NGTS-4b in der "Neptun-Wüste": Ein Exoplanet, wo er nicht hingehört

Astronomen haben einen Exoplaneten von der Größe des Neptun gefunden, der seinen Stern viel zu nah umkreist. Für sie ist das eine Sensation.

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NGTS-4b in der "Neptun-Wüste": Ein Exoplanet, wo er nicht hingehört

Künstlerische Darstellung von NGTS-4b

(Bild: University of Warwick/Mark Garlick)

Lesezeit: 2 Min.

Astronomen haben mit NGTS-4b einen Exoplaneten an einem Ort gefunden, wo er nicht hingehört. Der Himmelskörper wurde bei einem 900 Lichtjahre von uns entfernten Zwergstern entdeckt, hat ungefähr die 20-fache Masse unserer Erde und braucht für eine Umrundung gerade einmal 32 Stunden. Er ist also von etwa mittlerer Größe in einer Region, in der solche Exoplaneten bislang nicht aufgetaucht sind.

Vergleich der Umlaufbahn mit der des Merkur

(Bild: DLR, CC-BY 3.0 )

"Normalerweise würde ein Planet mit der Masse des Neptuns und einer ähnlichen Zusammensetzung durch die starke Strahlungseinwirkung des Sterns sehr schnell seine Hülle aus Wasserstoff und Helium verlieren und nur der Kern bliebe übrig", erklärt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Besonderheit.

Visualisierung der "Neptun-Wüste"

(Bild: Eigmüller, SuW)

NGTS-4b kreist demnach in der sogenannten "Neptun-Wüste", erklären die an der Entdeckung beteiligten Forscher des DLR. Alle bislang bekannte Exoplaneten, die ihren Stern in weniger als zehn Erdtagen umkreisen, sind demnach entweder ungefähr so groß wie der Mars oder der Jupiter. Exoplaneten mittlerer Größe wie der Neptun wurden in diesem Gebiet bislang nicht gefunden. Deshalb sei NGTS-4b eine Sensation, denn entweder habe er nur überlebt, weil er einen besonders großen Kern besitzt – und seine Atmosphäre damit besser festhält. Oder er habe seine Position erst vor vergleichsweise kurzer Zeit erreicht – innerhalb der vergangenen eine Million Jahre.

Gefunden wurde der Exoplanet mit der Anlage NGTS (Next-Generation Transit Survey) der Europäischen Südsternwarte (ESO), die von der Erdoberfläche aus vollkommen automatisch nach Exoplaneten fahndet. Mit ihr suchen die Astronomen nach Helligkeitsabfällen bei Sternen, die darauf hindeuten, dass ein Exoplanet ihn minimal verdunkelt. Im Fall von NGTS-4b war es der schwächste Helligkeitsabfall, der bislang von der Erde aus zur Entdeckung eines Exoplaneten geführt hat, schreiben die Forscher. Sein Stern sei gerade einmal um 0,13 Prozent dunkler geworden, als der Himmelskörper vor ihm vorüber zog. Kein anderes bodengestütztes Instrument sei zu solch einer Entdeckung in der Lage.

Exoplanetenjäger NGTS (6 Bilder)

Langzeitbelichtung des Next-Generation Transit Survey (NGTS)
(Bild: ESO/G. Lambert)

Die Forscher haben den Exoplaneten den "verbotenen Planeten" getauft und wollen in den gesammelten Daten nun nach ähnlichen Himmelskörpern in der "Neptun-Wüste" suchen: "Möglicherweise ist die Wüste grüner als bislang gedacht", meint Richard West von der Universität Warwick. (mho)