Northvolt beschließt Bau einer neuen Batteriefabrik in Schleswig-Holstein

Der Northvolt-Konzern aus Schweden hat den Bau einer Akkufabrik für Elektroautos bei Heide in Schleswig-Holstein beschlossen, in die Milliarden fließen sollen.

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Northvolt

(Bild: Northvolt)

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Der schwedische Konzern Northvolt hat eine Milliardeninvestition für den Bau einer Batteriefabrik für Elektroautos in Schleswig-Holstein beschlossen. Für den Baustart fehlten nur noch die Satzungsbeschlüsse beider Gemeinden vor Ort und die Baugenehmigung, teilte das Unternehmen mit. Im Rahmen der Bauleitplanung der Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden unterzeichnete das Unternehmen nun einen Durchführungsvertrag. Die Gemeinden wollen am Donnerstag beziehungsweise Montag über die Bauleitplanung beschließen. Anschließend muss die Baugenehmigung erteilt werden.

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Am Montagabend hatte nach Lohe-Rickelshof auch die zweite Standort-Gemeinde Norderwöhrden dem Projekt zugestimmt. Nun fehlt nur noch die Baugenehmigung durch das Landesamt für Umwelt im Zusammenspiel mit dem Kreis Dithmarschen. "Das ist eine Formalie", sagte Landrat Stefan Mohrdieck der Deutschen Presse-Agentur. Er rechne mit bis zu 15.000 Menschen, die in den kommenden Jahren in die Region kämen. Zum Vergleich: Die Kreisstadt hat aktuell gerade einmal 22.000 Einwohner.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte NDR Info, die Region Heide habe das Interesse des schwedischen Unternehmens geweckt, weil dort schon lange auf Strom aus Windkraft gesetzt werde. "Das hat den Unterschied gemacht gegenüber allen anderen Standorten in Europa. (...) Das zeigt ja, dass die Industriestrategie und die Klimaschutzstrategie eng miteinander verzahnt sind und dieser Plan aufgeht." Für die Region sieht er große Chancen. "Natürlich werden Leute von außen kommen, nach Schleswig-Holstein ziehen, pendeln." Kitas, Schulen, Bäckereien und Infrastruktur würden nachziehen. "Das ist schon eine Ankerinvestition, die weite Teile der Westküste Schleswig-Holsteins stärken und attraktiver machen wird."

Northvolt hat den Bau zuvor unter anderem von Subventionen abhängig gemacht. Die EU-Kommission hat in der vergangenen Woche Fördermittel und Garantien von Bund und Land in Höhe von 902 Millionen Euro für den Bau genehmigt. Die Northvolt-Fabrik könnte eine Sogwirkung auslösen und weitere Unternehmen, zum Beispiel als Zulieferer, entlang der Achse Heide-Hamburg anziehen. Die Fabrik selbst entsteht etwa 100 km nördlich von Hamburg.

Northvolt habe sich auch für diesen Standort entschieden, weil an der Küste der meiste regenerativ erzeugte Strom zur Verfügung stünde: "Dithmarschen verfügt über das grünste Stromnetz Deutschlands, mit dem wir zukünftig die nachhaltigsten Batteriezellen der Welt produzieren wollen", sagte Deutschland-Geschäftsführer Christofer Haux. Northvolt will in der Fabrik ab 2026 Batteriezellen für E-Autos herstellen. Der Hersteller strebt ein jährliches Produktionsvolumen von 60 GWh an; so will man rund eine Million Elektrofahrzeuge pro Jahr mit Batteriezellen versorgen.

Durch die 4,5 Milliarden Euro teure Investition sollen 3000 Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen habe in das Bauvorhaben in Heide bereits rund 100 Millionen Euro an eigenen Mitteln investiert, heißt es aus dem Umfeld des Projekts. Parallel soll eine Anlage zum Recycling von E-Auto-Altbatterien entstehen.

Bund und Land fördern das Projekt mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen Euro auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf das Land. Die Förderung verteilt sich auf mehrere Jahrestranchen.

Die Bedeutung des geplanten Werkes reicht weit über den Norden hinaus, weil die deutsche Autoindustrie insgesamt unabhängiger von bisher dominanten Zulieferern aus Asien werden will. Hohe Marktanteile haben etwa die südkoreanischen Elektronikkonzerne LG und Samsung sowie der chinesische Konzern CATL, der seit rund einem Jahr auch in einem Werk in Thüringen produziert. Es gibt EU-weite Initiativen zum Aufbau einer selbstständigen europäischen Zelltechnologie.

(fpi)