WTF

Salman Rushdie hat keine Angst vor KI

Für den Friedenspreisträger Salman Rushdie ist Humor eine wichtige literarische Komponente. KI habe sie nicht, meint er.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 37 Kommentare lesen

Salman Rushdie

(Bild: Rachel Elisa Griffith / Friedenspreis des Deutschen Buchhandels)

Lesezeit: 2 Min.

"Salman Rushdie, der Geschichtenerzähler, der Magier der Worte, hat uns in seinen Werken ein Erbe hinterlassen, das uns lehrt, dass wir in der Kunst des Erzählens die Wahrheit finden können, selbst in den Wirbelstürmen der Menschheitsgeschichte." Das kommt dabei heraus, wenn ChatGPT "300 Wörter im Stil von Salman Rushdie" schreiben soll. Würde Rushdie dies als "Müll" bezeichnen? Zum Glück wäre er überhaupt dazu in der Lage, auch wenn die KI den gegenteiligen Anschein zu erwecken versucht.

WTF

Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Jedenfalls wird vom britisch-indischen Schriftsteller, der am heutigen Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels überreicht bekam, dieser Tage von der Frankfurter Buchmesse berichtet, jemand habe ChatGPT gebeten, 300 Worte "im Stil von Salman Rushdie" zu schreiben. "Was dabei herauskam, war totaler Müll. Ich bin also nicht besonders alarmiert", habe Rushdie gesagt.

Allerdings lernten solche Systeme schnell, sagte Rushdie auch. Es beunruhige ihn, dass KI Stimmen nachahmen oder Videos fälschen könne. "Aber was das geschriebene Wort betrifft, bin ich im Moment nicht allzu sehr in Sorge. Denn ChatGPT hat keinen Humor, keine Originalität und ist wirklich ein schlechter Schreiber. So weit, so gut – aber fragen Sie mich nochmal in zehn Minuten."

Die zehn Minuten sind längst vorbei und Rushdie vermutlich nach der Übergabe des Preises gerade anderweitig beschäftigt, als solche Fragen zu beantworten. Aus früheren Interviews mit ihm ist bekannt, dass Humor für ihn eine wichtige literarische Komponente ist. Thomas Mann beispielsweise habe diesen in seinem Werk nicht gezeigt, dafür habe er Genie bewiesen.

Machen wir doch gleich die Nagelprobe. "ChatGPT, schreibe mir einen kurzen Witz im Stil von Thomas Mann:"

"Ein einsamer Wanderer begegnete in den Bergen einem Ziegenhirten und fragte: 'Guter Mann, wie finde ich den Weg zum Glück?'
Der Ziegenhirte blickte tief in die Ferne und antwortete bedächtig: 'Das Glück, mein Freund, ist wie der Nebel in den Bergen. Du kannst ihn suchen, soviel du willst, aber oft, wenn du am wenigsten damit rechnest, umhüllt er dich und du erkennst ihn erst, wenn er schon wieder verschwunden ist.'"

Hat Salman Rushdie recht?

(anw)