Neues Verfahren soll Abstoßungsreaktionen bei Transplantaten verhindern

Immunzellen des Spenders sollen immununterdrückende Medikamente überflüssig machen.

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Müdigkeit, Muskelzittern und Übelkeit – solche Nebenwirkungen begleiten manche Organtransplantierte ein Leben lang. Sie sind der Preis dafür, dass der Körper sich nicht gegen das fremde Organ wehrt: Die Patienten müssen mehrmals täglich Medikamente schlucken, die ihr Immunsystem praktisch komplett lahm legen. Sie müssen damit auch in Kauf nehmen, dass ihr Körper durch diese Immunsuppressiva manche Krankheitserreger und gefährliche Krebszellen nicht mehr erkennen und zerstören kann. Und trotz der starken Medikamente kann es auch Jahre nach einer Transplantation noch zu einer lebensbedrohlichen Abstoßungsreaktion kommen.

Deswegen suchen Mediziner weltweit schon seit Langem nach neuen Methoden, um den Körper des Empfängers an das Spenderorgan zu gewöhnen. Einen ersten Erfolg konnte nun die Firma deutsche Blasticon verzeichnen, berichtet das Technologiemagazin Technology Review in seiner Online-Ausgabe. Unter der Leitung von Professor Fred Fändrich vom Universitätsklinikum Kiel erprobte sie bei acht Nierentransplantationen eine neue Zelltherapie, die die Einnahme von Immunsuppressiva nahezu überflüssig machen soll: Die Organempfänger erhielten vom Lebendspender nicht nur eine Niere, sondern auch spezielle Immunzellen, die ihrem Körper signalisieren sollen, das neue Organ anzunehmen.

Die Organspender mussten sich zunächst einer Art Blutwäsche unterziehen, durch die eine bestimmte Sorte von weißen Blutkörperchen – sogenannte Monozyten – herausgefiltert wurden. Diese wurden mit speziellen Wachstumsfaktoren und einem Zytokin behandelt. "Nach fünf Tagen haben sie dann die Eigenschaften, die wir benötigen", berichtet Fändrich. Die Monozyten verwandelten sich anschließend in sogenannte Regulator-Zellen – diejenigen Immunzellen, die im Körper des Organempfängers eine Abstoßungsreaktion verhindern sollen. Diese umprogrammierten Spender-Zellen spritzten die Ärzte den Patienten dann vor der Transplantation.

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(bsc)