3D-Drucker: Creality Ender-3 aus einem Guss

Den Creality Ender-3 V3 gab es bislang als KE- und SE-Version. Der neueste Ender kommt ohne Kürzel aus, bringt aber eine neue Mechanik und Tempo mit.

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(Bild: Creality)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Heinz Behling

Die dritte Version des Ender-3 ist schon äußerlich durch das neue Aluguss-Chassis zu erkennen. Der 3D-Drucker von Creality bringt im Vergleich mit den aus Aluprofilen aufgebauten Vorgängern schon eine wesentliche Voraussetzung für gutes, schnelles 3D-Drucken mit: mechanische Stabilität. Der neue Ender-3 V3 kommt als Bausatz, der aus lediglich vier Komponenten zusammengesetzt werden muss: Bodenplattform, Portalbogen, Touchscreen-Display und Filamentspulenhalter. Dazu sind nur acht Schrauben erforderlich.

Portal und Bodenplatte sind zusammenzuschrauben, Display und Spulenhalter müssen nur aufgesteckt werden.

(Bild: Creality)

Am knapp acht Kilogramm schweren Gerät wackelt und biegt sich danach nichts mehr. Der Drucktisch wird von zwei 10mm-Wellen sicher und spielfrei geführt. Die Z- und X-Achsen inklusive Druckkopf sind bereits fertig montiert. Der Kopf sitzt auf zwei Edelstahlwellen mit 8 bzw. 10 mm Durchmesser. Die Z-Achse hat ebenfalls zwei Wellen, beide mit 10 mm Durchmesser. Vergebens sucht man aber nach Gewindespindeln, denn Creality hat hier einen völlig neuen Antrieb entwickelt, CoreXZ genannt.

Dabei werden die Z- und die X-Achse (also der Druckkopf) von zwei Schrittmotoren gemeinsam über eine recht komplizierte Zahnriemenanordnung angetrieben: Drehen sich beide Motoren in die gleiche Richtung, wird die Z-Achse bewegt (also nach oben/unten). Drehen sich die Motoren verschieden, bewegt sich der Druckkopf auf der X-Achse. Vorteil dieser Lösung: Ohne Gewindespindel ist der Z-Achsenantrieb spielfrei. Und da auch der Druckkopf von zwei Motoren angetrieben wird, sind so größere Beschleunigungs- und Geschwindigkeitswerte möglich.

Die Zahnriemenführung ist sehr aufwändig und verlangt eine Kreuzung.

(Bild: Heinz Behling)

Der Drucker kann per USB-Stick oder über WLAN mit Druckdaten versorgt werden. Ein Speicherstift ist im Lieferumfang enthalten. Auf dem befindet sich auch der Creality Slicer, der den Drucker übers Funknetz versorgen und kontrollieren kann. Die Firmware des Ender-3 V3 beruht auf Klipper und soll demnächst als OpenSource-Software veröffentlicht werden. Sowohl Drucker als auch Slicer können auf verschiedene Sprachen eingestellt werden. Deutsch beherrscht allerdings bislang nur der Drucker, beim Slicer muss man mit Englisch zunächst vorliebnehmen.

Die Inbetriebnahme ist denkbar einfach, da nichts von Hand justiert werden muss. Das Ausmessen der Drucktischstellung oder des Z-Sonden-Versatzes erledigt der Drucker selbst. Dazu sind im Gerät fünf Wägesensoren eingebaut. An jeder Ecke des Drucktisches sitzt einer, der fünfte ist im Druckkopf angebracht. So kann das Leveling direkt mit der Düsenspitze sehr genau gemessen werden.

Unter den vier Ecken des Drucktisches sitzen beim Ender-3 V3 keine Federn mehr sondern Wägesensoren.

(Bild: Creality)

Die Prozedur dauert etwa 20 Minuten, wobei einige Minuten für die Resonanzfrequenzmessung der Achsen vergehen. Dabei werden die Achsen nacheinander in Schwingungen versetzt. Beschleunigungssensoren im Kopf und unter dem Drucktisch messen die Bewegungen und die Firmware berechnet daraus die Resonanzfrequenzen. Die Firmware wird später beim Drucken Bewegungen vermeiden, die diese Frequenzen und damit typische Druckfehler auslösen. Bei der Messung und auch später beim Betrieb braucht der Drucker einen stabilen Untergrund, denn er bewegt sich recht heftig. Die Geräuschentwicklung bei der Messung liegt zwischen leisem Summen und startendem Hubschrauber.

Auch beim Druck ist der Creality nicht leise, was vor allem auf die Ansteuerung der Schrittmotoren mit recht hohen Frequenzen zurückzuführen sein dürfte. Die Geräusche liegen zwischen deutlichem Rauschen und Meerschweinchen-artigem lauten Pfeifen. Bei einer Geschwindigkeit bis zu 600 mm/s und einer Beschleunigung mit bis zu 20-000 mm/s2 ist das aber nicht verwunderlich.

Das Hotend kann auf bis zu 300 Grad aufheizen. 220 Grad erreicht es innerhalb einer Minute. Dennoch dauert es etwa drei Minuten, bis ein Druckjob startet: Das liegt an der aufwändigen Düsenspitzenreinigung, die für ein exaktes Leveling erforderlich ist

Der Creality Ender-3 V3 kostet zur Zeit knapp 400 Euro im Hersteller-Shop.

(hgb)