RWE erhöht Prognose – Bundeskartellamt untersucht Marktmacht

Der Energiekonzern hat überraschend seine Prognose erhöht. Laut Bundeskartellamt liegt RWE über der Schwelle für eine marktbeherrschende Stellung.

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Bis 1990 hieß RWE Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk AG. Angefangen hatte der Konzern vor 120 Jahren mit der Verstromung von Steinkohle in Essen. Heute sieht sich RWE als einer der weltweit führenden Anbieter erneuerbarer Energien.

(Bild: vom RWE-Campus ist Essen, RWE / Andre Laaks)

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RWE wird dank eines "dynamischen Marktumfelds", wie es das Unternehmen nennt, also wegen der gestiegenen Energiepreise für dieses Jahr optimistischer als bisher. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) solle im laufenden Geschäftsjahr, das Mitte März endet, zwischen 3,6 Milliarden und 4 Milliarden Euro liegen, teilte der Konzern am Donnerstag überraschend mit. Zuvor hatte RWE lediglich im besten Fall das untere Ende der Spanne prognostiziert.

Im Kerngeschäft soll das operative Ergebnis zwischen 2,9 Milliarden und 3,3 Milliarden Euro liegen, heißt es in einer Mitteilung. Hierzu zählen bei RWE der Energiehandel, die Segmente Off- und Onshore von Wind und Solar sowie Wasser, Biomasse und Gas.

Das "dynamische Marktumfeld" interessiert auch das Bundeskartellamt, es hat nun seinen dritten Marktmachtbericht (PDF) auf dem Feld der Erzeugung der elektrischen Energie vorgelegt, er deckt den Zeitraum Oktober 2020 bis Ende September 2021 ab. Dabei wurden keine Wind- oder Solarenergieanlagen, auch keine Eigenerzeugung, Bahnstrom und Regelenergie betrachtet, übrig blieben 60 Prozent der Stromerzeugung in Deutschland und Luxemburg. Davon produzierte RWE 2020 laut dem Bericht etwa 25 Prozent der Strommenge.

Diese Marke sei allerdings nur eingeschränkt dafür geeignet, die Marktmachtverhältnisse zu erfassen, heißt es aus dem Amt der Wettbewerbshüter. Das liege an der "fehlenden Speicherbarkeit von Strom, eine kurzfristig sehr unelastische Nachfrage sowie die systemische Bedeutung der Gesamtbedarfsdeckung und mithin Versorgungssicherheit". Daher nutzt das Bundeskartellamt andere Indikatoren.

Laut Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt liegt RWE nach der Analyse über der Schwelle für eine marktbeherrschende Stellung. Wenn zum Jahresende 2021 weitere Atomkraftwerke abgeschaltet werden und der Kohleausstieg fortläuft, werde sich die Marktstellung von RWE weiter verstärken.

In dem betrachteten Zeitraum sei der RWE-Kraftwerkspark in einer deutlich größeren Anzahl von Stunden unverzichtbar gewesen, erläuterte Mundt. Das Jahr sei gekennzeichnet gewesen durch wieder anziehende Stromnachfrage, auch seien erste Kohlekraftwerke abgeschaltet worden. Hinzugekommen sei, dass vergleichsweise weniger Strom aus erneuerbaren Energien eingespeist worden sei. Marktbeherrschend ist im Sinne der Regulierer ein Kraftwerksbetreiber, wenn der Strombedarf in mindestens fünf Prozent der Jahreszeit nicht ohne dessen Kraftwerke gedeckt werden kann.

In einer solchen Situation könne es Anreize geben, die Preise in die Höhe zu treiben, indem Kapazitäten zurückgehalten werden. Auf diese Weise könne ein Unternehmen seine dominante Stellung missbrauchen. Gegen RWE hat das Bundeskartellamt deshalb aber kein Verfahren eröffnet, es beobachtet weiter die Lage. Das Amt ist verpflichtet, solch einen Bericht wie den nun vorgelegten alle zwei Jahre zu veröffentlichen. Der kommende Marktmachtbericht könne aber wegen der besonderen Situation des Strommarkts schon früher als in zwei Jahren vorliegen.

(anw)