Negroponte über das indische Tablet und das iPad

Nicholas Negroponte sieht das 35-Dollar-Tablet des indischen Bildungsministerium nicht als Konkurrenz zu seinem OLPC-Projekt, sondern lädt zur Zusammenarbeit ein. Ein wenig Kritik lässt er - als Tipp verkleidet - dann doch los.

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Nicholas Negroponte, Chef und Erfinder des OLPC-Projekts (One Laptop Per Child), hat sich in einem Blogeintrag (englisches Original, deutsche Übersetzung) an die Entwickler des vorige Woche vom indischen Bildungsministerium vorgestellten 35-Dollar-Tablets gewendet. Demnach bringt OLPC dem indischen Tablet ein "herzliches Willkommen" entgegen und sieht ihn nicht als Konkurrenz zum eigenen geplanten Schüler-Tablet, sondern lädt die Entwickler zur Zusammenarbeit ein. Negroponte bietet den Indern den kostenfreien Zugang zu allen von OLPC entwickelten Technologien an.

In einigen als Tipps formulierten Punkten kritisiert er dann die Zielrichtung des Tablets und auch des iPads von Apple. So sieht er zwar in Tablets die Zukunft, erwartet aber, dass man sie produktiv nutzen können muss, damit sie sich für Ausbildungszwecke eignen. Lernen bestünde nicht darin, Medien zu konsumieren, sondern Dinge zu tun, was mit dem iPad nicht ginge, sagt er. Diesen Fehler sollen die Inder nicht wiederholen.

Sich wie die Inder erst an Studenten zu richten, hält er für den falschen Ansatz: Der wertvollste Schatz einer Nation seien die Kinder von 6 bis 12, für die so ein Tablet ein Stück Hoffnung wäre und eine Möglichkeit, eine Leidenschaft fürs Lernen zu entwickeln. Das reine Auswendiglernen hält er in einer kreativen Gesellschaft für überflüssig, diese Techniken sollten dabei helfen, statt das reine Faktenlernen nur zu unterstützen. Stattdessen sollen Kinder "lernen zu Lernen", das digitale Zeitalter sei von Personalisierung, Zusammenarbeit und eigenständiger Wissensaneignung bestimmt. Diesen Konstruktivismus verfolge OLPC.

Für wichtig erachtet Negroponte zudem ein robustes Design, ein bei direktem Sonnenlicht ablesbares Display, ein "zu jedem Zweck verwendbares" Betriebssystem – und gutes Industriedesign. Das Gerät solle "begehrenswert und liebenswert" sein und Spaß machen, dabei könne man sich Apple als Vorbild nehmen, empfiehlt Negroponte. (jow)