Februar 2022 unter dem Pseudonym "James" 9.999 NFT-Bildchen mit schwerkrank aussehenden Affen in allerlei Kostümen feilgeboten. Sie wurden demnach in nur einer Stunde zum Preis von je 0,15 Einheiten der Kryptowährung Ethereum verkauft. Schließlich sollten die NFTs ihre Käufer wohlhabend machen.

Und zwar so: Die Einnahmen wanderten in einen sogenannten Smart Contract, eine generell irreführende Bezeichnung. Von dem Geld sollten 500.000 US-Dollar für Werbung aufgebracht werden, um die NFTs bekannt zu machen, was deren Kurs hätte heben sollen. Weitere Einnahmen sollten in eine Community Wallet fließen, aus der einerseits Preisausschreiben für die NFT-Inhaber, andererseits weitere Marketingkampagnen finanziert werden sollten.

Natürlich sah der veröffentlichten Plan auch den Erwerb virtuellen Landes im Metaverse vor. Und endlich sollte eine neue Kryptowährung geschaffen und an die NFT-Käufer verteilt werden. Diese Kryptowährung hätte dann goldene Eier gelegt, wenn die Teilnehmer sie an andere web3-Begeisterte vermietet hätten. Denn das sollte schöne Zinsen bringen.

Tatsächlich aber wurde der Smart Contract sofort dazu genutzt, einen Teil der Einnahmen auf zwei andere Wallets zu übertragen. Damit wurden dem Mutant Ape Planet die Mittel zur Umsetzung des wunderbaren web3-Projekts entzogen. Solche Entreicherungen sind in der Szene als "Rug Pull" bekannt. (Der Mutant Ape Planet ist nicht mit bekannteren NFT-Projekten wie dem Mutant Ape Yacht Club oder dem Bored Ape Yacht Club zu verwechseln, Anmerkung.)

Die Entnahmen aus dem Smart Contract entsprachen damals mehr als 2,9 Millionen US-Dollar. 1,25 Millionen davon wanderten auf ein drittes Wallet – dieses wollen die Ermittler ohne weitere Schwierigkeiten dem Angeklagten zugeordnet haben. Denn die mit diesem Wallet verbundene Telefonnummer hatte M. bei einem Antrag auf eine US-Anreiseerlaubnis (ESTA, Electronic System for Travel Authorization) angegeben. Außerdem wurde für die Einrichtung des Wallets bei einer großen Kryptobörse ein auf seinen Namen lautender Ausweis der Vereinigten Arabischen Emirate übermittelt.

Die Anklageschrift zitiert aus einem Posting von "James" auf dem Mutant Ape Planet Discord-Server vom Juni: Er habe nie einen Rug Pull beabsichtigt, aber die Community wäre zu toxisch geworden. Laut "James" sind die Betrogenen also selbst schuld, dass er gezwungen war, sich ihr Geld unter den Nagel zu reißen. Gegen diese herzzerreißende Version der Geschichte spricht, dass die betrügerischen Entnahmen aus der Projektkasse sofort begannen, noch bevor das Minting der NFTs abgeschlossen war.

Auch im Protokoll der Discord-Server fanden die Ermittler ein Indiz: "James" nutzte den selben Internet Service Provider in den Vereinigten Arabischen Emiraten wie Aurelien M. bei Zugriffen auf seine Gmail-Adressen und bei seinem Antrag auf die US-Anreiseerlaubnis. Laut französischen Medien ist M. ein ehemaliger Fußballer.

Das Strafverfahren heißt USA v. Aurelien Michel und ist am US-Bundesbezirksgericht für das östliche New York unter dem Az. 1:23-mj-00007 anhängig. Für den 24 Jahre alten Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. Ob Behörden noch nach Komplizen fahnden, ist nicht bekannt. Opfer sollen sich bei der ICE Tip Line des US-Ministeriums für Heimatsicherheit melden und ihren Schaden registrierten. Das geht mittels Onlineformular oder telefonisch unter +1.802.872.6199.

(ds)