Samsung: Galaxy S22 drosselt Leistung in vielen Apps

Das Galaxy S22 von Samsung drosselt die Prozessorleistung in Spielen, bestätigt der Hersteller. Das Feature soll man bald abschalten können.

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(Bild: Samsung)

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Samsung-Handys wie das Galaxy S22 drosseln in Spielen die Prozessorleistung. Entsprechende Nutzerberichte hat Samsung nun bestätigt. Verantwortlich ist demnach der sogenannte "Game Optimizing Service" (GOS), der auf vielen Samsung-Handys vorinstalliert ist.

Das sagte Samsung in einem Statement an US-Medien, darunter Android Police. Bald soll ein Update für betroffene Samsung-Handys erscheinen, das Nutzerinnen und Nutzern die Kontrolle über die Performance ihres Smartphones zurückgibt.

Der Game Optimizing Service soll verhindern, dass Handys überhitzen, teilte Samsung außerdem Nutzerinnen und Nutzern in Südkorea mit. Dieses Statement, dessen Echtheit Samsung gegenüber The Verge bestätigte, wurde vom Twitter-User Dohyun Kim geteilt und übersetzt. Demnach schaltet sich der GOS ausschließlich bei Spielen an, andere Apps seien nicht betroffen.

Damit widerspricht Samsung vorherigen Berichten auf Basis einer 10.000 Apps starken Liste, die auf Twitter kursiert und auch Anwendungen wie Instagram und TikTok umfasst. Diese Liste habe nichts mit den gedrosselten Spielen zu tun, schreibt Samsung in der Nachricht an die südkoreanische Kundschaft.

Zuvor waren mehrere User in Südkorea auf Performance-Drosselung bei diversen Apps aufmerksam geworden. Das Fachmagazin Android Authority trug Berichte und Analysen zusammen, die Samsungs Prozessor-Drossel belegen sollen. Demnach zeigten auf Samsung-Handys diverse Benchmark-Apps Leistung, die in Spielen nicht völlig zum Zug kam. Benchmark-Tools seien keine Spiele-Apps und werden daher nicht gedrosselt, begründete Samsung nun diesen Umstand.

Nach der Kritik an dem Vorgehen möchte Samsung die Möglichkeit in seine Software integrieren, die Performance-Drossel über die GOS abzuschalten. Um mögliche Überhitzung dadurch zu kompensieren, soll der Algorithmus für die Temperaturkontrolle angepasst werden. Garantie für ihre Geräte sollen User, die die Performance-Drossel abschalten, laut dem übersetzten Statement aus dem südkoreanischen Heimatmarkt nicht verlieren. Die Performance-Unterschiede sollen etwa bei 10 FPS liegen, schreibt Samsung in der Nachricht an die Kundschaft.

Welche Geräte überhaupt betroffen sind, ist nicht klar. Dem koreanischen Statement zufolge drosseln Samsung-Smartphones schon länger. Bisher habe es aber Möglichkeiten gegeben, die Drossel aufzuheben, die in einem aktuellen Software-Update im Februar entfernt worden sei. Dieses Software-Update wurde für das S22 veröffentlicht, steht aber möglicherweise auch für andere Samsung-Geräte bereit. Wann ein neues Update mit selbst einstellbarer Performance-Begrenzung erscheint, ist offen.

Der Fall erinnert an das Vorgehen von Samsung-Konkurrent OnePlus, das im vergangenen Jahr Gegenstand von Kontroversen wurde. Der Qualcomm-SoC Snapdragon 888 des OnePlus 9 schnitt in bestimmten Benchmark-Szenarien überraschend schwach ab. Je nach Anwendung nutzte das OnePlus-Smartphone demnach nur bestimmte Kerne des Chips. OnePlus bestätigte schließlich, dass der SoC bei bestimmten Apps gedrosselt wird.

"Wir haben in den vergangenen Monaten daran gearbeitet, die Geräteperformance bei vielen beliebten Apps wie Google Chrome zu optimieren, indem wir die Leistung an die Anforderungen der jeweiligen App anpassen", sagte OnePlus damals. Ziel der Leistungsbeschränkung sei es, die Akkulaufzeit der Handys zu verlängern und die Hitzeentwicklung zu reduzieren. Auch das System von OnePlus funktioniert mit einer Blacklist, auf der Apps wie Facebook, WhatsApp und Instagram stehen. Schließlich räumte OnePlus Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit ein, die Leistungsdrossel auf Wunsch zu deaktivieren.

(dahe)