SAP setzt Ankaufstour fort, will EAM-Startup Leanix übernehmen

Mit dem Ankauf von LeanIX will SAP sein Prozess-Transformation-Portfolio ausbauen. Das lassen sich die Walldorfer Gerüchten zufolge 1,2 Milliarden Euro kosten.

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(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

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Von
  • Achim Born

SAP plant, LeanIX zu übernehmen. Mit den Tools des Bonner Start-ups will der DAX-Konzern seine Suite für die Geschäftstransformation abrunden. Offiziell sind keine Details zum Kaufpreis bekannt. Es wird aber kolportiert, dass er über eine Milliarde Euro liegt.

LeanIX wandelt damit auf den Spuren von Signavio. Denn wie die Berliner Kollegen soll das Bonner Start-up seinen Platz unter dem SAP-Dach finden. LeanIX ergänzt die vorhandene Prozessmanagement- und Mining-Umgebung von Signavio um Enterprise Architecture Management (EAM). In Kombination sollen Unternehmen damit einen umfassenden Durchblick auf Zusammenspiel von Anwendungs- und IT-Landschaft erhalten, die in eine KI-gesteuerte Prozessmodernisierung, respektive -optimierung, fließt.

Die Kundenliste des 2012 gestarteten EAM-Spezialisten umfasst über tausend Firmen – darunter namhafte Konzerne wie Adidas, Bosch, Dropbox, Santander oder Volkswagen. Die Tools von LeanIX dienen zur Visualisierung der IT-Anwendungslandschaft. Die üblichen EAM-Funktionen ergänzt das Value Stream Management (VSM), mit dem Entwickler unter anderem automatisiert ihre Services inventarisieren und ordnen können. Zudem zählt eine SaaS-Managementplattform zum Produktportfolio, mit deren Hilfe sich Einsatz und Lizenzen von SaaS-Anwendungen kontrollieren lassen.

Entsprechendes Know-how hatten sich die Bonner im Frühjahr 2021 mit der Übernahme von Cleanshelf gesichert. Erst im Juli dieses Jahres lancierte LeanIX hierfür das Renewals Board-Feature zum aktiven Management künftiger SaaS-Vertragsausgaben. Im August verkündete das Unternehmen, mit Microsoft zusammenzuarbeiten, um einen KI-gestützten Assistenten für das Enterprise-Architektur-Management auf den Markt zu bringen. Dieser basiert auf einem speziellen, auf Azure gehosteten GPT-3.5-Turbo-Sprachmodell und soll Aufgaben wie Automatisierung der Dokumentation, Recherche von Nachfolgetechnologien oder Empfehlungen zur Architekturgestaltung übernehmen.

Dass die Kombination der EAM-Features von LeanIX in SAPs Signavio Prozess-Transformationssuite Sinn ergibt, liegt auf der Hand – insbesondere wenn es darum geht, den Umstieg in die Cloud im Rahmen des Angebots RISE with SAP zu vereinfachen. Warum dies zwingend durch eine Übernahme und nicht durch eine enge Kooperation erfolgt, wirft indes Fragen auf. Schließlich pflegt LeanIX bereits eine langjährige Partnerschaft mit Signavio, die schon vor der Übernahme der Berliner durch SAP begann. Diese wurde im Juli 2022 noch einmal bekräftigt. Freuen dürfen sich indes die Investoren des als "Soonicorn" gehandelten Start-ups, zu denen Goldman Sachs, Insight Partners sowie Digital Transformation Capital Partners (DTCP) und damit die Telekom zählen. Denn auch wenn die beteiligten Unternehmen zum Kaufpreis keine Angaben machten, wird über eine Höhe von 1,2 Milliarden Euro spekuliert. Er fiele damit sogar noch ein wenig höher aus als der Betrag, den SAP vor zwei Jahren für Signavio auf den Tisch gelegt haben soll.

Der Abschluss der Akquisition von LeanIX wird für das vierte Quartal 2023 erwartet, abhängig von den üblichen rechtlichen Bedingungen und behördlichen Genehmigungen.

(jvo)