Nissan X-Trail kommt in vierter Generation nach Europa

Nissan hat sich Zeit gelassen: Die vierte Auflage des X-Trail wurde vor rund anderthalb Jahren gezeigt. Nun kommt sie endlich nach Europa.

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Nissan X-Trail 2022

(Bild: Nissan)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

In den 1990er-Jahren gehörte Nissan zu den großen Profiteuren der politischen Wende. Die Marke hatte im Angebot, was gefragt war. In den vergangenen Jahren war das Geschäft für die Japaner schwieriger, Bestseller war der Qashqai (Test), der von einstigen Verkaufszahlen allerdings weit entfernt blieb. Am Produkt selbst liegt es nicht unbedingt, wie ein Test kürzlich zeigte. Mit dem X-Trail kommt nun das zweite SUV in diesem Jahr von Nissan auf den Markt.

Nissan hat sich gegen einen batterieelektrischen Antrieb in beiden SUVs entschieden. Wer diesen haben will, soll zum Ariya greifen. Im X-Trail gliedert sich das vorläufige Antriebsangebot wie folgt:

e-Power e-Power Benziner
Verbrauch WLTP 5,8 bis 6,2 6,3 bis 6,7 7,1 bis 7,6
Leistung in kW 150 157 120
Drehmoment in Nm 330 330 (vorn) + 195 (hinten) 300
Antrieb vorn Allrad vorn
Höchstgeschwindigkeit 170 180 200
0 – 100 km/h 8 7 bis 7,2 9,6

Der 1,5-Liter-Benziner ist als Mild-Hybrid ausgelegt und nur zusammen mit einer stufenlosen Automatik und Frontantrieb zu haben. Nissan verzichtet auf einen 48-Volt-Startergenerator, der bei der Effizienz Vorteile gebracht hätte. Nicht vorenthalten wollen wir Ihnen, mit was der Hersteller das System anpreist: "Beim Beschleunigen kann zusätzlich ein Drehmomentschub von etwa 6 Nm erzeugt werden." Es braucht vermutlich eine ganz besondere Sensibilität, diesen Zuwachs wahrzunehmen.

Vorn individuell, hinten eher konventionell: Der Nissan X-Trail fährt optisch gewissermaßen zweigleisig.

(Bild: Nissan)

Mit größeren Chancen auf eine erhöhte Nachfrage rechnet Nissan beim seriellen Hybrid, der "e-Power" genannt wurde. Ein Benziner mit 116 kW treibt einen Generator an, der seinen Strom bedarfsgerecht an einen 150-kW-E-Motor und eine kleine Pufferbatterie liefert. In der Allradversion kommt noch ein E-Motor mit 100 kW an der Hinterachse hinzu. Die Systemleistung steigt dann nur noch marginal auf 157 kW. Denn natürlich kann der Fahrer nur dann auf die komplette Leistung zurückgreifen, wenn nicht nur der E-Motor sein Maximum liefert, sondern auch der kleine Speicher seinen Anteil beiträgt. Der Antrieb eignet sich also nicht für Menschen, die Fahrspaß darauf reduzieren, ständig mit maximaler Leistung beschleunigen zu können.

Einen gewissen Streckenanteil kann das SUV elektrisch zurücklegen, wobei das bei dieser Art des Hybrids nicht im Vordergrund steht. Versprochen wird mit einem seriellen Hybrid ein vergleichsweise geringer Spritverbrauch. Der Verbrennungsmotor kann, befreit von der Aufgabe, die Räder anzutreiben, öfter als normalerweise im Bereich seines besten Wirkungsgrades arbeiten. Im WLTP liegt der e-Power-Antrieb dann auch etwas mehr als rund einen Liter unter dem Benziner, obwohl er 30 kW mehr Leistung bietet. Das der Hybrid beim Spitzentempo dem Benziner unterliegt, spielt global keine Rolle, für die meisten X-Trail-Interessenten hierzulande vermutlich auch nicht.

Äußerlich war Nissan darauf bedacht, das bislang optisch eher unscheinbare SUV mit einer ausdrucksstarken Front zu versehen. Das ist gelungen, wobei man über das Resultat natürlich unterschiedlicher Auffassung sein darf. Innen macht die neue Generation einen großen Schritt in Richtung Moderne, ohne dabei die Funktionalität zu vernachlässigen. Alltägliches ist intuitiv zu bedienen, in alles andere muss man sich, wie bei der Konkurrenz eben auch, einarbeiten. Gerechnet werden darf, wie im Qashqai, mit einer sauberen Verarbeitung und einer feinen Materialauswahl.

Innen wirkt die vierte Generation viel moderner als ihr Vorgänger.

(Bild: Nissan)

Nachgelegt hat Nissan bei der Assistenz. Im Stau auf der Autobahn kann der X-Trail allein bis zum Stand herunterbremsen und auch wieder anfahren. Neu ist ein adaptiver Tempomat, der Verkehrsschilder erkennt und das Tempo reguliert. Wie gut das in der Praxis klappt, hängt davon ab, wie zuverlässig die Schilder erkannt werden. Wir erleben diesbezüglich in Testwagen noch immer eine sehr große Bandbreite. Der Warner vor Autos im toten Winkel hat im X-Trail nun auch Zugriff auf die Lenkung, um notfalls eingreifen zu können. Außerdem wird das SUV eingebremst, wenn vor oder hinter dem Auto bewegliche Objekte erkannt werden. Neu ist auch die Option auf Matrix-Licht.

Apple CarPlay kann kabellos eingebunden werden, Android Auto aktuell nicht.

(Bild: Nissan)

Mit 35.500 Euro ist das Basismodell des X-Trail nicht nur erheblich teurer als der Qashqai, sondern gegenüber seinem Vorgänger. Der war zuletzt offiziell ab 29.135 Euro zu haben. Hoffnungen auf einen Lagerwagen kann der Interessent allerdings begraben: Derzeit ist weder über die Webseite von Nissan noch in den großen Autobörsen ein X-Trail als Neuwagen verfügbar.

(mfz)