Neue Regeln für Mehrwertdienste in Österreich

Die heute veröffentlichte Kommunikations-, Entgelt- und Mehrwertdiensteverordnung sieht eine Reihe von Änderungen vor.

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Änderungen am Rufnummernplan sind in Österreich ein heißes Eisen. Die heute veröffentlichte Kommunikations-, Entgelt- und Mehrwertdiensteverordnung (KEM-V), die den Mehrwertnummern-Mißbrauch bekämpfen und neue Telekommunikations-Dienste ermöglichen soll, sieht daher nur Änderungen bei den Ortsvorwahlen für Wien und Linz sowie Detailänderungen bei Mobilfunkrufnummern vor; sonst wird aber heftig umgerührt. Insgesamt ist das Regelwerk aufgrund unterschiedlicher Übergangsfristen ziemlich komplex geraten.

Die alte Wiener Vorwahl 0222 soll spätestens ab 12. Mai 2007 durch 01 ersetzt werden. In fünf Jahren soll die relativ junge Vorwahl 070 für Linz wieder wegfallen und ausschließlich die alte Kennzahl 0732 verbinden. 070 war von der Telekom Austria noch zu Zeiten ihres Monopols auf Wunsch eines großen Linzer Industriebetriebes eingeführt worden, der aufgrund langer interner Durchwahlen Probleme mit der internationalen Faxerreichbarkeit hatte. Der Grund für diese zweite Ortsvorwahl sei inzwischen weggefallen, so Georg Serentschy, Chef der zuständigen Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR).

Dialer dürfen nur mehr unter der Vorwahl 0939 bis zu 3,64 Euro/Minute abkassieren, für bereits genutzte Software gibt es eine Übergangsfrist bis Ende September. Ab 1. Januar sind alle Telefonanschlüsse für Verbindungen zu 0939 gesperrt und werden nur auf ausdrücklichen Wunsch des Inhabers vom Netzbetreiber freigeschaltet. Andererseits wurden die Tarifobergrenzen in den Rufnummerngassen 0810 und 0820 von maximal 7,27 beziehungsweise 14,53 Cent pro Minute oder SMS/MMS auf 10 respektive 20 Cent deutlich angehoben. Neu sind die Bereiche 0780 für ENUM-bezogene Nutzungen (Tarif je nach Netzbetreiber), 0821 (max. 20 Cent pro Anruf oder SMS), 0931x für Erotik-Angebote mit bis zu neun Euro pro Anruf oder SMS.

Während die Maximaltarife für Gespräche zu 0900 und 0930 (Erotik) auf 3,64 Euro/Minute aufgerundet beziehungsweise auf 10 Euro/SMS festgelegt werden, wird für Faxabrufe unter diesen Nummern eine Grenze von maximal 1,50 Euro/Min eingeführt. Schon in der Bewerbung eines Mehrwertdienstes müssen Entgelt und erbrachte Dienstleitung korrekt beschrieben werden. Allgemein werden Verbindungen zu Mehrwertnummern nunmehr nach 60 Minuten (bis 2,20 Euro/Minute) oder gar 30 Minuten (2,21 bis 3,64 Euro/Minute) automatisch getrennt. Eine weitere Neuerung erleichtert dafür die Durchführung hochpreisiger Chat- und Abo-Dienste. Ab 70 Cent pro SMS musste bisher nämlich vor jeder Übermittlung eine Antwort des Betreibers mit Preisinformation eine explizite Bestätigung (wiederum per Kurznachricht) des Users einholen. Das dies unpraktikabel ist, ist jetzt nur mehr eine Information des Kunden nach jeweils 10 Euro Umsatz vorgeschrieben.

Bereits in einem Jahr abgeschaltet werden Dial-In-Zugänge unter 194 sowie die Auskunft der Telekom unter 1181. Weitere zwei Jahre später folgen alle Anschlüsse beginnend mit 15, 17, 0710, 0711, 0730, 0740 und 0802. Standortunabhängige Festnetznummern dürfen für ausgehende Anrufe zu Notrufnummern ab sofort keine normalen Rufnummern mit Ortsvorwahl mehr anzeigen, sondern müssen mit 0720 anfangen. Bei Verständigungsschwierigkeiten soll damit den Notdiensten signalisiert werden, dass der Anrufer keinem bestimmten Ort zugeordnet werden kann. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)