Russland will nur ausgewählte VPN-Dienste sperren, nicht ausnahmlos alle

Russlands Telekommunikationsaufsicht darf ab dem Frühjahr unerwünschte VPN-Dienste sperren. Es soll aber nicht alle treffen, wurde nun versichert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
VPN-Dienst auf einem iPhone

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

In Russland sollen ab dem kommenden Frühjahr angeblich nur bestimmte VPN-Dienste und nicht alle blockiert werden. Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA Novosti unter Berufung auf ein Statement des Digitalministeriums gegenüber Abgeordneten der Duma. Vorher habe Anton Tkachev von der regierungsfreundlichen Partei "Neue Leute" (Новые люди) seine Besorgnis über Berichte geäußert, dass schon bald ausnahmslos alle VPN-Dienste in dem Land verboten und gesperrt werden könnten.

Dem hat das zuständige Ministerium dem Bericht zufolge nun widersprochen und erläutert, dass eine Kommission entscheiden werde, welche VPN-Dienste eine Gefahr darstellen und blockiert werden. Es ist nicht das erste Mal, dass Befürchtungen angesichts eines VPN-Verbots entgegengetreten wird.

Russlands Digitalministerium hatte Anfang September angekündigt, dass die Kommunikationsaufsicht Roskomnadsor ab dem Frühjahr 2024 Sperren von VPN-Diensten anordnen können soll. Deren Beliebtheit war in dem Land noch einmal deutlich gestiegen, weil russische Behörden in der Folge des vollständigen Einmarschs in die Ukraine Anfang 2022 verstärkt versuchen, das Internet des Landes vom Rest der Welt zu entkoppeln. Der Nachrichtenagentur Tass zufolge hat Russlands Präsident Wladimir Putin in diesem Sommer dann sogar ein Gesetz unterzeichnet, demzufolge Webseiten mit Erklärungen zur Umgehung von Internetsperren ebenfalls gesperrt werden können.

Blockaden von VPN-Sperren sollen demnach ab dem 1. März 2024 möglich sein, viele Einzelheiten waren aber unklar. So hat die Regierung schon kurz nach der Ankündigung der geplanten Sperrungen versichert, dass die Benutzung von VPN-Diensten nicht unter Strafe gestellt werden soll. Ein paar Tage später hat ein Politiker der Regierungspartei "Einiges Russland" ergänzt, dass es besonders wichtig sei, dass der Zugang zu den Internetplattformen des US-Konzerns Meta gesperrt wird, berichtete Reuters. Dabei geht es also um Facebook, Instagram und WhatsApp. Mit dem jetzt publik gewordenen Statement will die russische Regierung nun Befürchtungen entgegentreten, dass die Benutzung von VPN-Diensten in Russland komplett unmöglich wird.

Virtual Private Networks (VPN) ermöglichen mittels Verschlüsselung und Umleitung des Traffics über eigene Serverstrukturen den Zugriff auf Internetseiten an Netzwerksperren vorbei. Seit dem kompletten Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und der sich anschließenden Entkopplung des russischen Internets vom Rest der Welt ist deren Beliebtheit in dem Land enorm gewachsen. Eine besonders große Welle an Installationen gab es einer externen Analyse zufolge nach der Sperre von Facebook und Instagram, weil deren Mutterfirma Meta als "extremistisch" eingestuft worden war. Insgesamt gehört Russland demnach bereits zu den zehn wichtigsten Staaten für VPN-Anbieter.

(mho)