Open-Source-Stiftung feiert Geburtstag: Die Eclipse Foundation wird 20 Jahre alt

Die Eclipse Foundation kann auf eine zwanzigjährige Geschichte zurückblicken und beherbergt inzwischen Hunderte von Open-Source-Projekten.

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Eclipse Foundation

(Bild: Eclipse Foundation)

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In dieser Woche feiert die Eclipse Foundation ihren zwanzigsten Geburtstag. Sie blickt dabei auf eine bewegte Geschichte zurück, die einen internationalen Standortwechsel, die Schirmherrschaft über mehr als 400 Open-Source-Projekte und die Ausweitung auf Bereiche wie Automotive und Mobilität sowie das Internet der Dinge (IoT) umfasst. heise Developer hat mit Geschäftsführer Mike Milinkovich gesprochen und wirft einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen.

Während der 2. Februar vor zwanzig Jahren auf Wikipedia als das Gründungsdatum aufgeführt ist – der Tag, an dem laut Mike Milinkovich die erste offizielle Pressemeldung erschien –, feierte die Foundation bereits am 28. Januar ihren eigentlichen Geburtstag und verkündete diesen auf X (vormals Twitter).

Milinkovich sagte im Gespräch mit heise Developer zwanzig Jahre seien in diesem dynamischen Geschäft ein bemerkenswerter Meilenstein. Über die Jahre habe sich die Eclipse Foundation von einer einzelnen IDE-Plattform dazu entwickelt, nachhaltige, unternehmensfreundliche Open-Source-Projekte und offene Spezifikationen in verschiedenen Bereichen zu betreuen. Dazu zählen Automotive, Open-Source-Java, IoT und Embedded-Systeme.

In Anbetracht des Zuwachses allein im vergangenen Jahr – aufgrund von Initiativen wie der Software Defined Vehicle Working Group, Eclipse-Adoptium-Runtimes und des Real-Time Operating System Eclipse ThreadX, das aus der Beisteuerung von Azure RTOS von Microsoft hervorging – sowie weiterer geplanter Industriezusammenarbeit blickt Geschäftsführer Mike Milinkovich positiv in die Zukunft: "Wir sind gut positioniert, in den kommenden zwanzig Jahren und darüber hinaus einen globalen Einfluss auszuüben."

Die gemeinnützige Eclipse Foundation kann derzeit über 360 Mitglieder vorweisen – Organisationen, die sie je nach ihrer Mitgliedschaftsart durch einen jährlichen finanziellen Beitrag finanzieren – und betreut über 400 Open-Source-Projekte, darunter die Eclipse IDE, Adoptium und Jakarta EE.

Die Gründung der Eclipse Foundation fand statt, als die Eclipse IDE bereits seit über zwei Jahren bestand. Sie hatte zum Ziel, das Open-Source-Projekt zu verwalten. Der Quellcode der namensgebenden Entwicklungsumgebung wurde von IBM am 7. November 2001 veröffentlicht, weshalb diese schon 2021 ihren zwanzigsten Geburtstag feierte.

Die Eclipse IDE begann als Java-IDE und wird weiterhin oft als solche angesehen, jedoch lässt sich die Entwicklungsumgebung nicht nur für Java, sondern auch für andere Programmiersprachen verwenden. Beispielsweise steht die Version "Eclipse IDE for Enterprise Java and Web Developers" bereit, die Support für JavaScript und TypeScript umfasst.

Seit dem Herbst 2018 erscheint die IDE in einem vierteljährlichen Release-Zyklus und trägt den Namen des letzten Monats des jeweiligen Quartals. Die aktuelle Version Eclipse 2023-12 ist auf die LTS-Version (Long-term Support) Java 21 ausgelegt.

Im Mai 2020 verkündete die Eclipse Foundation nach 16-jährigem Bestehen, ihren juristischen Hauptsitz von Kanada nach Europa verlegen zu wollen. Der Umzug nach Brüssel wurde im Januar des nächsten Jahres vollzogen. Dazu gründete die Stiftung die Eclipse Foundation AISBL (Association internationale sans but lucratif) – eine in Belgien genutzte Rechtsform für Non-Profit-Organisationen, auf Deutsch Internationale Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht (IVoG) genannt.

Der Standortwechsel nach Europa lag einerseits nahe, da zahlreiche europäische Firmen zu den Gründungsmitgliedern der Eclipse Foundation zählen, darunter auch deutsche Unternehmen wie Bosch, Daimler TSS und SAP, und es sich laut Milinkovich um die größte Open-Source-Stiftung in Europa handelt. Das spiegelt sich auch im Konferenzverhalten wider: Die europäische EclipseCon fand zunächst neben der US-amerikanischen Ausgabe der jährlichen Konferenz statt, bevor sie sich zur größeren und schließlich einzigen Konferenz der Foundation wandelte. Im vergangenen Herbst wurde sie zum 17. Mal in Ludwigsburg ausgerichtet, wo Mike Milinkovich im Gespräch mit heise Developer mitteilte, mit dem Umzug nach Europa weiterhin sehr zufrieden zu sein.

Andererseits brachte der Umzug des juristischen Hauptsitzes der Stiftung auch den Vorteil, dass sie nicht länger direkt unter dem US-amerikanischen Einfluss steht und sich damit außerhalb der Schusslinie des Handelskriegs zwischen den USA und China befindet. Eines der Mitglieder der Eclipse Foundation ist der chinesische Konzern Huawei, dessen Geräte im Jahr 2022 aus den USA verbannt wurden.

Bereits 2021 kündigten die Eclipse Foundation und die OpenAtom Foundation, die erste und einzige chinesische Open-Source-Foundation, eine gemeinsame strategische Initiative in Bezug auf OpenHarmony OS an, einer Open-Source-Variante von Huaweis IoT- und Mobile-Betriebssystem Harmony OS. In dieser Woche haben die beiden Stiftungen nun eine offizielle Erklärung zur Zusammenarbeit unterschrieben. Laut Milinkovich ist es das erste Mal, dass zwei Open-Source-Stiftungen zusammenkommen, um ein Open-Source-Projekt und das zugehörige Industrie-Ökosystem zu entwickeln.

Die Zusammenarbeit bezieht sich dabei auf Eclipse Oniro for OpenHarmony, das auf dem OpenHarmony-Betriebssystem aufbaut. Oniro erweitert den OpenHarmony-Code mit Add-ons für europäische und globale Märkte, etwa mit React-Native-Unterstützung, einer auf Eclipse Theia basierenden IDE und einer Servo-Web-Engine. Derzeit befindet sich das Open-Source-Projekt im Inkubator der Eclipse Foundation und zeigt als aktive Mitglieder Huawei und TypeFox an.

Wie Milinkovich zudem im vergangenen Jahr anführte, habe die Eclipse Foundation in Europa eine einzigartige Position als Heimat der digitalen Souveränität: Die Open-Source-Implementierungsarbeit für die verschiedenen europäischen Initiativen im Kontext der digitalen Souveränität, wie europäische Datenräume, Catena-X und Digital Twins, liege bei der Eclipse Foundation.

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Auf der Eclipse-Website sind alle Projekte der Stiftung aufgeführt und auch die neuesten Aktivitäten lassen sich dort verfolgen.

In diesem Sinne wünscht heise Developer der Eclipse Foundation alles Gute zu den ersten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens und beobachtet weiterhin gespannt den Verlauf der von ihr betreuten Projekte.

(mai)