Red Hat vernagelt Zugang zu öffentlichen Repositories – Problem für Klone

Red Hat hat angekündigt, keine öffentlichen Quellen von RHEL mehr anzubieten. Das könnte Klonen wie Alma Linux oder Rocky Linux den Hahn abdrehen.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Im Netz entspinnt sich eine Diskussion darum, was für Auswirkungen Red Hats jüngste Ankündigung auf binärkompatible Klone hat. Red Hat will die öffentlich verfügbaren Quellen unter git.centos.org nicht länger frei zugänglich machen. Die dort verfügbaren Quellen machten binärkompatible Nachbauten der Distribution möglich.

Solche Distributionen wie Alma Linux, Oracle Linux oder Rocky Linux erfreuen sich größerer Beliebtheit bei jenen, die sich die Kosten für das Abonnement und den Support von Red Hat sparen möchten und ihn nicht benötigen. Die Klone funktionieren in der Regel als reibungsloser Ersatz zu Red Hat Enterprise Linux (RHEL).

Red Hat hatte mit CentOS einst einen eigenen freien RHEL-Klon im Angebot. Gegen Ende 2021 hat das Unternehmen die Distribution jedoch eingestellt. Seitdem gibt es als freie Alternative lediglich CentOS Stream, eine Art Rolling Release, mit dem Entwickler und Community auch Funktionen kommender RHEL-Releases testen. Es ist damit zwischen Fedora und RHEL angesiedelt.

Red Hat bezieht sich in der Kommunikation der Einschränkung der Zugriffe auf die Quellen der Open-Source-Software denn auch auf CentOS Stream: Diese Fassung solle damit gestärkt werden, und die Quellen dazu blieben verfügbar. Das Unternehmen habe die Quellen unter git.centos.org bislang weiter gepflegt, ohne CentOS daraus zu bauen. Daher wolle man sich auf CentOS Stream mit seiner wachsenden Community konzentrieren. Red Hat-Kunden und -Partner mit Abonnement erhalten weiterhin Zugriff auf die Quellen, betonen die Autoren des Blogbeitrags.

Im Netz wird diskutiert, welche Konsequenzen der Schritt von Red Hat für RHEL-Nachbauten wie Rocky Linux und Alma Linux hat und ob das das Abschließen eines Red Hat-Abonnements und die anschließende Freigabe der Quellen in eigenen Repositories möglich ist. Dort könnten dann andere auf die Quellen zugreifen. Es ist jedoch unklar, ob derartige Mechanismen tatsächlich umsetzbar und juristisch haltbar sind.

Auf Twitter teilt Hayden Barnes den Hinweis, dass die EULA von Red Hat vorschreibe, dass Kunden und Partner keine Red Hat-Produkte oder -Dienste nutzen dürfen, um Konkurrenzangebote zu erstellen, weder direkt noch indirekt. Auch dürfen Abonnenten die Dienste nicht nutzen, um die Software zu verbreiten.

Die Maintainer von Alma Linux rufen zur Gelassenheit auf: "Kein Grund zur Panik! Wir sehen uns die Red Hat-Ankündigung von heute Morgen und die daraus resultierenden Implikationen für uns an", schreiben sie auf Twitter. Bislang scheint das jedoch noch ergebnislos zu sein.

Rocky Linux betont auf Twitter, dass es seit jeher eine der Möglichkeiten war, dass es Änderungen an den Zugriffsmöglichkeiten auf die RHEL-Quellen gebe. Die Maintainer arbeiten demnach an einer Strategie, wie sie sicherstellen, dass es zu keinen Unterbrechungen für Rocky-Linux-Nutzer komme. Die Rocky Enterprise Software Foundation und deren Partner fühlen sich weiter verpflichtet, ein grundsolides Enterprise-Linux zu liefern.

Auf die Anfrage von heise online, wie sich das Unternehmen dazu positioniert, was es damit bezweckt und ob das Ziel ist, zum aktuellen Red Hat Enterprise Linux binärkompatible Klone zu verhindern, wollte Red Hat keine weiteren Angaben machen. Es sei mit dem Blog-Beitrag alles dazu gesagt.

Update

Die Stellungnahme von Red Hat in die Meldung integriert. Der Hersteller will keine weiteren Angaben machen, die über die Informationen im Blog-Beitrag hinausgehen.

(dmk)