Philips spendiert seinen LCD-TVs ein neues Betriebssystem

Philips tritt 2024 bei seinen LCD-TVs mit dem eigenen Betriebssystem Titan OS an. Außerdem wird Philips ein LCD-TV mit Mini-LEDs für hohe Kontraste anbieten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Fernseher
Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Smart-TVs mit Flüssigkristalldisplays von Philips nutzen in diesem Jahr ein neues Betriebssystem: Das Titan OS genannte System setzt auf einem Linux-Kernel auf und wurde von der katalanischen Firma Titan OS S.L. entwickelt. Es soll zunächst die Smart-TVs mit LCD-Technik antreiben. Wie der für Bildoptimierung zuständige Chefentwickler Danny Tack erklärt, werde Philips den Wechsel beobachten und künftig gegebenenfalls auch bei höherpreisigen OLED-Fernsehern umsteigen; zunächst könnte hier die OLED709-Serie das neue Titan OS bekommen. Allerdings hängt das wohl auch davon ab, wie gut Nutzer das neue Betriebssystem annehmen.

Hintergrund des Umstiegs: Sämtliche Werbeeinnahmen auf dem Homescreen gehen an den Besitzer des Betriebssystems – und dieses Geschäft wollen die TV-Hersteller nicht nur Google überlassen. So haben Samsung und LG seit langem mit WebOS respektive Tizen eigene Betriebssysteme, während Philips und Sony bislang auf Android TV respektive Google TV angewiesen waren. Wie schwierig es ist, ein eigenes Betriebssystem zu hosten, zeigt sich am Beispiel von Panasonic: Das japanische Unternehmen hat mit My Home Screen ein eigenes OS, nutzt aber auch Google TV, Roku und neuerdings Amazons Fire TV.

Das Titan OS ähnelt äußerlich Android-TV, es ist aber anders aufgebaut und nutzt eine HTML-Oberfläche.

(Bild: Ulrike Kuhlman, c't magazin)

Warum maßgeschneiderte Werbung für die TV-Hersteller so interessant ist, welche Folgen das für Nutzer haben kann und wie man sich dagegen wehren kann, hat c't aufgeschlüsselt:

Der Homescreen des Titan OS wirkt sehr übersichtlich; er hält die üblichen Streaming-Apps von Netflix, Amazon, Disney & Co bereit und setzt auf Empfehlungsbühnen. Die kann man nur ausblenden, wenn man auch die jeweilige Streaming-App vom Startbildschirm verbannt – hier wäre mehr Freiheit wünschenswert. Nicht angebotene Apps soll man per Casting vom Smartphone auf den großen Schirm spiegeln können.

Die Entwickler von Titan OS wollen die Pflege der Apps erleichtern, indem sie Webapps nutzen, die auf dem zentralen Cloudserver fortlaufend aktualisiert werden. Da es sich beim Homescreen im Grunde um eine HTML-Seite im Browser handelt, landet beim Aufruf der Webapps stets die aktuelle Version der Software auf dem TV; ein Update auf dem Fernsehgerät ist deshalb nicht mehr nötig. Ein möglicher Nachteil: Die Geschwindigkeit der Apps hängt von der Internetverbindung ab.

Anders als noch im vergangenen Jahr verkündet handelt es sich beim neuen Betriebssystem übrigens nicht um eine Weiterentwicklung des Saphi-OS, das man bislang in sehr preiswerten Philips-TVs antraf. Offenbar war die Neuentwicklung in Kooperation mit Titan OS S.L. vielversprechender.

Die Mini-LEDs im lokal dimmbaren Backlight des Smart-TVs aus der PML9009-Serie tragen dick auf, das TV wirkt dadurch recht voluminös.

(Bild: Ulrike Kuhlman, c't magazin)

Die neuen Xtra-TVs aus der PML9009-Reihe von Philips nutzen ein Direct-LED-Backlight aus lokal dimmbaren Mini-LEDs im LCD. Sie erzielen damit sehr kontraststarke, helle Darstellungen, was sich insbesondere bei HDR-Inhalten auszahlt. Philips verspricht 1000 cd/m2 Spitzenleuchtdichte. Es wird die Displays mit 55, 65, 75 und 85 Zoll Diagonale geben; sie unterstützen 144 Hertz Bildrefresh.

Die Fernseher als solche fallen durch das Backlight mit knapp acht Zentimeter allerdings erstaunlich dick aus; ihre Form erinnert fast an Philips-TVs aus den 2000er Jahren. Natürlich sind auch die Smart-TVs aus der Xtra-Serie mit Ambilight ausgestattet.

Die meistgekauften Philips-Fernseher dürften indes auch in diesem Jahr die Modelle PUS8909 mit der Bezeichnung "The One" sein. Dabei handelt es sich im LCD-TVs mit Direct-LED-Backlight ohne lokale Helligkeitsanpassung und dreiseitigem Ambilight. Die Displays nehmen nun ebenfalls 144 Hz entgegen, was sie auch für Gamer interessant macht. Die schmal eingefassten Fernseher sind in gebürstetem Anthrazit gehalten und stehen auf einem schwenkbaren Fuß; das große 75-Zoll-Modell wird stattdessen auf zwei Metallfüßen stehen. Preise für die neuen LCD-TV-Modelle hat Philips noch nicht bekanntgegeben.

Mit The One hat Philips im vergangenen Jahr eine neue Serie preiswerter Smart-TVs aufgelegt. Die Geräte verstehen sich auch auf 144 Hertz, was Gamer interessieren dürfte.

(uk)