Beste Freunde: Microsoft holt sich Oracle ins Cloud-Boot

Microsoft und Oracle vertiefen ihre Cloud-Partnerschaft – in vielen Bereichen rücken die Services beider Tech-Rivalen buchstäblich zusammen.

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(Bild: Microsoft / Dan DeLong)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Achim Born

Zum ersten Mal in seinem (Wirtschaft-)Leben besuchte Larry Ellison am gestrigen Donnerstag die Microsoft-Zentrale bei Seattle. Anlass der Reise des Oracle-Gründers und Technologiechefs war die Vertiefung der Partnerschaft beider Unternehmen in Sachen Cloud, die er gemeinsam mit Microsoft-CEO Satya Nadella verkündete.

Bereits vor vier Jahren hatten die beiden Tech-Rivalen überraschend eine Multi-Cloud-Allianz gestartet und die Direktverbindung zwischen den Rechenzentren der beiden Cloud-Infrastrukturen geschaltet. Von den 44 Public-Cloud-Regionen Oracles sollen derzeit zwölf über eine entsprechende Verbindung zu den Azure-Pendants verfügen.

Das nun vorgestellte neue Angebot Oracle Database@Azure reicht deutlich weiter. Denn Microsoft ist mit Azure der einzige Cloud-Anbieter neben Oracle, der die Dienste des Datenbank-Pioniers, einschließlich Exadata Database Service und Autonomous Database auf OCI (Oracle Cloud Infrastructure) in Azure-Rechenzentren hostet. Hardware und Software hinter den Oracle-Services sind also direkt in Microsoft-Rechenzentrum untergebracht und in einem Netzwerk zusammengeschaltet. Azure-Anwender, die auch Oracle nutzen möchten, müssen nicht mehr eigene Oracle-Systeme installieren oder zusätzlich auf die Cloud des Unternehmens zugreifen. Stattdessen können sie über das Azure-Portal die gewünschten OCI DB-Services buchen und nahtlos mit Azure-Anwendungsdiensten kombinieren. Vorteile vorhandener Oracle-Database-Lizenzen – etwa "Bring Your Own License" – sollen auch in der neuen Umgebung Beachtung finden.

Das gemeinsame Ziel beider Firmen ist, dass Unternehmen ihre kritischen, bislang auf eigenen Servern betriebenen Oracle-Datenumgebungen in die Cloud verlagern und diese dort mit Cloud-Diensten wie Azure OpenAI und Azure Kubernetes Service verbinden. Insbesondere gemeinsame Großkunden wollen beide Anbieter mit dem einfacheren Betrieb locken.

Der Datenbankanbieter selbst profitiert unter anderem durch eine schnellere Verfügbarkeit größerer Cloud-Ressourcen. Schließlich hatte Oracle-Chefin Safra Catz bei der Vorstellung der Quartalsbilanz Anfang der Woche den schnellen Aufbau weiterer Rechenzentren als größte Herausforderung bezeichnet, um die Nachfrage bezüglich Cloud-Services zu befriedigen.

Bekannt wurde unter anderem, dass mit KI-Entwicklungen befasste Unternehmen inzwischen Verträge zum Kauf von Kapazitäten in der Gen2 Cloud des Unternehmens im Wert von mehr als vier Milliarden Dollar unterzeichnet haben. Gleichwohl verlor das Cloud-Geschäft deutlich an Wachstumsdynamik: Die Einnahmen verbesserten sich im Auftaktquartal des Geschäftsjahres 2024 „nur“ noch um 30 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Im Vorquartal – dem Schlussquartal des Geschäftsjahres 2023 – waren dies noch 54 Prozent. Das IaaS-Segment performte bei 1,5 Milliarden Dollar mit rund 66 Prozent – nach 76 Prozent – noch recht ansehnlich. Im SaaS-Anwendungsgeschäft (3,1 Milliarden Dollar) schrumpfte das Plus von 45 Prozent auf 17 Prozent.

Der Gesamtumsatz des Konzerns stieg im Quartal um neun Prozent auf 12,5 Milliarden Dollar, der Gewinn um 56 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar. Da die Einnahmen aber leicht unter den recht optimistischen Erwartungen mancher Finanzanalysten lagen und die Prognose für das aktuell laufende Quartal mit fünf bis sieben Prozent eher verhaltend ausfiel, gab die Aktie zeitweise deutlich nach. Inzwischen konnte das Papier – auch wegen des Microsoft-Bündnisses – die Verluste wieder ein wenig wettmachen.

(fo)