Neun-Euro-Ticket: Verkehrsunternehmen erwarten keinen massiven Umstieg auf ÖPNV

Der Chef des Verbands der Verkehrsunternehmen erwartet volle Züge, aber kein "Chaos". Die Unternehmen sollen sich darauf eingestellt haben.

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(Bild: Deutschland mobil 2030 GmbH)

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Das Neun-Euro-Ticket sieht Ingo Wortmann, Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), durchaus positiv. Er hofft, dass dadurch Kunden, die während der Corona-Krise aufs Auto umgestiegen sind, wieder in den ÖPNV zurückkehren. Wortmann erwartet allerdings nicht, dass es darüber hinaus zum massiven Umstieg kommen wird.

"Alle bisherigen Erfahrungen mit besonders günstigem ÖPNV zeigen: Zuerst muss das Angebot stimmen, der Preis ist zweitrangig", sagte Wortmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ein "Chaos" erwarte er nicht, aber sehr viele volle Züge und Busse, insbesondere zu den Freizeitzielen an Nord- und Ostsee oder in Bayern. Um die Passagiere besser verteilen zu können, seien Informationskonzepte ausgearbeitet worden, manche Unternehmen wollten eigens Fahrgastbetreuer einsetzen.

"Bisher wurde immer beklagt, dass zu wenige Menschen die Busse und Bahnen nutzen", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zurzeit liege die Auslastung in den öffentlichen Verkehrsmitteln gegenüber der Zeit vor dem Ausbruch des Coronavirus bei 80 Prozent, da sei also "noch etwas Luft".

Zum September, wenn das Neun-Euro-Ticket ausgelaufen sein wird, werde es wieder die alten Ticketpreise und Rahmenbedingungen geben, zumal seine Branche auch die Kostensteigerungen durch die Energiepreise bewältigen müsse, sagte Wortmann. Dafür erwarte der VDV vom Bund Ausgleichszahlungen. Wissing sagte zu dem Thema, die Länder müssten im Gegenzug zu Zahlungen transparent machen, was mit dem Geld geschieht.

Ob die 2,5 Milliarden Euro, die vom Bund für das Billigticket bereitgestellt werden, ausreichen werden, kann Wortmann noch nicht einschätzen, beispielsweise weil noch nicht bekannt ist, wie viele regelmäßige Einfahrtenkunden sich ein günstigeres Ticket kaufen. Das versprochene Geld sei noch nicht angekommen; spätestens Mitte Juni sollte es bei den Verkehrsunternehmen sein, sonst drohe einigen von ihnen die Insolvenz.

Das Neun-Euro-Ticket wird zum kommenden Mittwoch, 1. Juni eingeführt. Es gilt bis einschließlich August jeweils für einen Monat. DB Regio will für den erwarteten Zuspruch 50 zusätzliche Züge einsetzen. Die Regionaltochter der Deutschen Bahn gehört wie gut 500 andere Verkehrsunternehmen in Deutschland dem VDV an.

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Wie es zu dem Preis für das Ticket kam, erläuterte der Verkehrsminister so: "Der Ausgangspunkt war das 365-Euro-Jahresticket, das es zum Beispiel in Wien schon gibt, einen Euro pro Tag." Das wären für drei Monate 90 Euro gewesen, da wäre der Anreiz aber nicht groß genug gewesen. Der Koalitionsausschuss habe sich dann auf 9 Euro pro Monat geeinigt.

(anw)