"Schlimm, schockierend schlimm": China hat Japans Militär gehackt

Ende 2020 haben die USA einen weitreichenden Hackerangriff Chinas auf Japans streng geheime Netzwerke entdeckt. Geschehen ist offenbar trotzdem lange nichts.

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Japanische Flagge aus Partikeln

(Bild: muhammadtoqeer/Shutterstock.com)

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Das chinesische Militär hat sich schon vor Jahren Zugang zu den geheimsten Netzwerken des japanischen Verteidigungsministeriums verschafft und das Land hat es lange Zeit versäumt, adäquat zu reagieren. Das berichtet die Washington Post unter Berufung auf anonyme Quellen aus der US-Regierung und aus Japan. Gemacht wurde die alarmierende Entdeckung demnach schon im Herbst 2020 durch den US-Auslandsgeheimdienst NSA. Die Hacker der chinesischen Volksbefreiungsarmee hätten einen tiefen und dauerhaften Zugang gehabt, über den sie alles abzugreifen suchten, was sie in die Hände bekommen könnten. Gegangen sei es ihnen um Pläne, Fähigkeiten und Einschätzungen zu militärischen Unzulänglichkeiten. "Es war schlimm, schockierend schlimm", meint demnach eine Quelle.

Der Fund sei so verstörend gewesen, dass der NSA-Chef persönlich nach Japan geflogen sei, um den dortigen Verteidigungsminister zu informieren. Der wiederum habe umgehend den Premierminister informiert. Es habe sich um einen der schädlichsten Hacks in der modernen Geschichte des ostasiatischen Landes gehandelt. Japans Regierung habe sich verblüfft gezeigt, aber den Eindruck vermittelt, dass die Angelegenheit geprüft werden soll. Das ist aber offensichtlich nicht ausgiebig genug geschehen, denn ein Jahr später habe man in den USA realisiert, dass Japan nicht genug Fortschritte bei der Abwehr des Angriffs machen würde. Erneut sei eine US-Delegation – entsandt vom neuen Präsidenten Joe Biden – nach Japan geflogen.

Die US-Regierung habe Japan nicht offenbaren wollen, wie genau sie von dem Einbruch erfahren hat und in Tokio habe man befürchtet, dass die NSA selbst ebenfalls Zugang zu den eigenen Netzwerken hat, schreibt die Washington Post. Deshalb habe es ein gewisses Maß an Misstrauen gegeben, das erst spät überwunden worden sei. Beide Länder hätten vereinbart, dass Japan die Verwundbarkeit der Systeme unter Rückgriff auf die eigene Cybersecurity-Industrie untersuchen würde und die NSA die Resultate prüfen und Vorschlägen machen würde. Außerdem habe Japan angekündigt, das Budget für Cybersecurity zu verzehnfachen und den diesbezüglichen Teil des Militärs auf 4000 Personen aufzustocken. Ob und wann Chinas Hacker aus den Netzen geworfen wurden, schreibt die US-Zeitung nicht.

(mho)