Nach EU-Milliardenstrafe: Apple streicht Linkverbot, beharrt auf Provision

Streaming-Apps dürfen in Europa erstmals auf billigere Kaufmöglichkeiten im Web verlinken. Apple fordert auch dort bis zu 27 Prozent Provision ein.

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iPhone 14 Pro und iPhone 14 Pro Max

(Bild: Mac & i)

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Apple hat mehrere von der EU als kartellrechtswidrig eingestufte App-Store-Regeln gestrichen: Musik-Streaming-Dienste wie Spotify dürfen in Europa deshalb erstmals Links oder Kaufen-Buttons in ihre Apps integrieren, über die Nutzer ein Abo direkt beim Anbieter im Web abschließen können. Das war von Apple bislang strikt untersagt und ist für Anbieter anderer Apps weiterhin verboten.

Streaming-Apps müssen dafür eine spezielle Apple-Berechtigung (Entitlement) anfragen und dürfen nur damit dann Einkaufslinks auf ihre Website setzen sowie Kunden zudem direkt in der App über die Preise informieren. Klickt der Nutzer einen solchen Kaufen-Button an, blendet das iPhone automatisch einen Warnhinweis ein, Apple sei nicht für "Datenschutz und Sicherheit von Einkäufen im Web verantwortlich", heißt es darin. Dies müssen Nutzer erst bestätigen.

Tippt ein Kunde auf den Link und schließt innerhalb von 7 Tagen ein Abo im Web ab, fordert Apple vom jeweiligen Anbieter weiterhin Provision ein, und zwar bis zu 27 Prozent. Der App-Anbieter profitiere schließlich von Apples Technik und Tools, heißt es beim iPhone-Konzern. Streaming-Dienste müssen Buch führen über solche Einkäufe im Web und diese an Apple melden – sowie die Provision abführen.

Solche externen Kaufmöglichkeiten muss Apple auf Druck von Regulierungsbehörden und Gerichten in immer mehr Regionen zulassen, allerdings pocht der Konzern bislang dabei stets auf seine Provision. Das wird derzeit auch in den USA im Fall Epic vs. Apple weiter verhandelt.

Die EU-Kommission hat Anfang März entschieden, dass es sich bei diesen Apple-Schweigeregeln um "unlautere Handelsbedingungen" für Musik-Streaming-Anbieter handelt und eine Strafe in Höhe von 1,8 Milliarden Euro gegen den Konzern verhängt. Apple will in Berufung gehen, ist aber der Auflage nachgekommen, die beanstandeten Regeln zu streichen.

Die EU argumentierte, dass Apples Verhalten zu höheren Preisen für Streaming-Abos geführt hat, weil Apple für Käufe über die für In-App-Käufe vorgeschriebene hauseigene In-App-Kaufschnittstelle bis zu 30 Prozent Provision einbehält. Streaming-Riesen wie Spotify und Netflix haben deshalb schon vor vielen Jahren die Möglichkeit aus ihren iPhone-Apps entfernt, dort direkt ein Abo abzuschließen.

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Nach Spotifys Ansicht ermöglicht Apple dadurch weiterhin keine freie Kommunikation des Anbieters mit Endkunden. Sich an das Gesetz zu halten, sei nicht "optional", so der Streaming-Riese in einer Stellungnahme gegenüber US-Medien. Die EU-Kommission dürfte Apples Verhalten genau beobachten, es läuft zudem bereits ein Verfahren, dass Apples Erfüllung der neuen EU-Regeln auch in Hinblick auf diese eingeschränkten Möglichkeiten zur Kommunikation zwischen App-Anbietern und ihren Kunden genauer beleuchten soll.

(lbe)