Re:publica: Datenerhebung für diese Pandemie und folgende

Bianca Kastl, Expertin für Gesundheitsdaten, gab auf der Re:publica einen Überblick über Ansätze, eine Pandemie digital in den Griff zu bekommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen

(Bild: SOMKID THONGDEE/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Bianca Kastl, Vorsitzende des Innovationsverbundes Öffentliche Gesundheit, hat auf der Konferenz re:publica demonstriert, wie eine umfassende Datenerhebungskette aufgebaut werden kann, die ein "digitales Echtzeitlagebild des Infektionsgeschehens" zeigt. Passend dazu hat just ein ExpertInnenrat der Bundesregierung das Paper "Pandemievorbereitung auf Herbst/Winter 2022/23" veröffentlicht, in der eine solche Datenerhebungskette empfohlen wird, um ein "digitales Echtzeitlagebild des Infektionsgeschehens" abzubilden.

Kastl zeigte, wie umständliche Prozesse durch schlechte Software nicht zu einer wirklichen Digitalisierung führen, sondern zu einer "Degitalisierung". Das erklärte sie beispielsweise anhand von SORMAS. Dabei verwies Kastl auf das Prinzip Hoffnung: Wenn die digitale Zivilgesellschaft die Entwicklung begleitet, wie das bei der Corona-Warn-App mit dem Offenen Brief an das Bundeskanzleramt und Gesundheitsminister passierte, gebe es Chancen für Korrekturen.

Jedoch warnte Kastl vor überzogenen Hoffnungen: Politik und Verwaltungen gingen lieber vermeintlich sichere Wege. Unter diesem Aspekt lässt sich das Papier des ExpertInnenrats (PDF) lesen: "Die derzeit noch sehr präsenten täglichen Meldungen reiner Inzidenzzahlen sollten schrittweise durch ein digitales Echtzeitlagebild ergänzt werden, das die Infektions- und Krankheitslast nach Altersgruppen sowie die Kapazitäten der Krankenhäuser auf Stadt- und Kreisebene differenzierter abbildet." Es solle angestrebt werden, sozioökonomischen Faktoren stichprobenartig zu integrieren. Ein solches Lagebild könne über COVID-19 hinaus für andere Infektionskrankheiten angewendet werden, um die Belastung des Gesundheitssystems darzustellen.

Ein weiteres positives Beispiel aus der eigenen Entwicklung gab Kastl mit IRIS connect, beschrieben als "Vernetzungsbaukasten" für Gesundheitsämter, die unterschiedliche Kontaktnachverfolgungs-Apps anbinden wollen und dafür eine offene Schnittstelle brauchen. Schließlich stellte Kastl den Ansatz für eine neue Impfterminsoftware vor, mit der in virtuellen Warteschlangen einfach eine "Nummer" gezogen wird, zu der ein Impftermin gehört. Die skalierbare Software soll fertig sein, ein Rollout-Konzept ist vorhanden und es gibt ein Go von Lobby-Organisationen, sie im Herbst einzusetzen, wenn möglicherweise ein Run auf Impftermine droht.

Auf der re:publica 2022 selbst liegen mitunter Masken aus, doch zumindest am ersten Tag wurde die für einige Räume ausgewiesene Maskenpflicht sehr lax gehandhabt. Auch die Corona-Warn-App spielt auf der Veranstaltung keine Rolle.

(anw)