Operencia angespielt: Klassischer Dungeon Crawler mit Kopfnuss-Garantie

Klassisch, aber gekonnt: Den ungarischen Zen-Studios gelingt mit Operencia ein spannender Dungeon Crawler alter Schule.

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Operencia angespielt: Klassischer Dungeon Crawler mit Kopfnuss-Garantie

(Bild: Zen Studios)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Die Zen Studios sind bekannt für ihre Pinball FX-Reihe, aber mit Operencia wagen sie den Ausflug ins Rollenspielgenre. Im Stil des Klassikers Dungeon Master oder zuletzt Legend of Grimrock entführen sie die Spieler in die ungarische Sagenwelt, die voller fieser Monster und Rätsel steckt.

Die Welt Operencia steht am Abgrund und natürlich liegt es am Spieler das wieder gerade zu biegen – mehr muss man über die Story nicht wissen. Der Spieler wandelt vom dunklen Kerker über den Weltenbaum bis hinauf ins Götterreich, aber auf überraschende Storywendungen oder auf spektakulär inszenierte Zwischensequenzen muss er verzichten. Kenner der europäischen Geschichte und ihrer Sagenwelt werden aber auf zahlreiche Zitate und bekannte Figuren stoßen.

Ähnlich wie im Indie-Hit Legend of Grimrock kann sich der Spieler mit seiner vierköpfigen Heldentruppe in der Welt nicht frei bewegen, sondern erkundet sie schrittweise über ein Gitternetz. Ein Nachteil, der aber kaum ins Gewicht fällt, weil die Kämpfe rundenbasiert ablaufen. Die Helden treffen auf mordlustige Pilze, ausdauernde Echsen und skrupellose Roboter. Am Ende eines Abschnitts wartet ein besonders hartnäckiger Gegner.

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Im Kampf geben farbige Linien die Entfernung der Gegner an. Die hat Auswirkung auf die Effektivität der Angriffe: Ein Schwerthieb auf einen nahen Gegner ist erfolgreicher als ein Pfeilschuss. Während normale Angriffe keine Ressourcen brauchen und meist harmlos sind, müssen die Helden für ihre mächtigen Flächenangriffe oder Heilsprüche viel Energie investieren. Wer hier nicht regelmäßig in die Verteidigungshaltung geht, um seine Reserven wieder aufzuladen, wird schnell das Zeitliche segnen. Glücklicherweise können die Spieler an Lagerfeuern häufig speichern. Sollte das Spiel immer noch zu schwer sein, kann im Menu der Schwierigkeitsgrad individuell eingestellt werden – von kinderleicht bis Permadeath.

Neben den klassischen Rollenspielkämpfen steckt das Spiel voller kleiner und größerer Rätsel. Manchmal muss nur ein bestimmter Gegenstand gefunden werden, der Wege repariert oder Kletterranken sprießen lässt, damit die Helden an bisher unerreichte Orte kommen. Oft gilt es aber knifflige Kopfnüsse zu knacken: Da müssen die Spieler Plattformen mit Gewichten bewegen, Runen entdecken oder merkwürdige Rechenaufgaben lösen. Selbst beim Tränkebrauen helfen nur rätselhafte Tipps, um die richtige Kräuter-Mischung zu bekommen. Allerdings ufern einige Rätsel in Wimmelbildsuchaufgaben aus. PC-Spieler sind wegen der ungenaueren Gamepad-Steuerung auf der Xbox im Vorteil.

Operencia angespielt (5 Bilder)

Die Kämpfe in Operencia sind effektreich und schnell.
(Bild: heise online)

Sind alle Rätsel gelöst und die Gegner besiegt, hagelt es Erfahrungspunkte für den Levelaufstieg. Das Charaktersystem ist sehr einfach gehalten. Zwar begegnen dem Spieler mehrere unterschiedliche Figuren, aber viele ihrer Fähigkeiten doppeln sich, so dass es fast egal ist, mit wem es in den Kampf geht. Da die Erfahrungspunkte immer an alle Helden gehen, müssen sich die Spieler auch nicht entscheiden, wen sie lieber aufpäppeln wollen.

Operencia ist eine faustdicke Überraschung für Fans klassischer Dungeon Crawler: motivierend, spannend und ganz schön kopflastig. Die einzelnen Abschnitte sind visuell abwechslungsreich und die Kämpfe knackig – vorausgesetzt die Spieler haben ein wenig am Schwierigkeitsgrad gedreht. Auf „Normal“ dürften sich Genre-Kenner zügig durch die Story schnetzeln.

Schade aber, dass die Zen Studios so wenig aus dem unverbrauchten Szenario machen und sich ganz auf die üblichen Story- und Heldenklischees verlassen. Das ist der einzige große Kritikpunkt, der Operencia höhere Weihen verwehrt. Der Rest ist Dungeon Crawling, wie es sich gehört.

Operencia – The Stolen Sun ist für Windows und Xbox One erschienen. Es ist im Xbox Game Pass enthalten und Teil des Xbox Play Anywhere-Programms. Eine Steam-Version gibt es derzeit nicht. Das Spiel kostet ca. 30 Euro. Für unseren Artikel haben wir ein paar Stunden die Windows- und die Xbox-Version gespielt.
(dahe)