Netzbetreiber kritisieren Regulierungsentscheidung zu IP-Bitstrom

Nicht nur die Telekom, auch die konkurrierenden Netzbetreiber sind nicht glücklich mit der jüngsten Entgeltentscheidung der Regulierungsbehörde. Sie fürchten wachsende Konkurrenz durch DSL-Anbieter ohne eigene Infrastruktur.

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Dass die Telekom-Konkurrenz nicht jubiliert, wenn die Bundesnetzagentur dem Bonner Ex-Monopolisten niedrigere Vorleistungsgebühren vorschreibt als beantragt, kommt im lebhaften Lobbyzirkus der TK-Branche nicht allzu häufig vor. Doch liegen die gestern von der Regulierungsbehörde bekannt gegebenen Entgelte für den IP-Bitstrom-Zugang nicht nur unter den Vorstellungen der Telekom, auch den konkurrierenden Netzbetreibern sind die Gebühren zu niedrig.

Während der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) noch verhalten von "unterschiedlichen" Reaktionen der Marktteilnehmer spricht, wertet der Präsident des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko), Versatel-Chef Peer Knauer, die Entgeltentscheidung der Bonner Regulierer als "Schlag ins Gesicht des Infrastrukturwettbewerbs".

Der VATM will nun erst einmal abwarten, wie sich die Regulierung auf den Markt auswirken wird. Der Verband wägt die Effekte auf unterschiedliche Geschäftsmodelle ab. Während auf Vorleistungsprodukte der Telekom setzende Anbieter mit wenig eigener Infrastruktur von den Bitstrom-Zugängen profitieren könnten und das Entgelt aus deren Sicht noch zu hoch sein dürfte, halten Netzbetreiber die Gebühren für zu niedrig und sehen darin eine Gefährdung für die Investitionsbereitschaft in Netzinfrastruktur.

In diese Kerbe schlägt auch der Breko, in dem regionale Netzbetreiber organisiert sind. "Mit Unverständnis" hat der Verband die Entscheidung der Bundesnetzagentur zur Kenntnis genommen. Der IP-Bitstrom-Zugang versetze Unternehmen in die Lage, mit nur wenig eigener Infrastruktur bundesweit DSL-Anschlüsse anzubieten, kritisiert der Breko und sieht darin eine Gefährdung der Investitionen der Netzbetreiber in moderne Glasfasernetze. Die Entscheidung stehe im "krassen Widerspruch" zu der von Chefregulier Matthias Kurth zugesagten regulatorischen Unterstützung des Netzausbaus.

Die Netzbetreiber fühlen sich von der Behörde benachteiligt. Sie sehen durch die Regulierungsentscheidung jene Anbieter im Vorteil, die bisher auf Basis von Telekom-Vorprodukten eigene DSL-Anschlüsse vermarktet haben, ohne dafür viel in eigene Infrastruktur zu investieren. Mit dem IP-Bitstrom-Zugang können diese nun attraktive, auch entbündelte Zugangs-Produkte auflegen und den Netzbetreibern damit stärker Konkurrenz machen. Die Bundesnetzagentur, so kritisiert der Breko, habe nun "die Kostensituation derjenigen Unternehmen verbessert, die keinen Beitrag zu Innovation und Qualitätssteigerung der Netze leisten". (vbr)