Nigeria vs. Binance: Kryptobörse soll Daten herausrücken, Manager unter Arrest

Nigeria leidet unter enormer Inflation, die Führung sucht die Schuld bei Kryptobörsen. Zwei Binance-Manager werden festgehalten, Nutzerdaten eingefordert.

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Zwei Bitcoin-Münzen auf 500-Naira-Geldschein

(Bild: Pavel Shlykov/Shutterstock.com)

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Nigerias Regierung verlangt von Binance Informationen zu den 100 größten Usern im eigenen Land und eine Liste aller Transaktionen der vergangenen sechs Monate. Das berichtet die Financial Times. Damit dürfte sich ein seit Wochen andauernder Konflikt zwischen der weltgrößten Kryptowährungsbörse und dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas weiter verschärfen. Dort werden seit Monaten zwei hochrangige Manager von Binance festgehalten, die für Gespräche über eine Sperrung des Diensts in das Land gereist waren. Die dortige Regierung beschuldigt den Dienst, eine Mitschuld an der hohen Inflation zu tragen, erklärt die Zeitung. Inzwischen würden bereits milliardenschwere Strafen diskutiert.

Nachdem die nigerianische Landeswährung Naira infolge einer Freigabe des Wechselkurses im vergangenen Jahr enorm an Wert verloren hat, hat die Regierung dort Kryptobörsen wie Binance eine Mitschuld gegeben. Die Inflation war auf fast 30 Prozent gestiegen, schreibt die Financial Times. Im Februar war die Regierung deshalb gegen mehrere Kryptobörsen vorgegangen und hatte deren Internetangebote sperren lassen. Angeblich waren aus Nigeria allein umgerechnet rund 26 Milliarden US-Dollar über Binance in andere Währungen umgetauscht worden, was den Kurs der Landeswährung gedrückt haben soll. Als der Afrika-Chef von Binance und der Chef der Abteilung für Finanzkriminalität für Gespräche in das Land reisten, wurden ihnen ihre Pässe abgenommen.

Der Brite Nadeem Anjarwalla und der US-Bürger Tigran Gambaryan werden seitdem in einem Gästehaus in der Hauptstadt Abuja festgehalten, ergänzt die britische Zeitung noch. Beiden wurden demnach auch ihre Mobiltelefone abgenommen, für eine Woche hatte Binance keinen Kontakt zu beiden. Angeblich werden sie gut behandelt, trotzdem gleicht das Vorgehen einer Geiselnahme. Am heutigen Mittwoch soll ein Gericht über eine Verlängerung des Arrests entscheiden. Ein Berater des Präsidenten hat demnach noch behauptet, dass die beiden mit den Behörden "kooperieren" würden und "viele Informationen" weitergegeben hätten. Nigeria überlege, eine Strafe über 10 Milliarden US-Dollar gegen Binance zu verhängen.

Binance hat erst Ende November in den USA Verstöße gegen Geldwäsche-Gesetze zugegeben, die Kryptobörse wird eine Strafe in Höhe von 4,3 Milliarden US-Dollar (rund 3,95 Milliarden Euro) bezahlen. Firmenchef Changpeng Zhao musste im Zuge dessen alle Posten im Unternehmen aufgeben und persönlich 50 Millionen Dollar Strafe zahlen. Die Börse selbst wird für mindestens drei Jahre unter Aufsicht gestellt. Sie soll trotz Millionensummen, die von Menschen aus den USA eingezahlt worden waren, nicht die vorgeschriebenen Kontrollen umgesetzt haben. Wegen Fluchtgefahr wurde die Ausreise des Firmengründers bis zur Verkündung des Urteils in seinem Prozess untersagt.

(mho)