"Satoshi Nakamoto": Beweise von vermeintlichem Bitcoin-Erfinder beweisen nichts

Der Wirbel um den vermeintlichen Bitcoin-Erfinder Craig Wright geht weiter: Sein öffentlich gemachter Beweis beweist gar nichts - und die Zeitung Economist fordert ihn nun auf, nachzulegen.

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Bitcoin

(Bild: dpa, Jens Kalaene/dpa)

Lesezeit: 5 Min.
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Die Behauptung des australischen Unternehmers Craig Wright, er sei der Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto, stößt immer mehr auf Unglauben. Auch die BBC und der Economist, die zuerst von der vermeintlichen Sensation berichteten, rudern inzwischen zurück. Der Economist forderte Wright in einem Artikel auf, den ersten Absatz eben dieses Artikels mit privaten Schlüsseln zu signieren, die nur der tatsächliche Bitcoinerfinder haben könne. Das solle dann öffentlich gemacht werden, so dass jeder Kundige die Signatur prüfen kann.

Der bisherige Beweis, den Wright in einem etwas wirren Blog-Artikel öffentlich machte, hat keinerlei Aussagekraft über seine Behauptung. Er hat lediglich einen öffentlich bekannten Hash einer Bitcoin-Transaktion von Satoshi in ein neues Gewand gepackt und diesen als Beweis präsentiert. Dieser Hash lässt sich durchaus als von Satoshi signiert validieren – da Wright allerdings keinen neuen Text signiert hat, hat er nicht bewiesen, dass er Satoshi ist.

Das ganze ist ein klassischer Replay-Angriff, was von findigen Köpfen recht schnell erkannt wurde. Das Ganze wirkt eher wie Hochstapelei, denn als ein ehrlicher Versuch, sich glaubhaft zu präsentieren.

Will der Bitcoin-Erfinder sein: Craig Steven Wright

(Bild: By Free license - Free license, CCO, https://commons.wikimedia.o/w/index.php?curid=48498634)

Berichten nach lud eine Wright repräsentierende Firma zu Treffen in ein Londoner Hotel, bei denen er durch Signieren von Nachrichten seine Identität als Satoshi beweisen wolle. Bei den Treffen mit den Journalisten soll er auf Nachfrage nach weiteren Beweisen eher abweisend reagiert haben. Er werde nicht durch Reifen springe, weitere Nachweise sei er nicht bereit zu liefern. Die GQ zitiert ihn mit „Wenn euch das nicht gefällt, fickt euch!“ Obwohl er dem Vernehmen nach auf die Medien zukam, soll er immer wieder betont haben, eigentlich nur in Ruhe gelassen werden zu wollen.

Dennoch wäre es zu leicht, hier nur von kryptografisch unbedarften Medienleuten auszugehen, die sich haben betupfen lassen: Immerhin wohnten auch zwei anerkannte Persönlichkeiten aus der Bitcoin-Szene dem Schau-Signieren bei – der ehemalige Bitcoin-Foundation-Chef Jon Matonis und der von Satoshi selbst zum Nachfolger als Chef-Entwickler erkorene Gavin Andresen. Beide zeigten sich nach der Demonstration und Gesprächen mit Wright zutiefst überzeugt, dass er der Bitcoin-Erfinder sei.

Matonis mag man als Mann der Finanzwelt abtun, aber Andresens Wort als Cheftechnologe der Bitcoin-Foundation hat auch bei solchen Kryptobeweisen Gewicht. Weil er sich so überzeugt zeigte, so schreiben die Journalisten vom Economist, habe man Wright dann doch Glauben geschenkt. Andresen schilderte, dass Wright eine Nachricht signierte, auf einen von Andresen mitgebrachten USB-Stick kopierte und dann auf einem frischen Laptop mit der Wallet-Anwendung Electrum validierte. Das habe ihn, neben dem Auftreten Wrights, sicher gemacht, Satoshi vor sich zu haben.

Allerdings überließ Wright Andresen weder das Gerät noch die signierte Nachricht zur näheren Überprüfung. Als Begründung nannte man ihm die Befürchtung, er könne Informationen leaken, bevor Wright zu seinem öffentlichen Outing bereit sei. Ob dieser privat gezeigte Beweis eigentlich der Pseudobeweis aus dem Blogeintrag ist, ist unklar. Andresen sagte gegenüber der Wired, er habe für diese Diskrepanz auch keine Erklärung, sei aber weiterhin von Wright überzeugt.

Natürlich ist nicht auszuschließen, dass Wright immer noch schlagende Beweise liefert. Wie es gehen kann, zeigte etwa der Macher des Litecoin, Charlie Lee: Er signierte eine Nachricht mit dem privaten Schlüssel des von ihm erzeugten, ersten Blocks der Kryptowährung. Eine andere Möglichkeit wäre es, einen Teil des Satoshi zugeordneten Bitcoin-Schatzes auf eine andere Bitcoin-Adresse zu bewegen. Ebenso könnte er Nachrichten mit dem PGP-Schlüssel signieren, den Satoshi in der damaligen Kommunikation mit seinen Mit-Entwicklern verwendete.

Das in Kombination dürfte zahlreiche Zweifler überzeugen. Selbst in diesem Fall ließe sich zwar noch einwenden, dass Wright sich vielleicht nur der Schlüssel einer anderen Person bemächtigt habe. Aber dann müsste er zumindest detaillierte Informationen über die tatsächliche Identität Satoshis besitzen. Bis jetzt bleibt nur ein widersprüchlicher Auftritt Wrights, der zusammen mit einigen anderen Ungereimtheiten wie rückdatierten PGP-Schlüsseln und wahrscheinlich falschen Angaben bei akademischen Graden, wenig überzeugen kann.

[UPDATE, 3.05.2016, 15:40:]

Craig Wright möchte offenbar nachlegen: Wie die BBC berichtet, wolle er laut einem Sprecher in den kommenden Tagen einen der Nakamoto zugerechneten Bitcoins transferieren. Man darf gespannt sein.

(fab) / (axk)